|


 Bilder: Kinowelt Filmverleih



|
Flash of Genius
(R: Marc Abraham)
USA / Kanada 2008, Buch: Philip Railsback, Vorlage: John Seabrook, Kamera: Dante Spinotti, Schnitt: Jill Savitt, Musik: Aaron Zigman, mit Greg Kinnear (Bob Kearns), Lauren Graham (Phyllis Kearns), Dermot Mulroney (Gil Privick), Alan Alda (Gregory Lawson), London Angelis (Wade Previck), Tim Kelleher (Charlie Defao), Daniel Roebuck (Frank Sertin), Bill Smitrovich (Judge Michael Franks), Aaron Abrams (Ian Miellor), Andrew Gillies (Paul Previck), Chuck Shamata (Professor Irwin), Jake Abel (Dennis Kearns - 21 years), Grant Boyle (Older Patrick Kearns), Ashton Doudelet (Older Tim Kearns), Josette Halpert (Older Maureen Kearns), Tatiana Maslany (Older Kathy Kearns), Isaac Lupien (Older Bob Kearns Jr.), Mitch Pileggi (Macklin Tyler), Landon Norris (Young Dennis Kearns), Shae Norris (Young Kathy Kearns), Steven Woodworth (Young Tim Kearns), Victoria Learn (Young Maureen Kearns), Dylan Authors (Young Pat Kearns), Liam & Owen Wright (Toddler Bob Kearns Jr.), Gavin & Ben Kuiack (Infant Bob Kearns Jr.), 119 Min., Kinostart: 25. Juni 2009
Wär hätte je gedacht, dass mal jemand einen abendfüllenden Spielfilm über Scheibenwischer dreht - und dass dieser auch noch spannend ist? Was sich zunächst wie eine übergebliebene Idee aus Andy Warhols Filmzeiten anhört, ist die Verfilmung eines Zeitungsartikels. Heutzutage denkt man nicht darüber nach, aber es gab mal eine Zeit, da hatten Scheibenwischer noch keine Intervallschaltung. Was bei Nieselregen bedeutet: Entweder schabt das Gummi quietschend über die eigentlich trockene Scheibe oder der Fahrer wartet, bis die Sicht bereits stark eingeschränkt ist, bevor er den Wischer manuell jeweils nur einmal seinen Job tun lässt.
In solch einer Situation befand sich in den 1960ern der Universitätsprofessor Robert Kearns (Greg Kinnear), und er war sozusagen der Mensch, der zur Lösung dieses Problems wie auserkoren wirkt. In seiner Hochzeitsnacht hatte ihn ein Sektkorken ins Auge getroffen, und da er sich als lebenslanger Tüftler immer um die kleinen Geheimnisse der Natur gekümmert hatte, erinnerte ihn das Wischerproblem an die Membran über dem Auge und die Tätigkeit der Augenlider, und fortan setzte er sich neben seinem Job abends in seine kleine Werkstatt und bastelte an einer Lösung für dieses - ja nicht unbedingt jedem offensichtliche - Problem. Und er fand (und erfand) den Kniff, mit dem der Intervall-Scheibenwischer funktionierte, und wollte dieses Wunderwerk der Technik somit auch auf den Markt bringen. Doch damit begannen seine Probleme, denn auch wenn Kearns in Detroit wohnt und sein Bekannter Gil Previck (Dermot Mulroney mit Pisspottschnitt) nahezu alle großen Automobilhersteller mit Bauteilen beliefert (und somit für den Vertrieb der Kearns’schen Erfindung prädestiniert ist), traut so keiner dem unbeleckten Akademiker eine aus dem Boden gestampfte Produktionsfirma zu und die Ingeniöre bei beispielsweise Ford wollen erstmal - ohne feste Zugeständnisse - sehen, wie das Wunderding, an dessen Fertigstellung man bei allen großen Autofabrikanten bereits experimentiert, denn so funktioniert. Doch Kearns ist argwöhnisch und führt seinen Wischer nur unter absurd wirkenden Sicherheitsmaßnahmen vor - was aber gar nichts daran ändert, dass man bei Ford und anderswo kurz darauf den Durchbruch bei dem Problem - vermeintlich ohne Einfluss Kearns - vollbringt, und damit beginnt Kearns Kampf gegen die Konzerne, die natürlich mehr Geld und bessere Anwälte - und schlichtweg einfach mehr Zeit haben.
Der Film schildert diesen Kampf, bei dem sich Kearns wie ein Dachs immer mehr in die übermächtigen Gegner verbeisst, und sich dabei unter anderem von seiner Frau Phyllis (Lauren Graham, die Mutter aus Gilmore Girls) und den gemeinsamen Kindern entfremdet. Ein sehr amerikanisches Thema, das momentan, wo die Automobilindustrie in Detroit unterzugehen scheint, sehr aktuell wirkt.
Das Interessanteste an dem Film ist, dass man als Zuschauer auch irgendwann an Kearns zweifelt, der schließlich nur noch für die Wahrheit und um eine offizielle Entschuldigung und ein Schuldeingeständnis kämpft, wo ihm im außergerichtlichen Vergleich mittlerweile Summen angeboten werden, die kein normaler Mensch (noch dazu mit Familie) ausschlagen würde. Ob Kearns letztendlich nur einen moralischen Sieg, einen Pyrrhussieg ohne die finanzielle Abfindung oder gar einen Rückschlag hinnehmen muss, das wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten.