Die Kinder der Seidenstraße
(R: Roger Spottiswoode)
Originaltitel: The Children of Huang Shi, Australien / China / Deutschland 2008, Buch: Jane Hawksley, James MacManus, Kamera: Xiaoding Zhao, Schnitt: Geoffrey Lamb, Musik: David Hirschfelder, Production Design: Steven Jones-Evans, Art Direction: Xin Ming Huang, Peta Lawson, mit Jonathan Rhys Meyers (George Hogg), Radha Mitchell (Lee Pearson), Chow Yun-Fat (Chen Hansheng), Michelle Yeoh (Mrs. Wang), Guang Li (Shi-Kai), Lin Ji (Horse Rider), Matt Walker (Andy Fisher), Anastasia Kolpakova (Duschka), Ping Su (Eddie Wei), David Wenham (Barnes), 125 Min., Kinostart: 8. Oktober 2009
Der aus Kanada stammende Roger Spottiswoode war in den 1970ern als Cutter mitbeteiligt an einigen knallharten Sam-Peckinpah-Filmen (Straw Dogs und Pat Garrett & Billy the Kid), drehte in den Achtzigern u. a. den Kriegsfilm Under Fire (mit Nick Nolte) und den Thriller Shoot to Kill (mit Sidney Poitier und Tom Berenger), und in den Neunzigern hat man ihn immerhin noch einen Bond-Film (Tomorrow Never Dies) drehen lassen. In dem Bond spielte damals Michelle Yeoh mit, die auch bei The Children of Huang Shi wieder dabei ist. Doch der zuletzt vor allem fürs Fernsehen tätige Regisseur hat mittlerweile den Biss verloren, hier hat man es zwar mit einem Kriegsfilm zu tun, doch mit einem ziemlich weichgespülten Exemplar, bei dem die Präsentation der süßen Waisenkinder offenbar eine höhere Priorität hatte als die Darstellung der politischen Hintergründe, die hier zugunsten einer Drehgenehmigung in China offenbar ein wenig geschönt wurden.
Die Geschichte des Journalisten George Hogg (Jonathan Rhys Meyers), der reichlich naiv während des Bürgerkriegs der 1930er (laut Presseinfos 1937) im japanisch okkupierten Nan jing (bzw. Nanking) landet, erinnert zunächst noch an die gelungeneren Vertreter des Genres, doch bald, wenn sich zahlreiche der vermeintlich toten Statisten regen, die Geschichte sich allzu drehbuchkonform entwickelt und schon bald mit Radha Mitchell die obligatorische Frau an seiner Seite auftaucht, mit der zusammen dann heldenhaft die "Kinder der Seidenstraße" gerettet werden sollen, hat man schnell das Gefühl, dass es sich hier um eine Art "David Lean für Arme" handelt. Mit Kindern!
Leider werden einem in Deutschland immer wieder Filme in der deutschen Synchronfassung gezeigt, und wenn dann ein Filmdialog folgt wie "Sie sind nicht gerade eine Lady, aber eine mutige Frau, die mehr als schön ist", dann will man immer noch daran glauben, dass das im Original etwas besser klingt. Doch bei diesem Film fällt einem dieser Optimismus schwer, denn die Art und Weise, wie hier die Waisenkinder auch unter sich schnell deutsch (bzw. im Original wohl Englisch) sprechen, zeugt einfach davon, dass man sich nicht wirklich viele Gedanken darüber gemacht hat, was man hier eigentlich gedreht hat. Ein paar pittoreske Landschaften, ein historischer Hintergrund, über den die meisten Zuschauer wenig wissen werden (da spart man sich unnötige Recherche), und dazu halt die süßen Kinder. Mit ein paar Fördergeldern werden dann zweitklassige oder ein wenig abgehalfterte Darsteller engagiert, die das Ganze hurtig runterfilmen, und fertig ist die Laube! Ein Tantenfilm, der selbst noch einigen Tanten zu langweilig sein wird.