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Fotos © Delphi Filmverleih
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Looking for Eric
(R: Ken Loach)
UK / Frankreich / Italien / Belgien / Spanien 2009, Buch: Paul Leverty, Kamera: Barry Ackroyd, Schnitt: Jonathan Morris, Musik: George Fenton, mit Steve Evets (Eric Bishop), Matthwe McNulty (junger Eric), Eric Cantona (Eric Cantona), Lily (Stephanie Bishop), Laura Ainsworth (junge Lily), Sam (Lucy-Jo Hudson), Ryan (Gerard Kearns), Jess (Stefan Gumbs), Meatballs (John Henshaw), Spleen (Justin Moorhouse), Jack (Des Sharples), Monk (Greg Cook), Judge (Mick Ferry), Smug (Johnny Travis), Zac (Steve Marsh), Fenner (Ryan Pope), 116 Min., Kinostart: 5. November 2009
Einen Film von Ken Loach (The Wind That Shakes The Barley) anzusehen, das ist wie einen alten Bekannten zu treffen. Man kennt einander, weiß, wie der andere tickt, man hat sich schon lange auf gemeinsame Begriffe geeinigt, das Gespräch kann beginnen.
So ist auch Looking for Eric, der Film um das gescheiterte Leben eines kleinen Postbeamten und sein großes Idol, den Ex-Fußballer Eric Cantona, ein Film über einfache Leute, schwierige Lebensumstände und die Kraft der Solidarität.
Eric, der Postbeamte (Steve Evets), hat sein Leben ganz schön in die Sackgasse manövriert. Zu Hause warten zwei halbwüchsige Stiefsöhne (Gerard Kearns, Stefan Gumbs), deren Mutter (Stephanie Bishop), Erics große Liebe, die Familie schon vor Jahren verlassen hat und die ihm auf dem Kopf herumtanzen. Auch seine Arbeit bewältigt Eric schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Ein klassischer Fall von Burn-out.
Der Film beginnt mit einem bizarren Selbstmordversuch Erics, der wie ein Besessener einfach immer weiter in einem Kreisverkehr in die falsche Richtung fährt in der offensichtlichen Hoffnung, es möge bald gründlich knallen und er sei erlöst. Es kommt zum Unfall, Eric überlebt.
Der Unfall alarmiert Erics Kollegen (Solidarität!), die fest entschlossen sind, ihm zu helfen. Sie entdecken seine häuslichen Briefdepots voller nicht zugestellter Post, helfen ihm, die missratenen Knaben zu manierlichem Betragen anzuhalten und unterstützen ihn, wo sie können.
Den Wandel eines von Minderwertigkeitsgefühlen Geplagten zur Selbstakzeptanz begleitet hingegen kein Geringerer als der märchenhafte Eric Cantona persönlich, der leibhaftig lebendig gewordene Held von Erics Schlafzimmerposter. Cantona erteilt liebevolle Lektionen in Sachen Selbstbewusstsein, mahnt Handlung an anstelle von Jammern, lässt Ausreden nicht gelten, gibt gewissermaßen keinen Ball verloren. Eric ist beeindruckt. Cantonas Fußballerpoesie berührt ihn, leuchtet ihm ein, baut ihn auf, hat das Zeug zum Mantra. („I’m not a man. I’m Cantona.“)
Als einer der halbwüchsigen Söhne ernsthaft Ärger bekommt mit dem lokalen Gangsterboss, fährt zur Kiez- und Personenrettung ein ganzer Bus voll Cantonas vor. Das ist wirklich lustig.
Ken Loachs Sympathie für die kleinen Leute spiegelt sich in der großen Aufmerksamkeit für Details. In dem liebevoll in die Fugen der Küchenfliesen verbrachten Dreck, der sorgsam unordentlichen Wohnung, Erics überzeugend ungepflegtem, ungesundem Aussehen, das nach und nach einer frischeren Gesichtsfarbe weicht. In dem Humor, dem Wortwitz, der Situationskomik, die anstelle des Sozialdramas die Sozialkomödie setzt. Loachs Film ist ein Märchen. Sein Credo: Wir könnten das Paradies auf Erden haben, wenn wir alle nur ein bisschen nett zueinander sind.