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Paranormal Activity
(R: Oren Peli)
USA 2007, Buch, Schnitt: Oren Peli, Sound Design: Mark Binder, mit Katie Featherston (Katie), Micah Sloat (Micah), Mark Fredrichs (The Psychic), Amber Armstrong, Randy McDowell, Ashley Palmer, Tim Piper, 86 Min., Kinostart: 19. November 2009
Der Vergleich mit dem Blair Witch Project drängt sich auf: Ein preiswert erstellter Film (die Angaben schwanken zwischen 11.000 und 15.000 US-Dollar) mit unbekanntem Regisseur und Darstellern, der ein übernatürliches Phänomen wie real darstellt und den Figuren selbst die Kameraführung überantwortet. Statt mit Schlafsäcken und Zelten bewaffnet einer Hexe nachzuspüren, wird das junge Paar Katie und Micah im neuen gemeinsamen Haus von seltsamen Geräuschen verfolgt, und da Katie ähnliche Phänomene bereits mit 8 und 13 Jahren erlebte (ihr Elternhaus ging aus ungeklärten Gründen in Flammen auf), nimmt sie den Rat eines für Übernatürliches empfänglichen Experten in Anspruch, der dem den Spuk auf den Grund gehen wollenden Micah den Rat gibt, das dämonische Geisterwesen nicht zu provozieren oder zu Spielchen herauszufordern. Außerdem sollen die beiden durch gewollte Kontaktaufnahmen das Ganze nicht eskalieren lassen, “negative Energien” sollen vermieden werden und die Nummer eines auf Dämonologie spezialisierten Kollegen gibt der hilfsbereite Herr auch noch ab.
Und so schaukelt sich der über 21 Nächte ziehende Grusel langsam nach oben, von zunächst rein akustischen Wahrnehmungen kommt es zu einem Schlüsselbund, das am Morgen nicht mehr da liegt, wo es gegen Abend lag, eine sich um 10 Zentimeter auf- und zubewegende Tür und vor allem um den ausbrechenden Streit zwischen der verängstigten Katie und dem testosterongesteuerten Micah, der sich nicht so einfach einschüchtern lässt. “What the fuck was that?” “Nobody comes into my house and fucks with my girlfriend!”
Nacht für Nacht zeigt die Kamera das schlafende Paar und die links daneben offenstehende Tür, die sich auf der Leinwand zum Augenmagneten entwickelt, auch wenn zunächst nur viel Gerumpel zu hören ist. Doch nach und nach gehen auch Lichter an und aus, man sieht schemenhafte Schatten, und im zu Beweiszwecken verstreuten Mehl tauchen eindeutige Spuren auf. Gegen den expliziten Wunsch seiner Freundin besorgt sich Micah ein Ouija Board, um endlich zu erfahren, was der ruhelose Geist eigentlich will, doch der bruchstückhafte Name “D-I-A-N-N-E” und eine im Internet ausfindig gemachte Dame, die in den 1960ern ganz ähnliche Erfahrungen machte, helfen nicht wirklich weiter, und wenn dann der “Psychic” ein zweites Mal bestellt wird, und nur noch meint, er müsse den Ort schnell verlassen, könne den beiden nicht helfen, und auch eine Flucht würde ihnen nichts bringen, da das Wesen irgendwie auf Katie “abonniert” ist, da ist der Terrorpegel bereits auf etwa 70%.
Paranormal Activity ist besser durchdacht als Blair Witch und auch die schauspielerischen Anforderungen sind auf die Fähigkeiten der Darsteller besser abgestimmt. Auch ist der Schluss nicht ganz so enttäuschend, aber im Grunde genommen bietet der Film abgesehen von dem Phänomen, dass man auch ohne Superstars und Rieseneffektbudget viele Zuschauer ins Kino locken kann, nichts wirklich neues. Es gibt allerdings einige wirklich gelungene (und durchaus überraschende) Szenen, und gerade für Genre-Neulinge wird auch ohne große Splattereffekte der Adrenalinspiegel hochgetrieben (“It’s only trying to scare us” - “Well, it’s working, I’m scared!”).
Horrorgeschulte Experten hingegen werden eher amüsiert sein, und wenn Katie des Nachts aufsteht, eine gute Stunde lang fast reglos im Schlafzimmer steht (das Filmmaterial wird per Zeitraffer immer zu den wichtigen Stellen vorgespult), um dann einfach das Zimmer zu verlassen. Da sagt man dann schon mal zum Nachbarn: “Pass auf, gleich kommt sie mit einem Sandwich zurück ...”