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Fotos © 2010 Twentieth Century Fox
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Crazy Heart
(R: Scott Cooper)
USA 2009, Buch: Scott Cooper, Lit. Vorlage: Thomas Cobb, Kamera: Barry Markowitz, Schnitt: John Axelrad, Musik: Stephen Bruton, T-Bone Burnett, mit Jeff Bridges (Bad Blake), Maggie Gyllenhaal (Jean Craddock), Robert Duvall (Wayne), Colin Farrel (Tommy Sweet), Ryan Bingham (Tony), Jack Nation (Buddy), Rick Dial (Wesley Barnes), Tom Bower (Bill Wilson), Richard W. Gallegos (Jesus / Juan), 112 Min., Kinostart: 4. März 2010
Den Golden Globe hat Jeff Bridges für seine Darstellung eines abgehalfterten Country-Sängers in Crazy Heart schon bekommen (sein großer Bruder Beau hat davon übrigens zwei rumstehen), und die Chancen für einen Oscar stehen auch gut. Bereits zum fünften Mal ist Bridges für den Oscar nominiert, zum ersten Mal bereits 1971 für Peter Bogdanovichs The Last Picture Show, gleich drei Jahre erneut für Michael Ciminos Thunderbolt and Lightfoot (dt.: Die Letzten beißen die Hunde), und erstmals für eine Hauptrolle ausgerechnet in John Carpenters Starman (1984), wo er den blauäugigen Außerirdischen mimte. Bridges' vierter Anlauf auf den Oscar, The Contender (2000, dt.: Rufmord - Jenseits der Moral) lief in Deutschland mit zweijähriger Verspätung und ziemlich unbeachtet.
Weitaus bekannter ist Bridges für seine Auftritte in Steve Kloves' The Fabulous Baker Boys, Terry Gilliams The Fisher King oder The Big Lebowski von den Coen-Brüdern, und so, wie diese Filme das Bild des Darstellers und seiner späteren Rollen prägten, so ist "Bad Blake" in Crazy Heart auch eine Art Amalgam aus diesen darstellerischen Leistungen. Der ehemalige Country-Star (vgl. u. a. Fabulous Baker Boys) ist ziemlich abgestürzt (vgl. u. a. The Fisher King) und hat nun ein Alkohol- und Imageproblem (vgl. u. a. The Big Lebowski). Bridges zelebriert diese Rolle, er schleppt sich aufgeschwemmt, betrunken und verschwitzt auf die Bühne, sieht seine Urin-Flasche als wichtigsten Reisebegleiter auf seiner Tingeltour durch Bowling Alleys und Kaschemmen, und wenn er morgens neben einem Groupie aufwacht, der so wie er schon bessere Zeiten erlebt hat, hält er sich nicht mit einer unangebrachten Wiederherstellung seiner Würde auf. "I used to be somebody, but now I'm somebody else."
In diesem Moment seines Lebens tritt die erheblich jüngere Provinz-Journalistin Jean (Maggie Gyllenhaal) in sein Leben, und Blake versucht, sein Leben noch einmal umzukrempeln, doch es fragt sich, ob es dafür nicht schon zu spät ist. Über Jeans vierjährigen Sohn Buddy findet Blake den Weg in seine Vergangenheit (er sah seinen eigenen Sohn Stephen zuletzt, als dieser ebenfalls 4 Jahre alt war), und der Junge fixiert sich aufgrund fehlender Vaterfigur und dem neugewonnenen Spielkameraden sehr auf Blake, der auch noch Geschenke mitbringt und mit seinem Bart an Santa Claus erinnert. Schließlich machen die beiden "Jungs" sogar die Gegend unsicher, während Mutter Jean sich um ihren Job kümmern kann. (Blake: "We're gonna find some trouble we can get into." --- Buddy: "Yeah, big trouble.")
Nebenbei gibt es noch Robert Duvall als väterlichen Freund, Colin Farrell als mittlerweile viel erfolgreicheren ehemaligen Protegé (die Beziehungsdynamik erinnerte mich an Neil Young und Eddie Vedder) - und natürlich den Soundtrack von Stephen Bruton und T. Bone Burnett, für den Burnett mit dem auch als Musiker im Film auftretenden Ryan Bingham auch einige Songs beitrug wie den Titelsong The Weary Kind (auch schon mit einem Globe ausgezeichnet und für den Oscar nominiert). Den Jeff Bridges natürlich auch noch überzeugend darzubieten weiß.
Scott Cooper bietet in seinem Regiedebüt eine etwas konventionell aufgelöste, aber durchweg interessante Geschichte, die von den hervorragenden Darstellern auch noch gestützt wird. Ein kleiner, bodenständiger, sympathischer Film, wie sie in den Staaten leider immer seltener gedreht werden. Sehr zu empfehlen.