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22. April 2010
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Here & There (R: Darko Lungulov)
Here & There (R: Darko Lungulov)
Fotos: Vanja Bjelobaba
Here & There (R: Darko Lungulov)
Here & There (R: Darko Lungulov)
Here & There (R: Darko Lungulov)


Here & There
(R: Darko Lungulov)

Originaltitel: Tamo i ovde, Serbien / USA / Deutschland 2008, Buch: Darko Lungulov, Kamera: Mathias Schöningh, Schnitt: Dejan Pejovic, Musik: Dejan Pejovic, Kostüme: Zora Mojsilovic, mit David Thornton (Robert), Mirjana Karanovic (Olga), Branislav Trifunovic (Branko), Jelena Mrdja (Ivana), Cyndi Lauper (Rose), Antone Pagan (Jose Escobar), Max King (George), Fredda Lomsky (Russian Lady), 85 Min., Kinostart: 22. April 2010

Der abgebrannte New Yorker Musiker Robert (David Thornton) lässt sich darauf ein, nach Belgrad zu fliegen und dort eine Frau zu heiraten, damit diese ein Visum für die USA bekommt. Anders als bei Green Card geht es aber in dem Film nicht um eine Scheinehe, die zur richtigen wird (Romantic-Comedy-Entwarnung), sondern um die veränderte Lebenssituation Roberts in Serbien. Der verbitterte Robert unterhält sich auf der Straße mit wildfremden aber sympathischen Personen, und auch mit Olga, der Mutter seines "Auftraggebers", versteht er sich sehr gut.

Olga wird übrigens von einem serbischen Schauspielurgestein gespielt. Mirjana Karanovic spielte schon in Emir Kustoricas Frühwerk Papa ist auf Dienstreise (1985) mit (weitere Zusammenarbeiten folgten), dann war sie die erste serbische Schauspielerin, die nach dem Jugoslawienkrieg wieder in Kroation drehte (Svjedoci / Witnesses gewann den Friedensfilmpreis auf der Berlinale 2004), und beim Berlinale-Gewinner Grbavica / Esmas Geheimnis war sie auch wieder dabei.

Here and there ist vom Tonfall her sehr ähnlich wie der jüngst (ebenfalls mit Verspätung) in Deutschland gestartete The Visitor, die leicht ramponierten, aber dadurch umso liebenswerteren Darsteller sind weit entfernt vom Schönheits- und Jugendwahn, aber dafür bieten sie nachvollziehbare Figuren und eine richtige Geschichte. David Thornton als Robert (der übrigens seine Gattin Cyndi Lauper mit in den Film eingebracht hat) wirkt trotz seiner wirren Frisur und dem leicht schäbigen Anzug extrem cool, wie Nick Cave, Leonard Cohen oder jemand aus einem frühen Jarmusch-Film, und der culture clash wirkt komplett überzeugend, unter anderem auch ganz einfach deshalb, weil der Regisseur Darko Lunguluv selbst das damalige Jugoslawien verließ, um in New York Film zu studieren, und wie die Filmfigur Branko arbeitete er dort auch als Umzugshilfe. Der Blick des Außenstehenden wie des Heimkehrers auf die Skyline von New York bzw. Belgrad bestimmt diesen Film. Im Plattdeutschen sagt man dazu "wat den eenen sin uul is den annern sin nachtigall". Der Kameramann des Films wurde übrigens im niedersächsischen Uelzen geboren, das zu jener Zeit auch meine Heimat war. Und diese (in meinem Fall etwas konstruierte) Verbundenheit dürfte fast jeder Zuschauer (so er nicht Action, Spezialeffekte und nackte Frauen benötigt und schon nach drei Minuten unruhig auf dem Sitz zappelt) bei diesem Film spüren. Für solche Erlebnisse wurde das Kino erfunden, nicht für 3D-Brillen!