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12. Januar 2011
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Satte Farben vor Schwarz (R: Sophie Heldman)
Satte Farben vor Schwarz (R: Sophie Heldman)
Bildmaterial: Farbfilm Verleih
Satte Farben vor Schwarz (R: Sophie Heldman)
Satte Farben vor Schwarz (R: Sophie Heldman)
Satte Farben vor Schwarz (R: Sophie Heldman)


Satte Farben
vor Schwarz
(R: Sophie Heldman)

Deutschland / Schweiz 2010, Buch: Sophie Heldman, Felix zu Knyphausen, Kamera: Christine A. Maier, Schnitt: Isabel Meier, Musik: Balz Bachmann, mit Senta Berger (Anita), Bruno Ganz (Fred), Barnaby Metschurat (Patrick), Carina Wiese (Karoline), Leonie Benesch (Yvonne), Sylvana Krappatsch (Frau Kramer), Thomas Limpinsel (Mathis), Traute Hoess (Frau Koch), Ruth Glöss (Margot Mulder), Carlo Ljubek (Taxifahrer), 85 Min., Kinostart: 13. Januar 2011

Pensionär Fred (Bruno Ganz) sagt seiner Frau Anita (Senta Berger), dass er ins Büro geht - und diese fällt fast aus allen Wolken, als sie zufällig herausbekommt, dass Fred sich stattdessen eine Wohnung gekauft hat - »zum Nachdenken«.

Erst nach und nach erfährt man in Satte Farben vor Schwarz, worum es eigentlich geht. Zum Beispiel um Freds Krebs, den er nicht behandeln lassen will (deshalb das Nachdenken). Das ist zunächst recht spannend, ähnlich wie auch die akustische Umsetzung des Filmtitels (relativ offensichtlich eine Art »Aufbäumen« vor dem Tod): Immer wieder durchschneiden leise Geräusche die Stille des von den Kindern verlassenen mittlerweile zu großen Hauses - das Plätschern der Badewanne, das Knistern einer Zeitung, eine tickende Uhr, ein Messer kratzt über eine Toastscheibe. Nachlassendes Licht in einem durch Gardinen verdunkelten Zimmer, lauter gute Ideen zu diversen Variationen des selben Themas, und dies in einem Abschlussfilm an der dffb, der nun auch das Kinodebüt der bereits in vielen Positionen der Filmproduktion erfahrenen Enddreißigerin Sophie Heldman wird.

Doch abgesehen von diesem übermächtigen Thema wirkt der Film zerfahren. Die Familie wird vorgestellt, auf der Hochzeit rezitiert die Enkelin Yvonne (Leonie Benesch) ein Gedicht, später erfährt sie von Opa Freds früherer Geliebten Kim, während dieser parallel fernab seiner Rolle als »Ex-Chef« seine frühere Sekretärin Frau Kramer trifft, dann der Abiball, auf dem die Alten noch mal tanzen, bevor dann wieder die zugezogenen Vorhänge vorm Panoramafenster die Atmosphäre und den möglichen Ausgang des Films (das Schwarz, die Stille) überdeutlich implizieren. Nach diversen Jahrzehnten scheint die Ehe zu zerbrechen, Anita sucht sich eine Senioren-Residenz, Fred bleibt trotzig. »Ich möchte die Zeit, die mir verbleibt, nicht als Patient verbringen.«

Ganz ähnlich wie bei Love & Other Drugs, der eine Woche später in die Kinos kommt, und noch viel größere Probleme hat. Doch - und jetzt kommt ein Spoiler! - was die betagtere Lovestory ganz tief runterzieht ist ihr Ende, das einerseits unvermeidbar scheint, andererseits zur Kernaussage, zur Existenzberechtigung des Films wird, der dadurch (mit anderthalb Stunden Verspätung?) zur Totgeburt wird. Die satten Farben verblassen, was bleibt ist Dunkelheit.