Originaltitel: Chalet Girl, United Kingdom / Deutschland / Österreich 2011, Buch: Tom Williams, mit Felicity Jones (Kim Matthews), Ed Westwick (Jonny), Bill Nighy (Richard), Brooke Shields (Caroline), Tamsin Egerton (Georgie), Bill Bailey (Bill), Sophia Bush (Chloe), Gregor Bloéb (Bernhard), Adam Bousdoukos (Willy), Nicholas Braun (Nigel), Ken Duken (Mikki), 96 Min., Kinostart: 17. März 2011
Mitunter wird man als Kritiker schwer gefordert, wenn man sich anhand spärlicher Notizen an einen vor sieben Wochen gesehenen Film erinnern soll, den man eigentlich schon nach sieben Minuten erfolgreich verdrängt hatte. Chalet Girl, hierzulande mit dem hochgradig bekloppten »deutschen« Titel Powder Girl versehen (soll wohl auf Puder- oder Pulverschnee verweisen, was aber ohne »Snow« im Titel nicht funktioniert), ist dadurch, dass es sich um einen britischen Film handelt, der in einer deutschsprachigen Gegend (den österreichischen Alpen) spielt, potentiell eigentlich sympathisch. Aber dieses Potential wird schnell verspielt. Zum Beispiel dadurch, dass der männliche Hauptdarsteller (den - insbesondere weiblichen - Fans bekannt aus der Fernsehserie Gossip Girl) hier als posher Märchenprinz auftreten soll, der dann aber für das working girl Kim (Felicity Jones) den Klassenunterschied vergisst. Dummerweise kommt er aber nicht nur zu Beginn des Films ziemlich arrogant daher, die unverzichtbare Chemie zwischen dem vermeintlichen Traumpaar erinnert an die Chemie- bzw. Physikstunden meiner Schulzeit. Man initiiert ein Experiment - nichts passiert. Dann folgt ein zweites Experiment, und man wiederholt das Ganze, bis irgendwann dann doch mal ein kleiner Funke überspringt. In diesem Film bedeutet das: Immer wieder gemeinsame Szenen, auch mal textilfrei, und nach einer längeren Montage mit viel geheucheltem Spaß am Leben wird dann schon jeder Zuschauer verstanden haben, dass sie das Paar des Films sind (was trotz Arroganz schon sieben Sekunden nach dem ersten Auftritt von »Jonny« unübersehbar war).
Für den Film spricht seine Britishness, unter anderem repräsentiert durch Bill Nighy oder den mit unzähligen Tupperware-Schalen voller Auflauf zurückgelassenen Vater Kims. Für’s deutsche Publikum hat man noch den hiesigen Komiker Ken Duken eingebaut, der immerhin für einige Lacher sorgt (»Mikki, single guy from Finland« --- »Kim, not interested from Britain«).
Doch die »snowmantic« Comedy hat den Filmemachern nicht gereicht, und der Film ist gleichzeitig auch noch ein Sportfilm übers Snowboarding, wobei Kim ein wenig überzeugend inszeniertes Trauma öfters einen Strich durch die Rechnung macht, und man sich fragt, warum bei einem österreichischen Wettbewerb in einem britischen Film das Preisgeld in US-Dollar angegeben werden muss. Mal ganz abgesehen davon, dass der Wettbewerb als solcher eine ziemliche Lachnummer ist, bei der es womöglich vor allem darum ging, alles auf solch ein Pups-Niveau herabzusenken, dass man ohne riesigen Aufwand an Stuntmännern und Computereffekten unsere »Gold-Kim« halbwegs überzeugend in Szene setzen kann. Man schrabbt mit seinem Board über drei Hindernisse (darunter ein »uriger« alter Tisch - echte »Hüttengaudi«!) und absolviert dann noch einen Sprung. Nie war ein internationaler Wettbewerb so poplig. Und leider lässt sich dieses Urteil auch auf den Film ausweiten.