Serbien/Deutschland 2010, Originaltitel: Zena sa slomljenim nosem, Buch: Srdjan Koljevic, Kamera: Goran Volarevic, Schnitt: Marko Glusac, Musik: Mario Schneider, mit Nebjosa Glogovac (Gavrilo), Anica Dobra (Anica), Branka Katic (Biljana), Jasna Zalica (Jadranka), Nada Sargin (Jasmina), Nikola Rakocevic (Marko), Vuk Kostic (Stefan), Ljubomir Bandovic (Taksista Rajko), Stipe Erceg (Vuk), 105 Min., Kinostart: 21. Juli 2011
Überlagert vom Untergang eines Radiosenders verdichten sich in Belgrad die Schicksale von sechs Personen, die der Zuschauer trotz aller Hürden gerne zu drei Paaren zusammengefügt sähe.
Da ist der Taxifahrer Gavrilo, der vom Leben und den Menschen nichts mehr erwartet, zu tief haben ihn die Verluste im Krieg in seiner bosnischen Heimat verletzt. Eingehüllt in seinen Missmut bringt ihm eine Kundin nichts als Ärger. Nicht nur, dass sie mit einer blutenden Nase in sein Taxi einsteigt, sondern, weil er kein Taschentuch für sie hat, aus dem Auto steigt und sich von der Belgradbrücke stürzt. Problem für Gavrilo ist nur, dass sie ihr Baby zurückgelassen hat. Fortan ist er bemüht, das Kind mit der Mutter wieder zusammenzubringen.
Hinter Gavrilo fährt die Lehrerin Anica, die sich in ihr Elend eingehüllt hat, seit ihr kleiner Sohn überfahren und der Täter dafür nicht belangt wurde. Aus dieser Lethargie versucht sie der Schüler Marko herauszureißen, der sie sowohl fasziniert wie auch abstößt.
Der Brückensturz veranlasst die Apothekerin Biljana statt weiterer Heiratspläne mit ihrem Verlobten zu schmieden, sich aus seinem Auto in das von Anica zu stürzen, die ihr künftig Zuflucht gewähren wird. Auch Biljana hat einen schweren Verlust erlitten. Bei Suche nach Linderung des Schmerzes trifft sie Stefan wieder, der sie liebt.
Nebjosa Glogovac als Gavrilo gelingt es, zunächst dessen Desinteresse am Leben und folgend die beginnende Neugier am fremden und damit seinen eigenem Leben darzustellen. Das ausgewogene Schauspielerensemble vermag es im Gegensatz zu Filmen mit vergleichbaren Themen Figuren zum Leben zu erwecken, denen der Zuschauer abnimmt, wie sie
sowohl in ihrer eigenen Welt eingeschlossen leben, ohne dass sie sich aber außerhalb der sie umgebenden Welt stellen. Wie und ob es den drei Protagonisten gelingt, aus der selbst auferlegten Starre herauszufinden, erzählt Regisseur Srdjan Koljevic, der auch das Drehbuch schrieb, mit lakonischen Bildern. Die zu Beginn hingeworfenen Puzzleteile finden in aller Ruhe zueinander, auch wenn das entstehende Bild nicht für alle Beteiligten erfreulich ist. Immer wieder kreist Film um die meist nächtliche Belgrad-Brücke, die Auslöser des Durcheinanders war. Im regnerischen Belgrad, in dem viel Kaffee getrunken wird, findet am Ende nur ein Paar zusammen, die anderen müssen weiter auf das Verschwinden ihrer Narben warten.