USA 2011, Originaltitel: The Muppets, Buch: Jason Segel, Nicholas Stoller, Kamera: Don Burgess, Schnitt: James M. Thomas, Musik: Christophe Beck, mit Jason Segel (Gary), Amy Adams (Mary), Chris Cooper (Tex Richman), Rashida Jones (Veronica), Alan Arkin (Tour Guide), Emily Blunt (Miss Piggy's Receptionist), Zach Galifianakis (Hobo Joe), Kristen Schaal (Moderator), Jim Parsons (Human Walter), Sarah Silverman (Greeter), Feist, Mickey Rooney (Smalltown Residents), Danny Trejo (Prisoner), Ken Jeong (»Punch Teacher« Host), Jack Black, Whoopi Goldberg, Neil Patrick Harris, Selena Gomez, David Grohl, James Carville, John Krasinski, Judd Hirsch (Themselves), und den Original-Muppet-Stimmen Steve Whitmire (Kermit / Beaker / Statler), Eric Jacobsen (Miss Piggy / Fozzie Bear / Animal), Peter Linz (Walter), Dave Goelz (Gonzo / Waldorf / Kermit Moopet), Bill Barretta (Rowlf / Swedish Chef / Pepe the Prawn), David Rudman (Scooter / Miss Poogy), Matt Vogel (Sgt. Floyd Pepper / 80's Robot / Roowlf), Tyler Bunch (Foozie the Moopet), Kinostart: 19. Januar 2011
Nach der Fernsehserie und erstaunlichen sechs Kinofilmen war ein wenig die Luft raus aus den Muppets und es gab nur noch Fernseh-Specials. Doch nachdem Disney die Rechte erworben hatte, war abzusehen, dass man die Erinnerung an die Muppets aufrechterhalten würde, um die Merchandise-Palette und die Kostüm tragenden Studenten in Disneyworld nicht ihres Fundaments zu berauben.
Dass Jason Segel zum Hauptdarsteller und Co-Autor erkoren wurde, ist ein kleiner Geniestreich, und für das flott-fröhliche Musical war Amy Adams nach Enchanted eigentlich auch erste Wahl. Den ziemlich unspektakulären Walter als neuen Muppet einzuführen und ihn gleichzeitig auch als Bruder von Gary (Segel) zu verkaufen (oft im Partnerlook) war ebenfalls eine großartige Idee.
Die eigentliche Story ist Standard. Die Muppets sind halb vergessen und in alle Winde zerstreut, die einzige Rettung des Muppet Theatres vor einem bösartigen Kapitalisten (Chris Cooper als Tex Richman) besteht darin, eine Show aufzubauen und über einen Spendenmarathon eine horrende Summe zusammenzubekommen.
Auf sehr selbstironische und postmoderne Art wird diese typische Disneyhandlung gestrafft und abgekürzt (sogar der Schurke sagt nur noch »maniacal laugh« statt tatsächlich zu lachen), und anstelle dessen hat man ein wenig Zeit für die Romantic Comedy zwischen Segel und Adams, die im berühmten »Green with Envy«-Trailer bereits als abendfüllend angekündigt wurde, hier aber auch größtenteils auf ein paar Songs zusammengekürzt wird (»Life's a happy song with someone by your side to sing along« ... »It's never me and him - it's always me and him ... and him« ... »Am I a man or a muppet« bis hin zur großen Frage »Mary, will you marry me?« und einer doch überraschenden Antwort).
Und so wird aus zwei vielfach bewährten Filmkonzepten, die nur beide vom Genre her sehr vorhersehbar ausfallen, eine clevere Kombination, die die Standard-Handlungspunkte nicht ganz so ernst nimmt. Und gleichzeitig die altbewährte Musical-Formel »Konservatismus und Utopie« nach Richard Dyer. Die Sehnsucht nach der guten alten Zeit geht sogar so weit, dass das Heimatstädtchen der Hauptfiguren (namens Smallville) komplett wie aus den Fünfzigern aussieht - und die allerwenigsten Zuschauer werden sich daran stören. Erst im Moloch der Stadt angekommen (noch dazu Hollywood), trifft man auf Schmutz, Armut, Verfall und Hinterlist - sowie auf rein markttechnisch ausgelegte Fernsehsender. Und das »Reboot« der Muppets, die ziemlich heruntergekommenen Moopets (»a hard cynical act for a hard cynical world«).
Gerade für einen Disneyfilm ist das Ganze teilweise fast subversiv. Aber man muss schon genau hinschauen (und -hören). Als menschlichen Präsentator kidnappt man beispielsweise Jack Black, der dann zusammen mit Fozzie Bear auf die Bühne geschickt wird, gefesselt mit dessen Kalauern gequält wird, und mit jeder Versicherung, dass er nicht der »Partner« des Bären sei, sondern gegen seinen Willen dabei, größere Lacher erzielt als sein Partner. Mit dem Image Blacks spielt man auch, wenn man ihn von einem Barbershop Quartet foltern lässt - weniger, was die Rasur und das heiße Handtuch angeht, sondern weil diese nebenbei Nirvanas Smells like Teen Spirit verunstalten (übrigens der einzige gesungene Song, der auch in der deutschen Synchro gnädigerweise nicht übersetzt wird). Ein weiterer Song, der es auch auf den Soundtrack geschafft hat, ist Forget you von »Camilla and the Chickens«. Der Charme der dauergluckenden Hühner erschließt sich erst vollständig, wenn man das Original von Cee-Lo Green kennt, ursprünglich F**k You betitelt. Das erwartet man in einem Disney-Film genauso wenig wie eine doch recht eindeutige Drogenreferenz (»Life is full of highs« - nicht in der Synchro.)
Ich kann es nicht verleugnen, ich bin ein Fan des Films, ertrage auch die fünf bis zehn rührseligen Minuten des Films (Hinweis für Uneingeweihte: wenn Kermit singt, ist das immer große Kunst) und bin sogar freiwillig noch mal zur zweiten Vorführung in Synchro gegangen. Die versaut zwar so manchen großartigen Gag und lässt Sarah Silverman und Leslie Feist mit seltsamen Zungen sprechen, aber ich war immer noch total verzaubert.
Top 3 - Best of Selbstreflexivität
»This is going to be a very short movie.« (Amy Adams nach ersten Hindernissen)
Einsatz einer Montage beim Zusammenklappern der Muppets, der Gag wird ziemlich ausgereizt.
»This seems to be a major plot point.«
Flop 4 - Worst of Synchro
»Du riechst wie ein Fisch.« – »Oh, ich hoffe nicht.«
(»Life's a fillet of fish.« – »eh ... Yes, it is!«)
»Mary, bitte heirate mich. Miiiiiiich!«
(»Mary, will you marry me? Pleeeeease!«)
»Solo ist jetzt in«
(»One is the new two«)
»So ein schöner Tag, weil du heute bei mir bist und ich dich mag«
(»Life's a happy song with someone by your side to sing along«)