USA 2010, Buch: Yony Leyser, Kamera: Eric Burton, Carlos Benavides, Michael Schweisheimer, Rollin Hunt, Scott Reis, Sam Stern, Schnitt: Ilko Davidov, Musik: Patti Smith, Thurston Moore, Animation: Dillon Markey, Aimee Goguen, mit Peter Weller (auch Erzählerstimme), Gus Van Sant, David Cronenberg, John Waters, Patti Smith, Laurie Anderson, Genesis Breyer P. Orridge, Iggy Pop, Thurston Moore, Lee Ranaldo, Jello Biafra, Grant Hart u. v. a., 87 Min., Kinostart: 12. Januar 2012
Dokumentarfilmer, die über eine Person oder eine historische Begebenheit berichten, werden oft von der Fülle des Materials erschlagen. Offensichtlich war es auch bei diesem Film über William S. Burroughs so. Um den vielen Facetten Burroughs zumindest ansatzweise gerecht zu werden, entschied man sich nach einem kurzen Überblick, in diversen Kapiteln immer einzelne Aspekte zu beleuchten: Der Schriftsteller und seine Bedeutung innerhalb der Beat Generation, der Schwule, der Junkie, der bildende Künstler, der Waffennarr, Burroughs Sohn, Burroughs Bedeutung und Verbindungen zum Punkrock oder die Sache mit der »Wilhelm-Tell-Routine«.
Die Tiefe dieser Einzelbetrachtungen lässt jedoch zu wünschen übrig. Oft funktioniert das so, dass Burroughs beispielsweise zeitlich innerhalb der Beat Generation verortet wird (The Howl, On the Road, Naked Lunch), er dann aber zitiert wird, dass er damit eigentlich gar nicht zu tun haben will (unabhängig davon, dass Allen Ginsberg lange Zeit sein bester Freund war). So läuft das auch beim Punk (der Film benutzt eine sehr weite Definition des Begriffs, um von Patti Smith über Kurt Cobain bis Michael Stipe viele kleine Auftritte bekannter Gesichter arrangieren zu können), von dem sich Burroughs erneut distanziert. Wie zwiespältig und kontrovers! Oder doch eher belanglos, was die Filmzusammenstellung angeht?
Wer zuvor nichts über Burroughs wusste, wird vieles erfahren, und echten Fans bietet der Film immerhin viel Material. Aber es sagt schon viel über den Film, dass die Animationen, die man für die Kapitelüberschriften benutzte, filigraner, durchdachter und interessanter erscheinen als der Wulst des lieblos hintereinander abgespulten Materials. Und die Interviews sehen auch größtenteils so aus, als hätte man sich beispielsweise mit Iggy Pop mal für einen Nachmittag getroffen, er hätte ein paar Geschichten erzählt, und was davon am witzigsten klang, hat es dann in den Film geschafft. Für viele potentielle Zuschauer hört sich dies womöglich sogar sehr verlockend an, aber aus meiner Sicht ist das Interesse an Burroughs umgekehrt proportional zum Interesse an dem Film.
Und rein handwerklich ist der Film eher bedenklich. Was übrigens die holprigen Untertitel kongenial aufgreifen.