Originaltitel: Juan de los muertos, Spanien / Kuba 2011, Buch: Alejandro Brugués, Kamera: Carles Gusi, Schnitt: Mercedes Cantero, mit Alexis Díaz de Villegas (Juan), Jorge Molina (Lazaro), Andrea Duro (Camila), Andros Perugorría (Vladi California), Jazz Vilá (La China), Eliecer Ramírez (El Primo), Antonio Dechent (Father Jones), Blanca Rosa Blanco (Sara), Elsa Camp (Yiya), Susana Pous (Lucía), 100 Min., Kinostart: 12. April 2012
Vieles an Juan de los muertos ist interessant und vielversprechend. Der erste Zombiefilm, der aus Kuba stammt. Und der nebenbei auch einen Blick auf das ganz normale Alltagsleben des sozialistischen Inselstaats wirft. Wobei auch viel Platz für Kritik und Satire gelassen werden, selbst wenn der Regisseur in Interview gerne so tut, als sei ihm dies kaum bewusst.
Der Umgang mit dem Genre ist durchaus kenntnisreich, man versucht aber - wie heutzutage in den allermeisten Zombiefilmen - auch spielerisch damit umzugehen. Und trotz offensichtlich geringem Budget zeigt man sich erfinderisch, nutzt einige geschickt gewählte Effektshots, um die durchaus gefährliche Atmosphäre zu verstärken.
Potential wäre da genug gewesen, doch ...
Der Film tänzelt erstaunlich orientierungslos zwischen seinen zahlreichen Bestandteilen hin und her. Nicht nur zwischen Humor und Horror, sondern auch zwischen Politsatire und Familiengeschichte, zwischen Slackertum und Geschäftstüchtigkeit, mit einigen »Ausfallschritten« zur Rolle Kubas in der Weltpolitik, einigen Kampfchoreographien, für die es wahrscheinlich auch ein Publikum gibt, und einer zunächst positiv auffallenden Figur, deren Impulse man aber inmitten von viel Zynismus und unübersehbarer Homophobie (die mit Humor kaschiert werden soll, was aber nicht gelingt) schnell wieder vergisst.
Ein Film wie Shaun of the Dead oder Zombieland nimmt sein Sujet natürlich immer nur so ernst, wie es der Geschichte, die er erzählen will, dienlich ist. Doch Juan de los muertos ärgert nicht nur aufgrund seiner Unwahrscheinlichkeiten und Logiklöcher, die man aufgrund des Unterhaltungswertes wieder vergessen könnte - Der Film ist schludrig inszeniert, das Drehbuch hangelt sich von einer halbgaren Idee zur nächsten, ohne sich darauf einigen zu können, was für ein Film das eigentlich werden soll. Zusammengefasst heißt das: Jeder Kinozuschauer mit Zombieaffinität wird in dem Film einige nette Szenen finden, die er oder sie bemerkenswert finden wird. Doch für jede dieser Szenen gibt es dann zwei oder drei andere Szenen, die den Film kein Stück voranbringen, die mit einem sehr ärgerlichen Humor arbeiten oder die einfach nur demonstrieren, das die Filmemacher zwar um ein paar Ecken gedacht haben und einige Budgetprobleme gut gemeistert haben, dann aber bei den nächsten zwei Ecken einfach keinen Elan mehr hatten und sich darauf verließen, dass das Publikum eines Zombiefilms über bestimmte Dinge hinwegsieht.
Juan de los muertos ist so ein Film, der auf einem Fantasy Filmfest für zweieinhalb Stunden positive Resonanz erzeugt, doch wenn man drei Monate später noch mal nachfragt, kann sich kaum einer mehr an irgendwas erinnern, weil dieser Untoten-Eintopf einfach gleichzeitig mit Chili, Muskatnuss, Zimt und granulierten Zwiebeln gewürzt ist und kein Einzelaspekt sich auch nur ansatzweise durchsetzen kann.