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18. April 2012
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Einmal ist keinmal (Julie Anne Robinson)
Einmal ist keinmal (Julie Anne Robinson)
Bildmaterial © 2011 Concorde Filmverleih GmbH
Einmal ist keinmal (Julie Anne Robinson)
Einmal ist keinmal (Julie Anne Robinson)
Einmal ist keinmal (Julie Anne Robinson)


Einmal ist keinmal
(Julie Anne Robinson)

USA 2012, Originaltitel: One for the Money, Buch: Stacy Sherman, Karen Ray, Liz Brixius, Lit. Vorlage: Janet Evanovich, Kamera: Jim Whitaker, Schnitt: Lisa Zeno Churgin, Musik: Deborah Lurie, mit Katherine Heigl (Stephanie Plum), Jason O'Mara (Joe Morelli), Daniel Sunjata (Ranger), Debbie Reynolds (Grandma Mazur), Sherri Shepherd (Lula), Patrick Fischler (Vinnie Plum), Debra Monk (Mrs. Plum), Louis Mustillo (Mr. Plum), John Leguizamo (Jimmy Alpha), Gavin-Keith Umeh (Benito Ramirez), Jack Erdie (Flat Nose Louis), Harry O'Toole (William Earling), Nate Mooney (Eddie Gazarra), Adam Paul (Bernie Kuntz), Fisher Stevens (Morty Beyers), Ana Reeder (Connie), Ryan Michelle Bathe (Jackie), Leonardo Nam (John Cho), Annie Parisse (Mary Lou), Alexis Treadwell Murray (Carmen), Olga Merediz (Rosa Gomez), Jarrod DiGiorgi (Ziggy Kuleska), 91 Min., Kinostart: 19. April 2012

Bei den Dreharbeiten zu The Big Sleep (dt.: Tote schlafen fest, 1945), einem der großen Klassiker des Film noir, sollen sich Regisseur Howard Hawks und Hauptdarsteller Humphrey Bogart mal darüber gestritten haben, wie eine der Figuren eigentlich zu Tode gekommen ist. Schließlich fragten sie bei Raymond Chandler, dem Autor der Romanvorlage, an, und der konnte es selbst nicht mehr so recht rekonstruieren. Chandler soll dann einen Mörder benannt haben, der nachweislich zur Tatzeit woanders gewesen sein muss. Bei allzu komplizierten Kriminalgeschichten kann man schon mal den Überblick verlieren, an der Qualität von The Big Sleep ändert dies aber keinen Deut, Film und Roman haben andere Qualitäten, die über diese Kleinigkeit hinweghelfen.

Janet Evanovichs One for the Money (1994) ist wie Chandlers Roman der Erstling einer ganzen Reihe von Büchern, doch Stephanie Plum hat es als Krimiheldin bereits zu 18 Romanen gebracht, Philip Marlowe wurde also zumindest quantitativ überflügelt (und es ist zu befürchten, dass Evanovich in den ersten 18 Jahren der Karriere dieser »romantischen« Kautionsjägerin weitaus mehr Bücher verkauft hat als Chandler in einem vergleichbaren Zeitraum, zumindest sollen die Romane seit dem siebten Band der Serie, Seven Up, jeweils gleich nach Veröffentlichung auf Platz 1 der US-Bestsellerlisten gelandet sein. Indes fehlt mir die Zeit, die Plum-Romane qualitativ mit den Marlowe-Romanen zu vergleichen, ich kann da nur von der Verfilmung aus extrapolieren.

Um zurück zu dem Faux pas in The Big Sleep zu kommen: In One for the Money (der Verfilmung) gibt es kurz vor Schluss eine Szene, in der unsere vermeintliche Heldin sich am Steuer eines LKWs der Polizeizentrale nähert und die Beamten dort bereits fernmündlich informiert, dass sie bald eintreffen wird, mit zwei Leichen, einem unschädlich gemachten Hauptverdächtigen usw. Dummerweise ist es aber so, dass sich im Truck drei Leichen befinden, deren Anblick unsere etwas unprofessionelle Ermittlerin jeweils fast zum Verlust ihres Mageninhalts brachte (geschätzt 10 bis 15 Minuten zuvor), doch offensichtlich haben hier die Drehbuchautoren den Überblick verloren.

Dies ist leider kein Einzelfall. Im kompletten Film ist man, wenn man nichts besseres zu tun hat, als darüber nachzudenken, überfragt, was die Motivationen der Handelnden sein sollen, angefangen damit, dass Stephanie Plum ihren ersten großen Auftrag (»How comfortable are you with the lowlifes?« --- »I sold lingerie for two years in Newark.«) nur deshalb annimmt, weil der Angeklagte, der nicht zu seiner Verhandlung erschien, ihr Highschool-Darling ist, der sie mal auf dem Boden einer Bäckerei (man ahnt die sinnliche Szene mit Gerüchen und jeder Menge Mehl, das an schwitzigen Körpern klebt) entjungfert hat. Wie insgesamt vier der Hauptfiguren wird diese Rolle übrigens von einem Darsteller gespielt, der mal in der Fernsehserie Grey's Anatomy mitspielte. Aber über die Qualität der Schauspieler werde ich mich hier nicht weiter auslassen, weil man fast Mitleid mit ihnen hat, wie sie um ihr Leben spielen angesichts eines unterirdischen Drehbuchs.

Man erkennt beim Film immerhin, wie Janet Evanovich wohl den Kreis ihrer Nebenfiguren im ersten Buch aufgebaut hat, selbst wenn einige der interessantesten ihrem ersten Romanauftritt wohl keinen zweiten folgen ließen, weil sie bereits im ersten sterben mussten, um irgendwie eine Gefahr für die Romanheldin zu entwickeln.

Man könnte jetzt noch über vieles meckern: Über die offensichtliche Unvereinbarkeit der Lebensumstände der Heldin mit ihrem Aussehen (»How does a person eat like you and look like you?«, man beachte ferner die Bräunung und makellose Frisur trotz Arbeitslosigkeit und durchwühlter Müllcontainer), über den sehr verhalten komischen Einsatz einer dauerpräsenten Voice-Over (»If you steal someone's masterfuse, he can't start his car«) oder die dauerhafte Musiksuppe. Außerdem wären da noch die generell eher lachhaften Dialoge (»We can do this the easy way or the hard way«) oder der unübersehbare Rassismus (Schwarze sind Prostituierte, Hispanos Zuhälter und / oder Drogenhändler), doch immerhin gibt es auch Positives über den Film zu berichten: In manchen Einstellungen war die Kameraführung ganz vernünftig.