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25. April 2012
Thomas Vorwerk
für satt.org


  The Lucky One (Scott Hicks)
The Lucky One (Scott Hicks)
The Lucky One (Scott Hicks)
Bildmaterial © Warner Bros. Pictures
The Lucky One (Scott Hicks)
The Lucky One (Scott Hicks)
The Lucky One (Scott Hicks)




The Lucky One
(Scott Hicks)

USA 2012, Buch: Will Fetters, Lit. Vorlage: Nicholas Sparks, Kamera: Alar Kivilo, Schnitt: Scott Gray, Musik: Mark Isham, mit Zac Efron (Logan Thibault), Taylor Schilling (Elizabeth Green), Blythe Danner (Ellie), Jay R. Ferguson (Keith Clayton), Riley Thomas Stewart (Benjamin), Joe Chrest (Deputy Moore), Adam LeFevre (Judge Clayton), Ann McKenzie (Charlotte Clayton), Courtney J. Clark (Logan's Sister), Gavin Reyna, Matthew Michaud (Logan's Nephews), Sharon Morris (Principal Miller), Robert Terrell Hayes (Victor), Russ Comegys (Roger Lyle), Kendal Tuttle (Aces), Amanda Lee (Grace), 101 Min., 26. April 2012

Es gibt immer ein erstes Mal. Außer vielleicht, wenn man sich strikt dagegen verschließt. Bei Nicholas Sparks hat es in meinem Fall noch länger gedauert als bei Uwe Boll, aber nun habe ich auch meine erste Sparks-Verfilmung gesehen. Und ich muss sagen, ich bereue es stärker als bei Dr. Boll ...

Nicholas Sparks ist ein US-Bestseller-Autor, der seit 1996 etwa jährlich ein Buch raushaut. Bücher wie Message in a Bottle, The Notebook, Nights in Rodanthe, Dear John, A Walk to Remember oder The Last Song - fast jedes zweite wurde auch verfilmt. Bisher habe ich diese Verfilmungen eher instinktiv gemieden, doch zu The Lucky One bin ich aus ganz persönlichen Gründen gegangen, die hier nichts zur Sache tun (und nein, es sind keine peinlichen Gründe, und jeder, der es gerne genau wissen will, wird es von mir erfahren - nur nicht an dieser Stelle).

Nach einer Verfilmung kann ich mir natürlich kein Bild über das komplette Œuvre dieses Autors machen, doch ich bilde mir ein, dass ich eine vage Vorstellung gewonnen habe - ähnlich, wie ich noch nie eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung gesehen habe, mir aber recht sicher bin, dass ich darauf auch gut verzichten kann*.

The Lucky One handelt vom US-Marine Logan (Jung-Schönling Zac Efron), der während Kriegshandlungen im Irak eine am Boden liegende Fotografie einer jungen Frau aufklaubt - und wegen dieser zeitlichen Verzögerung nicht zum Opfer einer Explosion wirkt. Es folgt dann noch ein zweites glückliches Überleben ohne nachvollziehbaren Zusammenhang zu dem fortan wie ein Talisman mitgeführten Foto - und irgendwie hat es das Schicksal wohl bla bla bla (bei meiner Mitschrift während des Films habe ich übrigens dreimal »bla bla bla« in mein »Notebook« gekritzelt - das erste Mal nach weniger als vier Sätzen).

Man weiß eigentlich kaum, wo man anfangen will, diesen Film (und seine Geschichte) in der Luft zu zerreißen. Nach dem Kriegsprolog gibt es etwa zwei Szenen bei Logans Schwester, wo kurz vorgeführt wird, wie sehr der junge Soldat durch seine Erlebnisse traumatisiert ist und das Zusammenleben mit »normalen« Menschen dadurch erschwert wird - und er läuft dann davon, man hört im Film nie wieder von seiner Schwester und seinen zwei Neffen - und auch sein Trauma wird nur dann von der Leine gelassen, wenn es der Geschichte irgendwie dienlich ist. Stattdessen landet er bei der Frau auf dem Foto, und weil es irgendwie »schwierig« für ihn ist, seinen Grund zu verraten, warum er (in etwa zwei Einstellungen) eine bemerkenswerte Distanz zu ihr zu Fuß hinter sich gebracht hat. Und statt der Erklärung gibt es ein reichlich konstruiertes Missverständnis, ein Ablenkungsmanöver des Skripts - und er nimmt einen Job bei ihr an. Denn sie hat eine Hundepension und er hat einen Schäferhund - das muss doch Schicksal sein ... oder ein schlechtes Buch.

Im Presseheft gibt Taylor Schilling übrigens ein irgendwie prägnantes Statement zum Thema Schicksal im Kontext des Filmes ab: »Ob das nun Schicksal ist oder nicht - jedenfalls ist es sehr romantisch« (an dieser Stelle darf man sich gern unterdrückte Würgegeräusche des Autors vorstellen).

Neben der Geschichte, die sich wie eine aufgezogene Spieluhr ganz dem Schicksal ergibt, waren an dem Film besonders unerträglich die allzeit auf »Golden Twilight« und goldenen Herbst ausgelegte Ausleuchtung mit Werbefilm-Ästhetik, Gute-Laune-Zwang und entsprechender Musik-Sauce.

Da sich der Humor abgesehen von der kolossalen »Schau nicht auf Zac Efron, wenn Du einen Topf einseifst«-Szene größtenteils in Grenzen hielt (irgendwo hinten im Kino gab es zwei Leute, die aus irgendwelchen Gründen jedes Mal in hysterisches Gelächter verfielen, wenn es eine Knutschszene gab - die hatten viel zu lachen), gab es leider nur sehr wenig, was die anderthalb Stunden erträglicher gestaltete. Taylor Schilling war erstaunlich oft in Hot Pants unterwegs - das gibt ein paar Pluspunkte für Eye Candy - die aber bei Buch und Inszenierung gleich wieder abgezogen werden. Blythe Danner als weise Großmutter bekommt die besten Dialogzeilen zugeschoben - und weiß etwas daraus zu machen. Und Jay R. Ferguson als der Nebenbuhler übt für mich eine schwer zu beschreibende Faszination aus. Ähnlich wie bei seiner Rolle als Stan Rizzo in Mad Men (Season 4) wirkt er auch hier wie eine hinterhältige Mischung aus Seth Rogen und Nathan Fillion. Es gibt ja Schauspieler, die es zur Kunstform erhoben haben, wie sie das Publikum dazu bringen, sie zu hassen. Jay R. Ferguson evoziert bei mir keinen Hass, sondern Widerwillen und Unbehagen - aber man hat irgendwie das nagende Gefühl, dass er auch richtig charmant und unterhaltsam sein könnte ... aber - und wir kommen zum Fazit - ähnlich wie Hot Pants und Blythe Danner ist das weit davon entfernt, abendfüllend zu sein.