USA 2012, Buch: Richard Wenk, Sylvester Stallone, Figuren: David Callaham, Kamera: Shelly Johnson, Schnitt: Todd E. Miller, Musik: Brian Tyler, mit Sylvester Stallone (Barney Ross), Jason Statham (Lee Christmas), Jet Li (Yin Yang), Dolph Lundgren (Gunner Jensen), Nan Yu (Maggie), Bruce Willis (Church), Liam Hensworth (Bill »The Kid« Timmons), Arnold Schwarzenegger (Trench), Chuck Norris (Booker), Jean-Claude Van Damme (Vilain), Terry Crews (Hale Caesar), Randy Couture (Toll Road), Scott Adkins (Hector), Amanda Ooms (Pilar), Charisma Carpenter (Lacy), Nikolette Noel (Billy's Wife), Wenbo Li (Dr. Zhou, Hostage), Borislav Zahariev (Sang Leader), Liubomir Simeonov (Giant Sang), 102 Min., Kinostart: 30. August 2012
Da es offenbar ein Publikum für solche Filme gibt, ließ das Sequel zu The Expendables nicht lange auf sich warten. Im Gegensatz zum zweiten Band manches Mangas benötigt man hier keinerlei Vorwissen aus dem ersten Film, selbst, wenn man wie ich (mit freundlicher Unterstützung der Berliner S-Bahn) vier Minuten zu spät kommt, weiß man sofort, wer die Guten und wer die Bösen sind, und zu keinem Zeitpunkt muss man wirklich aufpassen, um der Handlung zu folgen.
Denn, und das ist auf seine Art ein Erlebnis: The Expendables 2 schert sich erstaunlich wenig um seine eigene Filmhandlung, viel wichtiger ist die Meta-Ebene, und jeder, der die 1980er erlabt hat, weiß Bescheid, wie Stallone und Schwarzenegger jahrelang einen Kampf um Zuschauerzahlen ausfochten, der hier aber in frotzelnde Kameraderie umschlägt. Alles dreht sich um die Filmographien der Darsteller, von denen Sylvester Stallone, Bruce Willis und Jason Statham (sozusagen ein Dreigestirn aus drei Generationen) immerhin so was wie Schauspieler sind, während die anderen hier auftretenden Actionstars allesamt Sportler sind, die erst später ihre Bekanntheit im Filmgeschäft ausnutzten. Ob der Bodybuilder Arnie, der Footballspieler Terry Crews (muss man nicht kennen, aber manchmal recherchiere ich so etwas) oder die gesammelten Kampfsportler unterschiedlicher Herkunft.
Und so verlaufen dann auch die Dialoge, die klar das Interessanteste am Film sind. Jemand leiht sich eine große Wumme aus: »You lose it, and your ass is terminated.« Da braucht nicht einmal der Terminator selbst beteiligt sein, jeder weiß Bescheid. Wenn Arnie dann später »I'll be back« sagt, beschwert sich Bruce Willis »You've been back enough. I'll be back!« Abermals der Generationswechsel, und nach Willis hätte nun auch schon Jason Statham genügend Fortsetzungen auf dem Kerbholz, um abermals den Spruch zu »erben«. Besonders hübsch, wenn jemand über ein betagtes Fortbewegungsmittel sagt »That thing belongs in a museum« und Arnie antwortet »We all do« - und nur wenige Tage vor der Pressevorführung war Schwarzenegger tatsächlich in seiner alten Heimat Graz, zu Besuch im Arnold-Schwarzenegger-Museum!
Nachdem die Vorteile des Films hervorgekehrt wurden, muss man aber auch kurz erwähnen, dass weder die Inszenierung von Simon West (Con Air, Lara Croft: Tomb Raider) noch die Handlung des Films mehr bieten als zig mal gesehene Standards. Eine der vermeintlich dramatischsten Szenen des Films zeigt uns den Oberschurken mit Namen »Vilain« (wie gesagt, Vorwissen unnötig, durch die französische Aussprache und den belgischen Darsteller wird das um einen Buchstaben gekürzte Wort für »Schurke« gleich noch eine Spur schurkischer) und den jungen Schüler der Stallone-Figur, der sich von den Schurken fangen ließ. Waffenniederlage und zugeraunte Drohungen ziehen sich wie Kunsthonig bei acht Grad Celsius, ehe dann das passiert, was jedermann klar war und fortan die Legitimation gibt, sämtliche Schurken ohne viele Federlesen über den Haufen zu schießen. Aus unerfindlichen Gründen folgt dann aber noch der ebenso überflüssige wie hochgradig pathetische Dialogsatz »Why is it the one of us who wants to live the most - who deserves to live the most - is killed?« Ganz einfach: weil das Drehbuch schwach ist. So schwach, dass die verbliebene Freundin des gerächten Opfers später einen Schuhkarton voller Geldscheine findet - sowohl die Filmfiguren als auch die Filmautoren können als stumpfe Söldner nur in Währung denken, was wahrscheinlich der peinlichste Punkt des Films ist.
Aber: wer in solch einen Film geht, will coole Sprüche, jede Menge Haue, dicke Wummen und Explosionen - und das wird geliefert. Der Höhepunkt des Film (Vorsicht, ein Spoiler zum Schluss!) ist der Auftritt des 72jährigen Chuck Norris, der zwar zu keinem Zeitpunkt ein größerer Star als die meisten hier auftretenden Schauspieler war, es aber auf andere Weise zur Legende brachte. Seine Kollegen hatten angenommen, er wäre längst tot, es sing das Gerücht von einer Königskobra. »Ja, stimmt, ich wurde von einer Königskobra gebissen. Fünf Tage schrecklicher Schmerzen - dann ist das Tier verschieden!« Viel mehr Meta geht nicht!