Originaltitel: Parked, Irland / Finnland 2010, Buch: Ciaran Creagh, Kamera: John Conroy, Schnitt: Guy Montgomery, Gareth Young, Musik: Niall Byrne, mit Colm Meaney (Fred Daly), Colin Morgan (Cathal O'Regan), Milka Ahlroth (Juliana), Stuart Graham (George O'Regan), Michael McElhatton (Frank), David Wilmot (Peter), Tatiana Ouliankina (Aqua Aerobics Instructor), Diarmuid Noyes (Cathal's brother), Mark Butler (Clippo), Martin Lucey (Appeal's Officer), Will O'Connell (Welfare Officer), Andy Kellegher (Robbo), Mary Kelly (Reporter), Eoin Fleming (Child Pianist), 94 Min., Kinostart: 29. November 2012
Klaviermusik, eine einzelne Parkbank vorm Horizont eines Meeres. Eine Baggerkralle entfernt ein Auto, das offensichtlich beschmiert wurde (»Pox«, »Scum«). So beginnt dieser Film über den in Not geratenen Fred Daly (Colm Meaney), der Job und Wohnung verlor, und sich sein Leben auf der Warteschleife zu einer zweiten Chance in seinem Auto eingerichtet hat. Jenem Auto, das wir am Anfang sahen, das aber zu Beginn der den Film umspannenden Rückblende noch tadellos und gut gepflegt aussieht. Sowohl der Originaltitel Parked als auch der Zusatz »Gestrandet« für den deutschen Verleih fassen die Situation gut zusammen. Nahe am Meer liegt ein (insbesondere außerhalb der Saison) kaum genutzter Parkplatz, der nun Freds neues Zuhause ist. Man erlebt seinen Routinealltag, den Wasserkanister im Kofferraum, das Zähneputzen und etwas umständliche Umziehen, dann gesellt sich ein »neuer Nachbar« zu Fred, der viel jüngere Cathal (Colin Morgan), der sowohl einige Tips für das Leben im Auto gebrauchen kann als auch Fred etwas Gesellschaft bietet. Allerdings hat Cathal auch schlechten Umgang und droht von weichen Drogen in größere Probleme (hartgesottene Schuldeneintreiber) abzurutschen.
Ein weiterer wichtiger Impuls in Freds Leben ist eine gutsituierte Musiklehrerin, die er gerne besser kennenlernen würde, doch sie weiß nichts von seiner Wohnungssituation - und soll es auch nicht erfahren. Und zwischen diesen beiden - voneinander fernzuhaltenden - menschlichen Kontakten, dem Teufelskreis der Bürokratie (keine Wohnung = kein Job; kein Job = keine Wohnung) und der Hoffnung, über eine Zeitungsstory (trotz der Gefahr, dass Juliana sein Bild und seine Geschichte in der Zeitung entdeckt) das Verwaltungsproblem zu lösen, zwischen diesen Eckpunkten spielt sich Freds Leben (und der Film) ab.
Colm Meaney, den veritable »working man« unter den Schauspielern, kennt man aus der verfilmten Roddy-Doyle-Trilogie The Commitments / The Van / The Snapper, von seiner ein gutes Jahrzehnt umfassenden Rolle als technisch begabten »Fahrstuhlwart« von Picards Enterprise (nein, er war nicht »Scotty«, wie es blödsinnigerweise im Presseheft steht, sondern »Miles O'Brien«) und später »Hausmeister« der Raumstation Deep Space Nine, oder aus unzähligen kleinen Rollen in teilweise sehr erfolgreichen Filmen (zum Beispiel einigen Bruckheimer-Produktionen). Er verhilft nicht nur dieser Independent-Produktion zu einer Chance an der Kinokasse (denn selbst wer mit seinem Namen nichts anfangen kann, wird sein Gesicht auf dem Plakat wiedererkennen), mit dieser seltenen Hauptrolle funktioniert der Film auch in allen nicht eben wenigen Facetten. Meaney nimmt man den Pechvogel ab, den peinlich berührten Lebenskünstler, den etwas tolpatschigen Verehrer wie den Freund (Cathals), der ihm bei Bedrohung von außen zur Seite steht. Er ist ein working class hero wie seinerzeit Spencer Tracy, und seine Hauptrolle allein wäre schon ein guter Grund für einen Kinobesuch, doch auch Buch und Regie (das Spielfilmdebüt eines seit zwei Jahrzehnten tätigen Dokumentarfilmers) sind stimmig, und die Darsteller an seiner Seite überzeugen ebenfalls. Mehr als nur sympathisches Kino mit einem sympathischen Hauptdarsteller, aber das auf alle Fälle!