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19. Dezember 2012
Thomas Vorwerk
für satt.org


  Superf*ckers von James Kochalka
Superf*ckers von James Kochalka
Superf*ckers von James Kochalka


Folge 1


Folge 2


Folge 3


Shitstorm, Motherf*ckers

USA 2012, Regie: Fran Krause, Buch, Musik, Creative Consultant: James Kochalka, Schnitt: Andy Tauke, Storyboard: Fran Krause, mit den Stimmen von: David Faustino (Jack Krak), Ted Biaselli (Wonder Kyle), James Kochalka (Grotus / Shitstorm), 4:34 Min.,

Einer der Wunschträume des Comiczeichners James Kochalka ist es schon seit längerer Zeit, einige seiner Kreationen auch mal animiert zu sehen. Dass es nach einigen Flashanimationen, Kinderbüchern und Zusammenarbeiten mit Nickelodeon nun ausgerechnet die Superfuckers (oder für Luschen: »Superf*ckers«) wurden, damit hatte vor ein paar Jahren sicher nicht einmal Kochalka selbst gerechnet. Der Comic, auf dem die Webserie aufbaut, wurde immerhin nach 4-5 Heften eingestellt (Heft 5 erschien nur online und im »Trade Paperback«), und inmitten Kochalkas Schöpfungen ist diese seltsame Truppe von Teen-Superhelden, die größtenteils damit beschäftigt sind, sich gegenseitig zu mobben, etwa so »ernstzunehmen« wie Fancy Froglin (ein Frosch mit etwas anderen »Erektionsproblemen«) oder seine inoffizielle Biographie einer gewissen Praktikantin während der Regierung Clinton (Monica's Story).

Nun kommt also immer freitags eine unter fünf Minuten lange Episode der Superfuckers, und noch stärker als in der Comicserie werden Uneingeweihte in medias res geschmissen, werden aber relativ schnell herausbekommen, was Figuren wie Jack Krak, Princess Sunshine oder Grotus (den Kochalka selbst »spricht«) ausmacht. Nicht nur fängt die Serie den Zeichenstil Kochalkas ebenso gut wie seine haltlose Infantilität ein, bei den Sprechern gibt es auch einige hübsche Überraschungen wie David Faustino (Bud Bundy!) als Jack Krak oder Veronica Belmont (Sword & Laser) als Grotessa. In Episode 1 (Sweet Mystery) war der Höhepunkt sicher der Song »Sweet Mystery of Bitches«, der ohne weiteres auch als von Beck Hansen komponiert und gesungen hätte durchgehen können. In der zweiten Episode kommt es aber noch dicker: Nach den üblichen homophoben Plänkeleien, wie sie auch zwischen Didi & Stulle hätten stattfinden können, gibt es fast so etwas wie eine Handlung, wenn Wonder Kyle seine Idee vorführt, mithilfe eines Kostüms Grotus' Gegurgel in verständliche Worte zu übersetzen. Doch er hat Jack Krak aka »The Mother Fucker« unterschätzt, der aus purer Langeweile und Bosheit das vielversprechende Experiment sabotiert und einen wahren Shitstorm auslöst. Wer schon angewidert ausschaltet, wenn Kyle und Grotus miteinander ringen und unschöne Körperflüssigkeiten austauschen, verpasst einen zweiten Stimmauftritt Kochalkas, der einen kleinen Höhepunkt in dessen Karriere repräsentiert. Es gibt ja Künstler, die in ihren eigenen Werken auftreten (Paul Auster, Grant Morrison etc.), dabei aber nur Konstrukte innerhalb der Fiktion sind. Kochalka schafft es hier, ohne Namensgleichheit oder auffällige Ähnlichkeit, einigen der wichtigsten und außergewöhnlichsten Facetten seiner Person in bester Manier Leben einzuhauchen.