Sing Street
(John Carney)
Irland 2016, Buch: John Carney, Kamera: Yaron Orbach, Schnitt: Andrew Marcus, Julan Ulrichs, Musik: Gary Clark, Music Director: Gavin Glass, Music Supervisor: Becky Bentham, Keiran Lynch, mit Ferdia Walsh-Peelo (Conor), Lucy Baynton (Raphina), Jack Reynor (Brendan), Maria Doyle Kennedy (Penny), Aiden Gillen (Robert), Kelly Thornton (Ann), Ben Carolan (Darren), Mark McKenna (Eamon), Percy Chamburuka (Ngig), Conor Hamilton (Larry), Karl Rice (Garry), Ian Kenny (Barry), Don Wycherley (Bruder Baxter), 106 Min., Kinostart: 26. Mai 2016
»If we didn't have a mortgage, I'd leave you.« - Wenn die Hypothek nicht wäre, hätte ich dich längst verlassen: Bereits die musikalische Untermalung des Vorspanns skizziert die familiäre Situation des 15-jährigen Conor (Ferdia Walsh-Peelo) im Dublin der achtziger Jahre. Die Familie befindet sich im sozialen Abstieg und muss ihn von der Privatschule nehmen. Ein doppelter »Klassenwechsel« für Conor.
An der neuen Schule in der Synge Street werden die handgreiflichen Rüpeleien einiger Mitschüler durch die demütigenden Übergriffe des Schulleiters Bruder Baxter (Don Wycherley) noch übertroffen. An dessen zweitem Schultag zwingt er den Jungen dazu, die Schuhe auszuziehen und den Rest des Tages auf Strümpfen zu gehen. Laut Schulordnung, Seite 142, sind schwarze Schuhe vorgeschrieben, und Conor besitzt nur braune.
Bildmaterial: © 2016 Studiocanal
Nur Darren (Ben Carolan), der kleinste, dünnste, scheinbar uncoolste Junge der Klasse, bringt ihm Freundlichkeit entgegen. Er drückt Conor die Daumen, als dieser eine betörend schönen jungen Frau (Lucy Baynton) auf der gegenüberliegenden Straßenseite angräbt, indem er sie auffordert, für ein Video seiner Band zu posieren. Leider hat er gar keine Band. Darren drückt ihm eine selbstgebastelte Visitenkarte in die Hand, ein Stück Pappe, das ihn in krakeliger Handschrift als »Producer« ausweist. Doch wie sich zeigt, hat er Talent. Darren kennt Eamon (Mark McKenna), der mehrere Instrumente beherrscht. Weitere Bandmitglieder werden über das schwarze Brett gewonnen. Und während die neue Band »Sing Street« Eamons Wohnzimmer eifrig mit Krach überzieht, legt seine Mutter seufzend neue Batterien in ihr Schlafzimmerspielzeug ein.
Bildmaterial: © 2016 Studiocanal
Nächtens erhält Conor Musiknachhilfe von seinem großen Bruder (Jack Reynor). Brendan hängt zu Hause rum, hat das Studium geschmissen. Die musikalische Bildung seines kleinen Bruders macht er sich nun zur Aufgabe. Conor ist beeindruckt von den Streifzügen durch die zeitgenössische Popgeschichte, von Duran Duran, The Cure, Hall & Oates, Spandau Ballet. An seinem Outfit lässt sich jeweils erkennen, welche Band bei ihm gerade hoch im Kurs steht.
Bildmaterial: © 2016 Studiocanal
Eines Tages ist es so weit: »Sing Street« filmen ihr erstes Musikvideo. Die schöne Raphina kommt tatsächlich zum Videodreh. Doch im Grunde hat sie ganz andere Pläne und Sorgen …
Bildmaterial: © 2016 Studiocanal
Sing Street verbindet trist-realistische Außen- und Innenaufnahmen und den lapidaren Umgangston der englischen (Verzeihung, ihr Iren!) Sozialkomödie mit der farbenfrohen, überdrehten Unbeschwertheit etwa der Regenschirme von Cherbourg (1964, Jacques Demy) und den aufmerksam beschriebenen familiären wie auch erotischen Problemen Heranwachsender. Der musikalische Diskurs der Bands und Videoclips der Achtziger erschafft ein liebevolles Poesiealbum der Popmusik. Äußerst unterhaltsam.