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Dezember 2002
Ruth Putzke
für satt.org




Sehgewohnheiten
Berlin-Dublin-Barcelona


Bilder und Collagen von Andreas Geil (Berlin) und Dirk Helbig (Barcelona)

Die Ausstellung ist noch bis zum 30.12.2002, täglich von 14.00 bis 23.00 Uhr, in Schuppe’s Sportklause in der Torstr. 151 in Berlin-Mitte zu sehen.

sattLINK:
Fußball-WM 2002
Sport-Klause:

Ein Kneipenwirt erlebt die WM
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Sehgewohnheiten
Berlin-Dublin-Barcelona

Bilder und Collagen von Andreas Geil (Berlin) und Dirk Helbig (Barcelona)



Bilder der Ausstellung:
Sehgewohnheiten: Berlin-Dublin-Barcelona
Sehgewohnheiten: Berlin-Dublin-Barcelona
Sehgewohnheiten: Berlin-Dublin-Barcelona
Sehgewohnheiten: Berlin-Dublin-Barcelona
Sehgewohnheiten: Berlin-Dublin-Barcelona
Sehgewohnheiten: Berlin-Dublin-Barcelona
Sehgewohnheiten: Berlin-Dublin-Barcelona


Dirk Helbig (34)und Andreas Geil (35) lebten mehrere Jahre gemeinsam in Dublin, dort sahen sie die WM 1998 in den Pubs. Als sich zur Auslosung 2002 herauskristallisierte, das Deutschland und Irland in einer Gruppe spielen würden, wollten sie dies in Dublin beobachten. Das Resultat war das Projekt Sehgewohnheiten. Was passiert im angeblich preußischem Berlin, wenn Fußballspiele schon vor dem Frühstück stattfinden oder mit der Arbeitszeit nicht zu vereinbaren sind? Wie sieht das im mediterranen Barcelona aus - und wie meistern das die gewitzten Dubliner?

Ruth Putzke besuchte die Ausstellungseröffnung am 6. Dezember 2002 in Schuppe’s Sportklause.





Ruth Putzke:
Sind spanische Fans weniger nationalistisch als die Fans in Berlin?

Dirk Helbig:
Barcelona versteht sich als katalanische Hauptstadt, daher gibt es ein ambivalentes Verhältnis zu Spanien. Selbst die spanischen Zuwanderer in Barcelona zeigen kaum Interesse an rot-gelber Farbe.

Ruth Putzke:
Aber der aus Barcelona stammende Autor Heleno Sana hat gesagt, der katalanische Nationalismus ist genau so ein Chauvinismus wie die meisten Nationalismen?

Dirk Helbig:
Ich besuchte das letzte Testsspiel der brasilianischen Nationalmannschaft in Camp Nou gegen die Auswahl Kataloniens. Das Publikum wurde neunzig Minuten nicht müde, die Separatisten-Fahne hoch zu halten. Es gab Transparente in englischer Sprache mit der Aufschrift: Katalonien ist nicht Spanien.

Andreas Geil:
Das sieht man auch in der spanischen Presse. Denn nicht nur die englische, deutsche und italienische Presse können sich beim Fußball nicht mehr halten. Dirk hat dies auch in seinen Collagen zum Ausdruck gebracht. Ich denke, auf den Fotos kann man zum Teil auch die unterschiedlichen Formen der Aggressivität und der Freude erkennen.

Dirk Helbig:
Die Iren z.B. haben eine Form der Gelassenheit, sind aber vom Ereignis so sehr begeistert. Doch dieser Nationalstolz fühlt sich zu keiner Zeit gefährlich an. In Spanien war es ein vorsichtiger Umgang mit der Weltmeisterschaft, hier stehen die Vereinsmannschaften höher im Kurs.

Ruth Putzke:
Kommen wir noch einmal auf Dublin zurück. Das Spiel Irland gegen Deutschland war doch mit Sicherheit ein Höhepunkt für die irischen Fans.

Andreas Geil:
Man konnte die Aufregung in der Stadt bereits vor dem ersten Spiel gegen Kamerun anfassen. Doch vor dem Spiel gegen The Germans“ steigerte sich die Nervosität in Dublin von Stunde zu Stunde.

Dirk Helbig:
Dublin lebte in jenen Tagen nur die Weltmeisterschaft. Überall wo wir hinkamen, begegneten wir siegessicheren Iren. Die Dubliner erlebten dieses Spiel natürlich in ihren Pubs. Vor dem Spiel herrschte dann aber doch sehr große Anspannung.

Andreas Geil:
Nach dem Spiel wurde das Unentschieden gefeiert wie ein Titelgewinn. Viele Iren bedankten sich bei uns für das faire Spiel. So etwas würde man in Berlin wohl eher seltener erleben.

Ruth Putzke:
Die Berliner Fans haben sich doch ganz gut mit den türkischen Fans vertragen …

Andreas Geil:
Und nicht wenige deutsche Anhänger haben gehofft das es zu keinem Endspiel Deutschland – Türkei kommt, da ansonsten Straßenschlachten in Berlin und anderswo erwartet wurden. Wir werden die deutschen und die anderen Fans bis 2006 weiter mit Bildern, Collagen und Fotos beobachten.