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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


 
Mai 2004
Andreas Gläser
für satt.org




Michael Horn, Gottfried Weise:
Das große Lexikon des DDR-Fußballs

Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004

Das große Lexikon des DDR-Fußballs

19,90 Euro
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B. F. Hoffmann:
Das große Lexikon der Bundesligatorhüter

Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2003

Das große Lexikon der Bundesligatorhüter

480 Seiten, 113 Abbildungen, € 22,90
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Das große Lexikon
des DDR-Fußball



Nachdem vor einiger Zeit "Das große Lexikon der Bundesligatorhüter" erschienen ist, legt derselbe Verlag, nämlich Schwarzkopf & Schwarzkopf, mit "Das große Lexikon des DDR-Fußball" nach.


B. F. Hoffmann, der Ex-Torhüter von Viktoria Köln und Konzertant auf der documenta 8, hat die über 300 Kurzbiografien aller Bundesliga-Torhüter zusammen getragen. Seine A-Z-Fundgrube beinhaltet die Torhüter der 60er Jahre, die in Wollpullovern, Schlägerkappen, dafür aber oft ohne Handschuhe zwischen den Pfosten agierten, und natürlich auch die Keeper der 00er, die mit eigenen Werbeverträgen und Internetseiten ausgestattet sind. Es finden sich solch Originale wie Wolfgang "Otto" Kleff, der mit 46 Jahren noch das Tor hütete, und unter anderem auch deshalb einen Popularitätsschub bekam, weil er Herrn Waalkes in dessen erstem Kinofilm doubelte.fussball Ausführlich werden aber auch die ewigen Tatente und Sündenböcke erwähnt. Dieses Lexikon ist eine auf seine Art tiefer gehende Zusammenstellung, als die bunten Boulevard-Bücher, die zum Thema "40 Jahre Fußballbundesliga" die ohnehin geläufigen Episoden aufwärmen, wobei dieses Lexikon nicht einmal den Anspruch zu haben scheint, die Geschichte der Bundesliga erzählen zu wollen. Es gibt ein Essay über die Entwicklung der Torwartausrüstung und spezielle Torwartstatistiken. So wird Hans-Jörg Butt mit seinen 21 Toren noch einige Jahre der Torschützenkönig unter den Torhütern bleiben, "dicht gefolgt" von Köpke und Lehmann mit jeweils 2 Toren. Andererseits haben sogar fünf Torhüter jeweils einmal das Tor des Monats erzielt. Ein empfehlenswertes Buch, mit einem Vorwort von Deutschlands Torhüter des Jahrhunderts.

Die Sportjournalisten Michael Horn und Gottfried Weise führen zu Beginn in "Das große Lexikon des DDR-Fußball" ein Dutzend Gespräche mit elf populären Spielern der Oberliga, sowie der Trainerlegende Georg Buschner, was schon mal einen kurzweiligen Einstieg zur Aufarbeitung von vier Jahrzehnten DDR-Fußball mit sich bringt. Schnell wird auch der zu selten anerkannte Stellenwert vieler Oberligaspieler offensichtlich. So wurde "Moppel" Schröter (Dynamo Berlin) von Herberger in dessen Notizbuch aufgelistet und Peter Ducke (Jena) heftig vom CF Barcelona umworben. Schön alphabetisch werden alle Nationalspieler, Olympiaauswahlspieler und Torschützenkönige per Biographie und statistischen Angaben vorgestellt. Die oft vernachlässigte Rubrik "Was macht heute eigentlich …" kommt nicht zu kurz. Es geht um Schiedsrichter und Funktionäre, um Fußballclubs und Betriebssportgemeinschaften, um WM- und EM-Qualifikationen. Georg Buschner, der erfolgreichste Trainer des Nordostens, gibt Auskunft über die sportpolitischen Strippenzieher, die auch ihn als Sechsten der 74er WM und Ersten der 78er Olympischen Spiele nicht unbehelligt ließen. 42 Jahre DDR-Fußball pur. Hier und da wird die Übergabe des Pokals des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes per Foto dokumentiert, wobei der immerhin Zwergengroße Pokal den Anschein erweckt, als ob Edelmetall in der Zone keine Mangelware gewesen wäre. Die schwarzen Stunden bleiben nicht ausgespart: Unter P wird der BFC-Fan Mike Polley erwähnt, der 1990 in Leipzig durch eine Polizeikugel starb, was als Notwehr durchging.