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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


 
September 2004
Frank Willmann
für satt.org




Alexander Mackenzie:
Mit Gewehr und Kanu

Edition Erdmann 2004

Mit Gewehr und Kanu, Alexander Mackenzie

320 S., geb., 24 Euro
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Julius Payer:
Die Entdeckung von Kaiser Franz Joseph-Land

Edition Erdmann 2004

Die Entdeckung von Kaiser Franz Joseph-Land, Julius Payer

320 S., geb.,
24 Euro
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John Mandeville:
Reisen des Ritters John Mandeville, Vom Heiligen Land ins ferne Asien
Edition Erdmann 2004

Reisen des Ritters John Mandeville

304 S., geb.,
24 Euro
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In Nubien leben Christen,
die sind so schwarz wie Mohren


Es ist immer wieder ein Glücksmoment, ein Buch der Edition Erdmann in den Pranken zu halten. Gewandet in einen Büttenumschlag, in Leinen gebunden und versehen mit zeitgenössischen Bildern und Karten gehen sie auf vor dem Auge des Buchbesprechers. Vergleichbar einer wunderschönen Blume, einem herrlichen Tag am Meer. Gepriesen seiest du, Erdmannverlag! Du bringst Licht ins Heim der Freunde guter Bücher. Im folgenden sollen drei soeben neu erschienene Bücher des Verlags vorgestellt werden:


Mit Gewehr und Kanu machte sich 1789 Alexander Mackenzie auf den Weg, um die Nordwest-Passage ausfindig zu machen. Vor 200 Jahren war es noch keinem Europäer gelungen, das Land Kanada vom Osten bis zur Pazifik-Küste zu durchqueren. Doch es war nicht nur hehrer Forscherdrang, der ihn trieb. In erster Linie hatte er profitable Geschäfte im Sinn. Er wollte der wichtigste Mann im nordamerikanischen Pelzhandel vom 48. Breitengrad bis zum Nordpol werden.

Als er 1789 zu seiner ersten Expedition aufbrach, konnte er sich nur auf einige zweifelhafte Angaben von Trappern und Indianern verlassen:

"Auf dieser Reise besaß ich weder die notwendigen Bücher noch die erforderlichen Instrumente, außerdem wurden mit meine Schwächen in der Kenntnis von Astronomie und Schifffahrtskunde deutlich bewusst."

Der erste Versuch schlug fehl. Drei Jahre später versuchte er es erneut. Diesmal gelang es ihm, auch mit Hilfe der Indianer, die ihm und seinen Leuten unterwegs begegneten. Ein informatorisches Treffen mit Indianern verlief seinerzeit, nach Mackenzie, etwa so:

"Sobald mein Zelt aufgeschlagen war, ließ ich alle Indianer zusammenrufen und gab jedem eine Portion Rum nebst einem Stück schwarzen Tabaks. Dann zündete ich eine große Pfeife an. Da sich die Indianer bei den Leuten, die schon länger hier waren, ziemlich unruhig verhalten hatten, sagte ich ihnen, ich hätte von ihrem schlechten Betragen gehört und sei gekommen, dies zu untersuchen. Ich würde, setzte ich hinzu, es mir zur festen Regel machen, sie mit Güte zu behandeln, wenn ihr Benehmen entsprechend sei, könne aber auch streng werden, sollten sie es verdient haben. Anschließend schenkte ich noch einmal Rum aus, empfahl ihnen aber, davon mäßigen Gebrauch zu machen, und verteilte als Zeichen des Friedens noch mehr Tabak. Sie wiederum machten mir die schönsten Versprechungen und sprachen ihre Freude darüber aus, mich in ihrem Land zu sehen."

Des Schotten Mackenzies Bericht ist ein fabelhafter Klassiker der Entdeckungsliteratur für alle Zeitgenossen, die etwas über die unberührte Wildnis vergangener Zeiten wissen wollen. Sir Alexander Mackenzie gilt als einer der bedeutendsten Entdecker Nordamerikas. Heute tragen der zweitlängste Fluss Nordamerikas, sowie der District of Mackenzie im Norden Kanadas seinen Namen.


Der Österreicher Julius Payer stach 1872 in See. Mit seiner vierundzwanzigköpfige Mannschaft wollte er als Erster die Durchquerung des Polarmeeres bis zum Pazifischen Ozean wagen. Die lebensgefährliche Expedition ging als "Die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition“ in die Geschichte ein. Allerdings schien das Unternehmen schon nach wenigen Tagen zu scheitern. Auf 76 Grad 22 Minuten nördlicher Breite wurde das Schiff für immer im Eis eingeschlossen und driftete gen Norden. Für die Expeditionsteilnehmer begann eine lange Zeit unsäglicher Mühe und ein harter Kampf ums Überleben. In der Zeit der Gefangenschaft im Eis beschlossen die Männer, das Land zu ergründen, das sich vor ihren Augen auftat. Sie entdeckten die nördlichste Inselgruppe Eurasiens im Nordpolarmeer und tauften sie Kaiser-Franz-Joseph-Land.

"Am 9.März stand einer unseren großen Schlitten zu einer einwöchentlichen Unternehmung gepackt da. Seine Belastung bestand in einer größeren Qualität von Lebensmitteln, von denen ein Teil zur Anlage von Depots diente. Verbraucht wurden: 39 Pfund Hartbrot, 5 Pfund Pemmikan, 16 Pfund boiled beef, 6,5 Pfund Fett, 1 Pfund Erbswurst, ein halbes Pfund Salz und Pfeffer, 6 Pfund Reis, 2 Pfund Grütze, 5 Pfund Schokolade, 5 Maß Rum, 1 Pfund Fleischextrakt, 2 Pfund kondensierte Milch, 8 Maß Alkohol. Unsere Bewaffnung bestand in drei Hinterladern und einhundert Patronen, von denen vierzig verschossen wurden. Zu meiner Begleitung hatte ich sechs Mann und drei Hunde (Gillis, Toroßy und Sumbu) gewählt; doch gehörten die Männer nicht sämtlich zu den geeigneten, weil ich diese für die große Reise nach Norden schonen wollte. Nur die beiden Tiroler Haller und Klotz waren bei Fußreisen von ausdauernder Kraft, weniger Lukinovich und Cattarinich; Pospischill und Lettis aber schienen dem Falstaff`schen Corps entnommen zu sein. Im Ganzen gebot ich während dieser Reise über ein Lungenemphysem (Pospischill), einen Herzfehler (Lukinovich), einen chronischen Gelenksrheumatismus (Haller) und eine Disposition zu allgemeinem Katarrh der Luftwege (Lettis)."

Doch die merkwürdige Truppe trotzte Eis und bitterster Kälte. Die Schlittenausflügler um Payer kehrten wohlbehalten zurück, unter härtesten Bedingungen gelang nun über Monate die Erforschung der Landmasse. Payers Entdeckungsbericht ist voller Dramatik und Spannung: ein ehrgeiziges Ziel, eine drohende Katastrophe und ein glückliches Ende dank einer atemberaubenden Entdeckung.
Die Männer mussten für die Rückfahrt ihr Schiff aufgeben. Es steckte fest im ewigen Eis. Erst ging es zu Fuß über Eismassen, dann ruderten sie mit zwei Rettungsbooten durchs Eismeer, und wurden glücklich von 2 russischen Schiffen gerettet. Ein Wunder.

"Welch eine Erlösung aus langer Not! Sechsundneunzig Tage hatten wir auf dieser Rückreise im Freien zugebracht – mit den vorangegangenen Schlittenreisen sogar fünf Monate!"

Payer veröffentlichte drei Jahre nach der Reise seinen vielgelesenen Expeditionsbericht.


Ins Mittelalter entführt uns John Mandeville. Kaum ein Mensch kennt ihn heute noch, aber im Mittelalter war der Report des Engländers John Mandeville eines der bekanntesten und beliebtesten Reisebücher. Sein Reisebericht kursierte zunächst in zahlreichen Handschriften und avancierte nach Erfindung des Buchdrucks zu einem der ersten Bestseller. Sein Werk steckt voller brillanter Vergangenheiten!

"In Nubien leben Christen, die sind so schwarz wie Mohren, wofür die große Hitze in jenem Land verantwortlich ist …. In der Wüste Ägyptens wohnte einst ein heiliger Einsiedler, dem folgendes Wunder geschah: Er begegnete einem Wesen, das vom Haupt bis zum Nabel wie ein Mensch aussah, das aber zwei Hörner hatte; vom Nabel an abwärts war es wie ein Ziegenbock gestaltet. Da fragte der heilige Einsiedler das Tier: "Bei Gott, sag mir, was du bist!" Das Wesen antwortete: "Ich bin eine sterbliche Kreatur, die Gott geschaffen hat. In der Wüste muss ich mir Nahrung suchen." Und es bat den Einsiedler, er möge für ihn zu Gott beten, der um der Menschen willen vom Himmel kam, von einer Jungfrau geboren wurde und um der Sünder willen den Tod erlitten hat. Derselbe wundersame Kopf befindet sich noch heute in Alexandria."

Ein fantastisches Buch, eine einzigartige Darstellung des Weltwissens einer Zeit, als die Welt weitgehend geheimnisvoll war. Im 19. Jahrhundert kamen Zweifel am Wahrheitsgehalt der Schilderungen auf. Hatte Mandeville die wunderlichen Länder und Städte wirklich gesehen? War er tatsächlich im Heiligen Land gewesen und bis nach China gereist? Dem Rezensent ist das völlig schnurz! Ja die aufgeklärten Zeitalter … Ob sie die Menschheit wirklich weiterbrachten scheint nicht gesichert.

"In Ägypten gibt es eine Stadt namens Heliopolis, was so viel wie Stadt der Sonne bedeutet. Hier steht ein Tempel, der jenem in Jerusalem gleicht. Die Priester dieses Tempels datieren all ihre Schriften nach einem Vogel, der Phönix heißt und den es nur einmal auf der Welt gibt. Der Vogel verbrennt sich auf einem Altar des Tempels alle fünfhundert Jahre. Die Tempelpfleger kennen die Zeit, zu der er sich verbrennt. Wenn diese Zeit gekommen ist, bereiten die Priester auf dem Altar viele Spezereien, Weihrauch, Schwefel und anderes mehr. Dann kommt der Vogel und verbrennt sich auf dem Altar zu Asche. Einen Tag später ist aus der Asche ein Wurm geworden, am zweiten Tag ist der Vogel schon vollständig wiederhergestellt, uns am dritten Tag fliegt er fort. Das ist gewiss ein großes Wunder Gottes."