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Februar 2005 |
Frank Willmann für satt.org |
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Fünf FußballbücherDer brasilianische Fußball lässt uns Kenner der Materie regelmäßig freudvoll Glückshormone ausschütten. Nun hat sich Alex Bellos gefunden, der uns eine glänzende Kulturgeschichte des brasilianischen Fußballs verfasst hat. Er kündet von der unbegreiflichen Fußball-Leidenschaft der Brasilianer und deutet uns einige ihrer Mythen. Fußball in Brasilien ist Heldenverehrung. Im bescheiden betitelten Buch "Futebol" finden wir deshalb auch eine Genealogie der Fußballheiligen des Landes. "Spitznamen verstärken die Theatralik und den Zauber des brasilianischen Fußballs. Pelé hätte mit seinem richtigen Namen, Edson Arantes, gewiss nicht anders gespielt. Doch die Schlichtheit und Kindlichkeit der vier Buchstaben fangen etwas von seiner magischen Fußballkunst ein. Pelé ist weniger ein Spitzname als ein Kürzel seiner Größe, der Name eines Mythos, nicht eines Mannes. Pelé ist kein portugiesisches Wort, international hat es den Klang eines Erfundenen Markennamens wie etwa Pesi oder Kodak. Wie es zu diesem Namen kam, darüber ist viel diskutiert worden, aber es gibt keine endgültige Antwort. Edson hieß in seiner Familie Dico. Als er zu Santos kam, nannte man ihn Gasolina(!). Und auf einmal wurde er Pelé. Spitznamen können wie Weine mit der Zeit besser werden." Ein bemerkenswertes Buch. Ein großartiges Buch. Nicht minder formidabel ist das Buch "Norddeutschland – Zwischen TSV Achim, Hamburger SV und TUS Zeven" von Hardy Grüne. Der Guru der Fußballstatistiker, Platzhüpfer und Nostalgiker hat sich mit dem Fußball in Norddeutschland auseinander gesetzt. Das Buch ist eine detaillierte und lebendige Unterweisung zum Umgang mit dem norddeutschen Gekicke. Grüne hat sich die Geschichte von knapp 400 Fußball-Legenden vorgenommen. Wir erleben Turnvereine im Fußballfieber, erfahren von Überfliegern aus dem Besenbinderdorf und werden sachkundig über den letzten größenwahnsinnigen fußballkundigen Dorffleischer informiert. Eine Klasse Fußballgeografie des Nordens, die leider Mecklenburg-Vorpommern auslässt. Seit das Fußballspiel existiert, sehen ihm auch Frauen zu. Die Autorin Nicole Selmer hat sich einem reichbebilderten und gut lesbarem Interviewband den Frauen als Fußballfans genähert. Die Fußballsozialisation beginnt in der Kindheit, stellt sie fest, über gemeinsam angesehene WM-Spiele, erste Besuche im Stadion mit dem Vater, Bruder oder Nachbarsjungen, über das Kicken auf dem Schulhof. Es gibt immer Mädchen, die das ganz normal finden, wie die ehemalige Sportreporterin Anne Will formuliert: "Ich war nie so eine Gummitwist-Braut". Das Buch "Watching the Boys Play" ist eine Sammlung sehr persönlicher Sichten und Geschichten, die dadurch besonders glaubhaft und lebendig wirkt, ein wunderbarer Geschenktipp für Schwester, Mutter oder Oma! Horst Eckel war einer der Helden von Bern. Doch sein Buch "Die 84. Minute" berichtet nicht ausschließlich davon, wie es nun wirklich war, damals im Berner Wankdorfstadion. In dieser ergreifenden Biografie erfahren wir vom ersten Nachkriegsspiel 1945 in Moskau und den dramatischen Lebensumständen nach 1945. Doping im Fußball sind ebenso ein Thema wie das unglaubliche Miteinander der Fußballer seinerzeit, als das geflügelte Wort von den elf Freunden noch gelebt wurde. "Da wie noch nie - Energie Cottbus - Das Wunder aus der Lausitz" heißt Matthias Kochs Buch über den gleichnamigen Fußballklub aus der Region der schmackhaften Gurke. Ohne den Fußballklub wäre die Stadt Cottbus in Deutschland kaum bekannt. Und der wichtigste Protagonist des Vereins, der leider im November entlassene bärbeißige Trainer Ede, kommt im Buch nicht zu kurz. Ede hier, Ede da, ohne Ede wäre in Cottbus fußballerisch nichts los. Pokalfinale, zweite Liga, Bundesliga, alles Erfindungen von Ede, man darf gespannt sein, wie der Verein in den nächsten Jahren ohne Big Ede dasteht. |
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