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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen


August 2005
Christina Mohr
für satt.org




Vice Magazine Germany

Vice Magazine Germany #1

Cover-Foto von
Terence Koh

Vice Magazine Germany


Yep, nach den USA, Kanada, England, Skandinavien, Australien, Neuseeland, Japan und Italien gibt´s VICE auch in Deutschland. For free bei ca. 750 Auslagestellen (Buchhandlungen, Bars, Plattenläden, Modegeschäften, Galerien, etc.), unter info@viceland.de bekommt man bestimmt eine genauere Auflistung. VICE feiert die political uncorrectness überall auf der Welt, dank VICE darf nach Herzenslust über komisch angezogene Leute gelästert werden, das Wort „schwul“ geht auch wieder und es werden keine Stars zu VICE-Ikonen herangezüchtet, sondern der Star als solcher gehörig durch den Kakao gezogen. Das Cover der deutschen Nummer eins von VICE ziert ein weißes Kätzchen, auf einem Auge blind, außerdem läuft da was Ekliges raus aus dem Auge, ein zweiter Blick ist also geboten und das „wie süüüß“ bleibt einem glatt im Halse stecken: die Mieze hat ihre Sehkraft wahrscheinlich während eines gar nicht süßen Streetfights eingebüßt, na und, aufs Titelbild schafft sie´s trotzdem und sieht immer noch tausendmal besser aus als irgendein geklontes Model.

VICE ist kein hobbymäßiges Fanzine in schwarzweiß, sondern ein weltweit eingeführtes Blatt, das VICE-Imperium umfaßt einen Buchverlag, eine Filmproduktionsfirma und ein Plattenlabel, auf dem unter anderem Bloc Party erscheinen. Um Werbekunden muß man sich keine Sorgen machen, es ist wohl eher so, dass sich die Firmen wegen des Coolness- und Credibilityfaktors drum kloppen, im Heft eine Anzeige zu schalten.

Die VICE-Artikel sind teils auf Englisch, teils auf Deutsch geschrieben, begeistern durch völlig subjektive Sichtweisen und absurde Topics. Es gibt Stories über sich gegenseitig nicht nur die Rübe einhauende schwule Skinheads, über Hippie-Faschisten und eine wertvolle Anleitung zum Thema „Eating Pussy". Wer kein Englisch versteht, wird leider nicht in diese heikle Wissenschaft eingeweiht werden können, aber glücklicherweise dürften das ja nur wenige sein, wenn ihr alle in der Schule gut aufgepaßt habt :-)

Der Artikel „Fuck You DJ“ von Amy Kellner, die schon seit den Anfangstagen für VICE US schreibt, wird für Jubelrufe bei allen sorgen, denen der Starkult um den Plattenaufleger, sorry, DJ gewaltig auf die Nerven fällt. Kellner plaudert aus dem eigenen Plattenkoffer, gibt wertvolle Tips und räumt mit diversen Vorurteilen auf, die den Stand des DJ quasi per se als „cool“ erscheinen lassen: „Einer der geilsten Momente beim Auflegen ist, wenn man einen richtig guten Track spielt, und Leute zu einem rübertanzen und schreien ‘Ich liebe diesen Scheiß!’ Dann ist man verdammt stolz und tut so, als hätte man das selbst geschrieben, so à la ‘Oh danke!’ Genau, ich bin diejenige, die ‘Youth Gone Wild’ rungergeladen hat, ich bin´s. Das ist so, wie wenn Dir jemand sagt, dass Du ein TIER an der Luftgitarre bist."

Ferner gibt es eine Do´s-and-Don´ts-Abteilung, die gnadenlos modische Fehlgriffe bloßstellt, eine Reihe Plattenreviews, eine Fotostrecke im Terry-Richardson-Style und einen tollen Vorschlag, dringend zum Nachmachen zu Hause oder im Büro empfohlen: Das Glas des Grauens. Man nehme ein Einmachglas und möglichst viele eklige Sachen wie zum Beispiel Rotze, Pisse, ein totes Hühnchen und ein paar Eier. Rein damit ins Glas, gut verschließen, dann irgendwo abstellen und ab und zu mal schauen, was so passiert. Wegen der möglichen Explosionsgefahr die Luftlöcher im Deckel nicht vergessen!

Mal abwarten, ob VICE auf Dauer den Subversionsgestus halten kann, aber im glattgeföhnten deutschen Hochglanzblätterwald ist das Heft so dringend nötig wie ein fetter Tintenfleck auf einer weißen Hose!






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