»Oh jeez, oh jeeeeez!« – Larry blättert durch das »Freak Book«, das der Folge ihren Namen gibt und das als Geschenk für das diesmalige Geburtstagskind Ted Danson gedacht ist. Das Buch ist das Leitmotiv, ebenso wie der Fahrservice, mit dem sich Larry & Cheryl zur Danson-Feier bringen (und von dort eigentlich auch wieder abholen) lassen, damit sie trinken können.
Bevor sie aussteigen, will Larry wissen, was der Fahrer macht, während sie drinnen ein paar Stunden feiern werden: eines der show-typischen »Was macht man eigentlich, wenn«-Themen. Larry tut alles dafür, den Fahrer mit auf die Party zu schleusen, wie er eben oft das US-amerikanische comme il faut mit verqueren Ideen konfrontiert.
Auf der Party selbst gehen dann gut 4 der 28 Sendeminuten dafür drauf, dass über die Fliege (bow tie) des Kellners Jamie debattiert wird. »This is wrong, it's just wrong«, moniert LD, er besteht darauf, das Leben des Kellners casual-mäßig zu erleichtern und ihn von der Fliege zu befreien.
Und das ist jetzt »Curb« in a nutshell: Das ganze Hin und Her ist nicht dezidiert lustig. Loriot oder Monty Python hätten daraus ein Pointen-Festival oder ein Nonsens-Feuerwerk gemacht. Larry David genügt es, dieses noch nirgendwo verhandelte Thema in all den Facetten auszuleuchten, für die es gar nicht vorgesehen ist, dass sich jemand Gedanken darüber macht. Der Kellner will keinen Ärger, aber Larry MUSS was sagen, er muss es anbringen. »You don't understand how I operate.«
Jeffs und Larrys hässliches Gelache über das »Freak Book« (»It's three penises!«) und das Privatbesäufnis des inzwischen zur Party hereingeholten Fahrers, der auch noch Teds Frau unsittlich gruschelt, führen schließlich dazu, dass Larry & sein Fahrer von Ted hinausgeworfen werden.
Cheryl muss mit und erlebt wie so oft den Nachteil, mit LD verheiratet zu sein. (Ich erwähne das nur in Kenntnis der Folge 6.07.) Außerdem: Cheryls Excitedness darüber, dass Paul McCartney und Heather Mills wieder zusammen sein sollen, bleibt nicht in der Luft hängen, wie der TV Squad schreibt, sondern ist ein thematischer Vorbote auf die things to come, wie gesagt, siehe Folge 6.07.
Das dritte Leitmotiv (»Seinfeld«- und »Curb«-Folgen haben meist drei völlig verschiedene Motive, die sich dann zur größtmöglichen Pointe aggregieren), das dritte also ist die Vorbestellung der Cemetery Plots. Da geht es um die besten Plätze für die eigenen Gebeine und die gute Sicht, die man vom zukünftigen Grabstein aus haben möchte.
Eine absurde Metaphysik wie damals in der Folge 4.09 (»The Survivor«), als LD seiner Cheryl Treue wirklich nur wie üblich »bis dass der Tod uns scheidet« verspricht und im Afterlife Single sein will. Dieses Afterlife wird dann expliziert in Larrys herrlicher Himmelfahrt in Folge 5.10 (»The End«), als er mit den beiden Engeln Dustin Hoffman und Sasha Baron Cohen darüber diskutiert, wo man am besten leere CD-Hüllen zwischenlagert, während sich die jeweilige CD im Player befindet, und wegen dieser Diskussion aus dem Paradis verbannt und wieder hinunter ins Leben geschickt wird.
Aber zurück zur 6.05: Nachdem Larry den zugedröhnten Fahrer zu Hause abgeliefert hat, bringt er sich und seine Frau selbst mit der Limo nach Hause. Am nächsten Morgen will er mangels eigenen Autos mit der Limo schnell zum Friedhof fahren, um sich eine neue Begräbnisstelle auszusuchen (neben Ted will er nicht mehr liegen, nachdem der ihn rausgeworfen hat). Im Wagen setzt er sich dann, untermalt von Jodelmusik, die Chauffeursmütze auf (sie liegt ja nun mal da), als plötzlich der hauptamtliche Fahrer der Limo anruft.
Damit dieser seinen Job nicht verliert, muss Larry nun den für jetzt bestellten VIP-Kunden vom Flughafen abholen. Was folgt, ist eine der besten Gastauftritte ever in comedy history: Larry holt John McEnroe ab, der wie Larry & Cheryl zum McCartney-Konzert will. McEnroe kennt LD nicht als LD, der sich sowieso gleich »Charlie« nennt und den übermüdeten Ex-Tennisstar mit einer Wahnsinnsfragestunde bombardiert:
»Where you shy as a child?« »You watch a lot of TV?« »You have allergies?« »Do you believe in in a God of some kind?« »You like life?« »Do you garden?« »Have you ever been jealous of a gardener?«
Dann der Zwischenstopp am Friedhof. LD gibt McEnroe das »Freak Book« zur Überbrückung der Wartezeit. Weil McEnroe kurz den Wagen verlässt, findet sich eine Bunch von Hispanic-Trauertanten in der Limo ein, die in Rücksicht auf ihre Trauer eben mitgenommen wird.
Dann kommt es im Taxi zu einem Richtungsstreit auf Spanglish, und irgendwann lässt McEnroe halten und wirft die Trauerterroristen aus dem Wagen, mitten in der Pampa, am Straßenrand liegt Müll herum und irgendeine ranzige Matratze.
Wie auch immer, sie schaffen es dann zum Staples Center und zur Pre-Show, und McEnroe nimmt den Fahrer »Charlie« mit hinein, eines dieser schönen thematischen Wiederaufgreif-Szenen von »Curb«. Auf der Party dann dasselbe Spiel: Fahrer und VIP amüsieren sich mit Bier und »Freak Book« und werden hinausgeworfen. Diesmal, weil sich Heather Mills (die nicht selber mitspielt, aus dem Off ist nur eine Stimme mit britischem Akzent zu hören) als »freak« angesprochen fühlt.
Am Ende dissen sich Larry und John McEnroe in aller Öffentlichkeit mit lauten »Fuck you«s. Cheryl, Suzie und Jeff rauschen derweil mit dem Wagen vorbei und werden Zeugen dieser für sie unfassbaren Szene.
Soweit diese Folge, eine gute Folge, die im Nachhinein sogar die Vorgängerfolge 6.04 rettete, auf die aber eine, so dachte ich zuerst, schlechte 6.06 folgte (»The Rat Dog«). Aber auch die 6.06 war sehr gut. Nächstens mehr.