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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




November 2007
Aus London: André Seelmann
für umblaetterer.de und satt.org



Achtung:
Diverse Spoiler!

Curb Your Enthusiasm:
6. Staffel, 6. Folge

Spätreview, und schon die sehr gute Folge 7 gesehen. Die 6. Folge hatte ich fast vergessen, was war da, ach ja, LD und der zu langsame Toaster, der Hund, der einer Ratte ähnelt, der Kammerjäger, der mit LD zum Schüler-»Grease« will, und die gehörlose Frau und diese endlosen Missverständnisse mit der Zeichensprache.

Cheryl ist krank, und LD fällt nichts Besseres ein, als sie verführen zu wollen. Er berührt sie etwas linkisch, und sie sagt in ihrer angenervten Art: »Please tell me you're not coming on to me.« Ungläubig antwortet er: »No good?«

Später erzählt er Jeff, wie es ihn irgendwie erregte, als er Cheryl da so hilflos und krank im Bett liegen sah. Jeff kann es gut nachvollziehen, mag es aber the other way round, also wenn er der Kranke ist. Eine Vorwegnahme, so endet die Folge dann auch: LD liegt nun krank im Bett und Cheryl bemuttert ihn, und wieder fängt er an sie zu gruscheln, woraufhin Cheryl ihn wegstößt und LD wieder ungläubig fragt: »No good?«

Das klingt ja alles nicht schlecht und ist sehr CURB. Aber irgendwie knistert es nicht. Viele Szenen sind zu übertrieben und einfach zu sehr inszeniert. Schreiend und kreischend zertritt LD auf dem Schulhof eine Spinne, eine Spinne, die 3 Meter entfernt irgendwo auf dem Boden herumkriecht. Die Kinder und auch die Eltern sind geschockt und auch die Zuschauer, weil das einfach so aus dem Nichts heraus passiert.

Andererseits, greift man mal eine Ereigniskette heraus, ist da eine Menge High-Quality-Material. LD spricht mit der gehörlosen Frau eines Freundes und sagt ihr ins Gesicht, dass ihr Pekinese aussieht wie eine Ratte. Später entschuldigt er sich bei seinem Freund dafür, weigert sich aber, bei ihm zu Hause vorbeizukommen und bei ihr persönlich Abbitte zu leisten. Im Gegenteil, er verfängt sich in einem Monolog, dessen Quintessenz die Erkenntnis ist, dass »they« (»What do you mean, they?«) die einzigen Behinderten seien, bei denen man sich nicht übers Telefon entschuldigen könne, weil sie ja nichts hören.

So weit, so Larry. Doch dann verliert sich diese Folge in unnötigen Zusätzen. Nach dem Gespräch mit dem Freund der gehörlosen Frau trocknet sich LD die Hände am Handtrockner und macht dabei, anscheinend aus Versehen, ein Symbol der Zeichensprache, das den Freund beleidigt. Das Gleiche passiert dann später beim Kauf eines neuen Toasters: LD trifft die Gehörlose wieder und entschuldigt sich bei ihr. Alles scheint nun wieder gut, aber sie sieht ihn dann aus der Ferne wieder irgendein Zeichen machen und wieder ist alles im Argen.

Das ist zu viel und überdeckt die wirklich guten Momente der Folge, wie z. B. die wunderbare Szene, in der Larry bei Jeff klagt, dass er, weil Cheryl krank ist, niemanden hat, mit dem er zu »Grease« gehen kann. Es ist eine Schüleraufführung, in der auch eine Tocher der Blacks mitspielt. Im Hintergrund sieht man Jeffs Exterminator arbeiten, und als der von LDs Problem hört, sagt er mit Schmalzfresse: »I'll go«.

Etwas verwirrt erklärt Larry, »this is a middle-school production«, aber: »I love Grease and I'd love to go«. Und tatsächlich nimmt LD dann den Exterminator mit zu diesem Schulstück. Er holt ihn ab, er ist all dressed up, und Susie macht ihm noch ein Kompliment, wie gut er aussähe ohne seine Exterminator-Uniform.

Das Stück endet dann, bevor es beginnt, denn der Pekinese der gehörlosen Frau befreit sich aus seiner Tasche und schnüffelt durch die Stuhlreihen. Als dann LDs Dad mit seiner Riesenbrille brüllt »a rat, there's a rat« erwachen die Exterminator-Instinkte, und so wie LD am Anfang die Spinne, zertrampelt er den armen, kleinen Hund.

Die Pointe überlasse ich mal einem anderen, dem TV Squad:

»So … a deaf woman got insulted, a dog got killed, and Larry went on a date with an exterminator. Sounds like a pretty typical day in the David household.«

Das hatte ich nämlich vergessen, diese Date-Atmosphäre zwischen Larry und dem Kammerjäger. Das Ganze wird mit französelnder »Amélie«-Musik unterlegt, das ist wirklich großartig, wie überhaupt der »Curb«-Soundtrack hammergut ist, angefangen von der »Frolic«-Intromelodie bis hin zu solchen Spezialeinlagen. Das Posting des TV Squads beginnt übrigens mit den Worten: »Best episode of the season thus far.« Na ja: na ja.