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Dezember 2007
Martin Jankowski
für satt.org

Ross und Reiter
eines ungerechten Systems

Dorothea Becks und Hartmut Meines
politisches Standardwerk
„Armut im Überfluss“

Dorothea Beck, Hartmut Meine: Armut im Überfluss

„Reden wir darüber, dass der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, pro Stunde mehr Geld bekommt als ein Durchschnittsverdiener in zwei Monaten.“ Es ist in der Tat höchste Zeit, dieses Thema anzugehen. Beck und Meine belegen unaufgeregt und in bewundernswerter Klarheit und Sachlichkeit mit zahlreichen Namen, Fakten und Zahlen, dass im drittreichsten Land der Welt Armut zugunsten einer unfassbar reichen Oberschicht systematisch erzeugt und bewusst strukturell vermehrt wird. Und dass wir nicht etwa auf dem Wege sind, von dieser Entwicklung weg zu kommen, sondern dass die Schere seit den Neunzigerjahren ganz im Gegenteil im großen Stil und mit Hilfe der oft erschreckend hilflosen Politik zunehmend erweitert wird.

Was dieses Buch allein in den ersten Kapiteln über die 100 reichsten Milliardäre unseres Landes berichtet, ist erschreckend: Dieses Buch ist überfällig, denn es „...kratzt an dem Mythos, viel Geld habe etwas mit großer Leistung zu tun ...die 100 deutschen Milliardäre ...haben ihr Geld nicht verdient, sondern geerbt und leben jetzt von den Zinsen.“ Dieses Buch ist schon deshalb bedeutsam, weil bislang noch nie jemand so klar und deutlich Namen und Vermögen derer, die man sonst im Dunkeln nicht sieht und denen wir das soziale Ungleichgewicht der deutschen Gesellschaft verdanken, durchleuchtet hat. Zitat: Für Ackermanns „...Jahressalär müssten Otto Normalverdiender und Monika Mustermann 490 Jahre lang arbeiten.“ (Ein freiberuflich prekärer Lumpenintelligenzler wie der Autor dieses Beitrags vermutlich noch mehr...) Die entscheidende Frage: Ist das Ackermanns Leistung angemessen? Ackermann ist freilich nur ein Beispiel, das jeder kennt. Interessant wird dieses Buch vor allem bei denen, die wir (noch) nicht kennen!

Beck und Meine geben Antworten und analysieren Banken und politische Führungsetagen ebenso detailliert und unprätentiös, wie den armuterzeugenden Mechanismus des postmodernen Sozialsstaats, die Kunst der öffentlichen Statistik, die Anatomie der legalen Umverteilung und die bittere Realität der neuen Unterschichten. Kurz - faktensatte Pflichtlektüre für jeden, der begreifen möchte, was in Deutschland derzeit schief läuft. Egal ob politisch rechts, links oder gar nichts: Erst dieses Buch lesen, dann weiter weiterdiskutieren. Prädikat: Unbedingt lesen!



Dorothea Beck, Hartmut Meine:
Armut im Überfluss

Steidl 2007, 351 Seiten, 18,- €
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