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März 2004
Marc Degens
für satt.org


Duckomenta

In der Urania - Berlin vom 06. März 2004 bis 02. Mai 2004

Austellungskatalog:
Die Duckomenta
Ars Nicolai 2003

Duckomenta-Katalog 132 Seiten, br.
EUR 14,90
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Die Duckomenta

In der Urania - Berlin vom 06. März 2004 bis 02. Mai 2004



Die Duckomenta
Die Duckomenta
Die Duckomenta
Nehmen wir einmal an, Entenhausen existiert. Zum Beispiel in einem Paralleluniversum. Lateinisch hieße dieser Ort stella anatium: Planet der Enten. Vieles auf stella anatium wäre so wie hier auf der Erde. Das Klima, die Form und Lage der Kontinente, die Pflanzenwelt. Aber es gäbe auch Unterschiede. Der Bürgermeister wäre ein Schwein, aus Bärten ragten Hundenasen, viele Bewohner wären Enten. Sie trügen Anzüge, gingen auf zwei Beinen, sie hätten einen Beruf oder besuchten eine Schule …

Enten schreiben Geschichte. Enten entdecken neue Kontinente, reisen zum Mond, das reichste Wesen der Welt ist eine Ente. Enten sind schon lange eine tragende Stütze der Gesellschaft. Sie werden befragt, fotografiert und gemalt – Enten sind aus den Köpfen und aus der Kunstgeschichte nicht wegzudenken. Ohne sie hätten Dürers betende Hände keine acht Finger, Spitzwegs Bücherwurm stände nicht auf seinen beiden Flossen und Mona Lisa besäße nicht diesen eigenartigen und geheimnisvollen Zug um den Schnabel.
Eine vorbildliche Weltausstellung dieser Kunst sähe gewiss so aus wie die Duckomenta, die derzeit im alten Gebäude der Berliner Urania gezeigt wird. Achtzig Meisterwerke drängen sich hier dicht an dicht, allesamt weltberühmt und Klassiker der abendländischen Kunstgeschichte. Gemälde, Plastiken, Gipsabgüsse, Federzeichnungen … Sie ahmen die Natur der Ente nach oder verfremden sie, und es ist eine Wonne durch die Räume zu wandeln und die gefiederten Engelwesen Raffaels, den Zwicker auf Rembrandts Altem mit Goldhelm und Goldschnabel oder Dalís zerfließende Mäuseohren aus nächster Nähe zu betrachten. Kaum ein kanonisches Werk würde der halbwegs gebildete Entenhausener vermissen, die am Samstag eröffnete Schau reicht sogar bis in die jüngste Vergangenheit hinein und zeigt auch zeitgenössische Arbeiten wie die auf dem Kopf stehende, winkende Maus von Georg Baselitz. Überhaupt fällt es auf, dass die Arbeiten der jüngeren Künstler (Bacon, Christo, de Saint Phalles, Klein, Janssen, Miró) häufig Mausmotive benutzen, während die Klassiker fast immer Enten in das Zentrum ihrer Werke rücken.

Aber nicht nur künstlerische, sondern auch kulturgeschichtliche Exponate präsentiert die Duckumenta in den Räumen und in drei höhlenartigen Kojen. Wie sähe Einstein mit Entenschnabel aus? Wie ein eiförmiger Globus? Wie eine versteinerte Urente? An diesem Punkt beweisen die Macher des seit 1982 agierenden Künstlerkollektivs interDuck viel Erfindungsreichtum, und die Ausstellung gewährt intime Einblicke in die Lebenswelt eines möglichen Paralleluniversums.

Der hübsche Katalog zur stetig aktualisierten, bereits im In- und Ausland gezeigten Ausstellung kostet vierzehn Euro neunzig. Die Duckomenta ist bis zum 2. Mai in Berlin geöffnet, und der Besuch ist lohnenswert, lehrreich und äußerst unterhaltsam. Die Schau in der nach der Muse der Astronomie benannten Urania bringt den Wissbegierigen tatsächlich einen fremden Planeten näher. Es macht Spaß, Vergleiche zu ziehen, und es überrascht, wie viele Parallelen es zwischen unserer Welt und Entenhausen gibt.