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Mai 2006 |
Robert Mießner für satt.org |
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THE FALL
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Claus Castenskiold Knud Odde Elaine Will |
Fans der ersten Stunde erinnern sich noch heute gerne daran, wie sie die mit kryptischen Botschaften und Zeichnungen versehenen Alben der Band nach Hause getragen haben. Einer von vielen, die nicht irren können, ist der Sohn des geadelten Malers Sir Terry Frost, Anthony Frost. Als er Dragnet (1979) gehört hat, schreibt er einen längeren Brief an Smith und vergleicht ihn darin mit Captain Beefheart. Der Adressat, großer Verehrer Wyndham Lewis’, Gründungsvater des Vortizismus, der britischen Antwort auf den Futurismus, antwortet: „Sonst bekomme ich nur Briefe, in denen gefragt wird: Wie kann ich eine Band gründen? Und kannst du mir ein paar Badges schicken?“ Seitdem sind die beiden Brieffreunde. Der in Cornwall lebende Maler hat mehrere seiner abstrakten Bilder mit Textzitaten aus Smiths umfangreichen Werk betitelt und zahlreiche Plattencover und Bühnendekorationen für The Fall gestaltet. Konsequent gegenständlich malt hingegen Knud Odde aus Kopenhagen. Bis 2001 Bassist der auch durch eine Zusammenarbeit mit Lydia Lunch bekannten Sort Sol, arbeitet Odde seit Jahren an einer Ahnengalerie von ihm verehrter Ausnahmekünstler: Georg Trakl, Else Lasker-Schüler, Nico, Chet Baker. Und Mark E. Smith.
Aus Kopenhagen stammt auch Claus Castenskiold. Der seit Jahrzehnten in den USA lebende Maler hat mit Brix Smith, von 1983 bis 1989 Gitarristin bei The Fall und mit Mark E. Smith verheiratet, das College besucht. Von Castenskiold, der auch bei Phil Shoenfelts und Marcia Schofields Khmer Rouge trommelte, stammen die Cover der Alben Perverted By Language (1983), The Wonderful And Frightening World Of The Fall (1984) und zahlreicher Singles. Nicht zuletzt hat er das berühmte spiralförmige Logo der Band entworfen. Gun Club-Fans kennen seinen expressiven Stil seit Mother Juno (1987). Musiker und Maler gleichermaßen ist auch Jowe Head – er spielte mit dem kürzlich verstorbenen Nikki Sudden bei den Swell Maps und später für die Television Personalities. Am 20. Mai wird Head in der Praxis Hagen mit eigener Band zu hören sein. Ebenso wie der Holländer Rik van Iersel – er hat mit Smith zusammen musiziert, über eine seiner Lesungen in Eindhoven ein Video gedreht und konnte seine umfangreiche und erfolgreiche Ausstellung The 27 Points in der Kunsthalle Osnabrück zeigen. Tommy Crooks, ausgebildeter Maler, war über ein halbes Jahr Gitarrist bei The Fall. Und aktiver Zeuge der legendären Bühnenschlägerei mit Smith in New York 1998.
Die am weitesten gehende Verbindung zwischen Musik und Malerei stellt schließlich Paul Wilson aus Northampton her. Der Designer und Konzeptkünstler scannt Plattencover in einen Computer und wandelt die Daten in Musik um. Schwer vorstellbar, aber er hat dies bereits mit Bend Sinister (1986) und Code:Selfish (1992) getan. Das Ergebnis kann sich hören lassen. Wilson hat auch aus Smiths Schrift einen Buchstaben-Satz entwickelt. Richtig gelesen, dank ihm können wir in MES’ Handschrift tippen. Pascal Le Gras schließlich hat über zwanzig Cover für The Fall gestaltet und mit Fred Frith und Tom Waits gearbeitet. „Er ist seiner Zeit voraus“, so Smith über den in Paris lebenden Maler.
Die Ausstellungsmacher legen Wert darauf, dass Paintwork keine Retrospektive im klassischen Sinne ist. Smith, der zur Zeit mit einer völlig neuen The Fall-Besetzung durch die USA tourt, schaut ungern zurück. Und setzt, wie die Künstler, lieber auf das Moment Überraschung. Er selber hat großes persönliches Interesse an der Berliner Ausstellung. Suzanne Smith, seine Schwester und Zeichnerin früher Plattencover, wird, und mit ihr die genannten, persönlich anwesend sein. Aus Saskatchewan, Kanada, grüßt Elaine Will, aus New York Jeffrey Lewis. Happy birthday, The Fall! Es darf und soll gefeiert werden.
Ausführliche Informationen zum Ausstellungsprogramm finden sich auf der Website der Galerie Praxis Hagen.
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