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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




9. Juni 2009
Robert Mießner
für satt.org

Das Tier als Modell
und das Schwein als Liebe

Zu früh für einen Epilog: Die vierte Ausgabe des Berliner Hefts für Zeichnung und Text Prolog ist erschienen und wird ab Dienstag auf einer Ausstellung vorgestellt.

Wenn eines in Berlin nicht Mangelware ist, dann ist es Kunst. Einiges davon hängt in Arztpraxen, anderes findet sich an Häuserwänden. Eher der letzteren Variante nahe stehend ist Prolog, ein Heft für Zeichnung und Text, das seit anderthalb Jahren im Berliner Selbstverlag von dem Künstler Anton Schwarzbach herausgegeben wird. »Lieber neurotisch als cool« will er die Kunst sehen. Natürlich meint er ganz unbescheiden das Leben. Das Heft, das sich dem widmet, ist ein anarchischer Steinbruch aus Gedichten, Texten und Zeichnungen. Endgültige Klarheit hat es NICHT zum Ziel. Statt schnell zu antworten wird gründlich gefragt. Nach dem Woher, dem Warum und Wozu. Schwarzbach gibt ein Thema vor und Text- und Bildarbeiter, also Lyriker, Schriftsteller, Zeichner, Künstler, Wissenschaftler, Filme- und Theatermacher, Laien und Liebhaber, dürfen assoziieren. In einer Zeit, in der Arbeit einer der am meisten missverstandensten Begriffe überhaupt ist, geht es um eigenverantwortliche Arbeit.

Wie ist Schwarzbach auf das Thema »Tier« gekommen, das den Rahmen für Heft 4 und die begleitende Ausstellung bildet? Das Tier ist das uns nächstverwandte Lebewesen, stellt er fest. Sehnsuchtsvoll beneidet und zu Wurst verarbeitet, vertritt es uns in der Fabel, ist als Mitbewohner oft näher als manch andere Zweibeiner, meint er. Schwarzbach ergänzt: »Du hast es in dir und es kann dein Nachbar werden«. Ansonsten gibt sich das wie immer in limitierter Auflage produzierte Heft offen. Wahllos ist es nicht. Im Darwin-Jahr nimmt es das Tier als Anlass, nicht als Notwendigkeit und bezieht sich mehr auf uns als freudefähige Kreatur mit Sehnsüchten und Ängsten. Wir leben zwar längst nicht mehr auf den Bäumen. Aber wer kennt nicht das Gefühl, gelegentlich selber lieber Baumwesen zu sein? Ein unmöglicher Wunsch, ganz klar. Aber ohne das Unmögliche hätten wir den Absprung nie geschafft.



Galerie Parterre, Danziger Straße 101, 10405 Berlin
(S-Bahn Prenzlauer Allee - S41, S42 Greifswalder Straße
S41, S42 / U-Bahn Eberswalder Straße - U2)

Vernissage: Eröffnung am 9. Juni 2009, 18.00 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag, 9. Juni 2009
bis Sonntag, 21. Juni 2009, täglich von 14.00 bis 20.00 Uhr


Prolog 4 – Heft für Zeichnung und Text