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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen



November 2000
Marc Degens
für satt.org

Raymond Carver:
Würdest du bitte endlich still sein, bitte.

Aus dem Amerikanischen von Helmut Frielinghaus.
Mit einem Vorwort von Richard Ford.

Gebundene Ausgabe
326 Seiten Seiten
DM 39,80

Berlin Verlag 2000

Raymond Carver: Würdest du bitte endlich still sein, bitte.

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Raymond Carver:
Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden.

Aus dem Amerikanischen von Helmut Frielinghaus
Mit einem Vorwort von Ingo Schulze.

Gebundene Ausgabe
176 Seiten Seiten
DM 39,80

Berlin Verlag 2000

Raymond Carver: Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden.

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Raymond Carver:
Würdest du bitte endlich still sein, bitte.
&
Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden.

„Am Morgen gießt sie mir Teacher‘s über den Bauch und leckt ihn auf. Am Nachmittag versucht sie aus dem Fenster zu springen.“ Sätze wie diese - es ist die Eröffnung der Erzählung „Pavillon“ aus dem Buch „Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden“ - haben den 1938 in Clatskanie (Oregon) geborenen und 1988 viel zu früh verstorbenen Schriftsteller Raymond Carver weltberühmt gemacht. Für Robert Altman, dem neun Kurzgeschichten von Carver als Vorlage für sein filmisches Meisterwerk „Short Cuts“ dienten, besaß Raymond Carver sogar die Gabe, „Prosa in Poesie zu verwandeln“.

Dabei wirkt Carvers Prosa auf den ersten Blick schlicht, spröde und schnörkellos: „Der Stil war denkbar einfach, meist kurze Hauptsätze, das Vokabular alltäglich. Damit waren keine atemberaubenden Beschreibungen möglich. Die Dialoge wirkten banal, ebenso die Handlung“ - so beschreibt der Autor Ingo Schulze seine erste Lektürebegegnung mit Carvers Geschichten. Erst später, beim genaueren Lesen, entdeckt man die Faszination von Carvers Stil und wird in den Bannstrahl der scheinbar banalen Begebenheiten und gewöhnlichen Ereignisse gezogen - und noch später möchte man niemals mehr auf diese Lektüreerfahrung verzichten.

Mit seiner messerscharfen, lakonischen und sparsam gewebten Prosa wurde Raymond Carver zum Vorbild einer ganzen Schriftstellergeneration - auch hierzulande. Judith Hermanns Kurzgeschichtenband „Sommerhaus, später“ und Peter Stamms Erzählungen ebenso wie der Roman „Simple Stories“ von Ingo Schulze, aus dessen Vorwort zu „Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden“ ich oben zitiert habe, sind offenkundig an Carvers Stil geschult. Allein die suggestive Kraft seiner Geschichten beruht nicht bloß auf sprachliche Mittel.

Denn Raymond Carver ist gleichfalls ein Autor, der es schafft, die Gefühlswelten seiner Charaktere glaubhaft und eindringlich abzubilden und darzustellen, ohne sie beschreiben zu müssen. Die Figuren sind gewöhnliche Menschen, häufig Außenseiter, Alleinstehende und Alkoholiker, auf denen die alltäglichen Lasten des Lebens drücken, seien es Geldsorgen, Eheprobleme oder Einsamkeit. Carver zeigt diese Menschen in ihrer nackten, trostlosen Existenz, bringt die Leere und Verzweiflung ans Licht, ohne theatralische Mittel einsetzen oder in Sozialkitsch abgleiten zu müssen. Und tatsächlich scheint es so, als ob in Carvers Geschichten die Protagonisten selber sprechen - offen und ehrlich, ohne falsches Mitleid, fast wie im Selbstgespräch. Das ist große Kunst, und das macht die Lektüre zu einem wahrlich einzigartig intensiven Leseerlebnis.

Der Berlin Verlag hat in diesem Jahr nun die ersten beiden Erzählungsbände von Raymond Carver - „Würdest du bitte endlich still sein, bitte“ aus dem Jahre 1976 und „Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden“ von 1981 - in der soliden Neuübersetzung von Helmut Frielinghaus neu veröffentlicht. Das ist begrüßenswert, doch zwei Aspekte trüben die Freude. Zum einen ist der Preis für die Bücher entschieden zu hoch, zumindest „Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden“, das annähernd nur halb soviel Seiten wie das erste Buch besitzt, hätte fünf oder zehn Mark weniger kosten müssen, zum anderen ist die Umschlaggestaltung von Nina Rothfos und Patrick Gabler ästhetisch eine Zumutung. Vier verschiedene Schrifttypen auf dem Cover, die grellen, das Augen beleidigende Farben, der unpassend verschwommene Autorentitel und nicht zuletzt die bei „Würdest du bitte endlich still sein, bitte“ auf den Umschlag aufgedruckte Textbanderole zeugen allein von der Lieb- und Einfallslosigkeit der Gestalter. Für fast vierzig Mark darf und muß man in dieser Hinsicht einfach mehr erwarten.