Jeanette Winterson:
Gut Symmetries
Mehr noch als bei "
White Teeth" erschien es mir bei diesem Buch, als sei der Einfluß von
Julian Barnes auf "Recent British Fiction" kaum zu überschätzen. Winterson, die in akademischen Kreisen durch Bücher wie "Sexing the Cherry" und "Oranges are not the only Fruit" einige Beachtung fand, ist für meinen Geschmack eine Spur zu selbstverliebt, zu gewollt intellektuell, man könnte auch sagen klugscheißerisch.
Dabei störe ich mich weniger daran, daß die kapitel dieses Buches nach Karten des Tarot-Decks benannt sind, oder die Protagonisten durch ihre Geburtsdaten und astrologische Details eingeführt werden. Die Ausflüge in die Quantumphysik sind es, die mir zu schlucken geben. Vielleicht ist es in Zeiten von Houllebecq unumgänglich, zu zeigen, daß man auf der Höhe der Zeit ist, was den naturwissenschaftlichen Fortschritt angeht, und auch bei "White Teeth" spielt die FutureMouse eine relativ große Rolle, aber wenn ich für solche Spielarten moderner Literatur einfach zu archaisch bin, so kann ich damit gut leben.
Positiv anzumerken ist, daß ich bei "Gut Symmetries" schon nach 30 Seiten eigentlich die Schnauze voll hatte, mich aber weiter durchgebissen habe, und - siehe da! - es hat sich teilweise gelohnt. Wieder einmal gibt es eine Dreiecksgeschichte aus der Sicht der Beteiligten (auch wenn die männliche Stimme erst ertönt, als ich mich schon damit abgefunden hatte, daß die Autorin absichtlich eine rein feministische Sichtweise einnimmt), was zunächst ziemlich verquast daherkommt, dann aber durchaus eine Narration entwickelt, die nicht nur die Familiengeschichte der Vorfahren der Beteiligten behandelt, sondern dem Leser auch schmerzhaft klarmacht, das ihm manche Informationen vorenthalten werden. Schließlich landet das Ehepaar in einem funktionsuntüchtigen Boot und die Allegorie auf die Ehe ist offensichtlich, ob Hilfe von außen kommen wird oder das Vertrauen aufeinander die nötige Stärke zum Überkommen der Krise wird liefern können, ist eine Frage, die in dieser Rezension nicht beantwortet wird.
"Gut Symmetries" ist teilweise sehr gelungen, mitunter auch spannend, witzig oder "thought-provoking", und vielleicht gefallen mir auch nur
die Teile nicht, die ich nicht verstanden habe, aber empfehlen würde ich es als zwanglose Lektüre sicher niemandem.