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Juni 2002
Thomas Vorwerk
für satt.org

Neil Gaiman:
American Gods
William Morrow & Company, USA 2001

Neil Gaiman: American Gods
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engl. Ausgaben:
» HC | SC | Audio

www.neilgaiman.com

sattLINK:
Interview mit Neil Gaiman

Neil Gaiman: American Gods


Nach seinem bereits 1990 zusammen mit Terry Pratchett verfassten "Good Omens" und den beiden in Zusammenhang mit einer TV-Serie und einem Vertigo-Projekt entstandenen "Neverwhere" und "Stardust" handelt es sich bei "American Gods" um Gaimans ersten eigenständigen (und ziemlich voluminösen) Roman.

Kenner seines Werks würden nichts anderes erwarten, und wie der Titel schon vorweg nimmt, befasst sich Gaiman abermals mit obskuren Aspekten der Mythologie. Hier geht es um die Gottheiten, die gläubige Einwanderer mit auf den neuen Kontinent brachten, und die nun aufgrund aussterbender Anhänger auch mit dem Untergang konfrontiert werden.

Die Götter, die sich als Taxifahrer und Bestattungsunternehmer dem "American Way of Life" angepasst haben, werden von "neuen Göttern" wie dem pickligen Jungen in der Stretchlimousine ("Internet") oder der immer perfekt geschminkten alterslosen Frau, die an irgendein Anchorwoman erinnert ("Media") bedroht, und der Held des Romans, Shadow, der rechtzeitig vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis vom Unfalltod seiner geliebten Ehefrau erfährt, soll als Laufbursche von "Wednesday", dem Obermotz der "Alten-Herren-Liga" helfen, noch etwas zu retten.

In den sauber konstruierten und mitreißenden Plot mischen sich noch eine Vermißtenanzeige, eine übereifrige Untote und die Mutter aller Verschwörungstheorien, und mit der gewohnten Mischung aus Humor und Entsetzen überzeugt Gaiman auf ganzer Linie.

Für Sandman-Leser besonders interessant: Ein Aspekt einer dort ziemlich prominent vertretenen Gottheit wirkt auch bei "American Gods" entscheidend mit, und auch einen schwarzen Vogel, der "Nevermore" sagen kann, gibt es wieder.

Einer meiner für die Narration weniger wichtigen Lieblingssätze lautet wie folgt:

"The house smelled musty and damp, and a little sweet, as if it were haunted by the ghosts of long-dead cookies."

Der englische Verlag des ursprünglich in Gaimans neuer Heimat USA veröffentlichten Werkes wirbt damit, daß man sein Geld zurückbekommt, wenn der Roman nicht wenigstens so gut wie Stephen King ist (Offer closes 31st May 2002), und ich kann mir nicht vorstellen, daß es viele Reklamationen gibt. Und wie schon in Sandman #1 hat auch hier ein Werk Kings eine Cameo-Appearance, wie als Dreingabe für die King-Fans, die sich von der Werbeaktion haben anlocken lassen.