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Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen



Februar 2003
Frank Willmann
für satt.org

Hartmut Hering (Hrsg.):
Im Land der tausend Derbys.

Die Fußball-Geschichte des Ruhrgebiets
Die Werkstatt, Göttingen 2003

Hartmut Hering (Hrsg.): Im Land der tausend Derbys. Die Fußball-Geschichte des Ruhrgebiets

408 Seiten, EUR 34,90
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Ein weiteres empfehlenswertes Buch zum Thema:

Thilo Thielke:
An Gott kommt keiner vorbei.

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Kicken im Schatten der Fördertürme


Um es gleich anfangs zu verkünden: Der Göttinger Verlag Die Werkstatt hat es wieder mal geschafft, dem am Fußball interessierten Zeitgenossen ein wunderbar intellektuelles Buch anzubieten. Hartmut Hering hat sich als Herausgeber der Aufgabe angenommen, uns die wirkliche (Kultur-)Geschichte des Ruhrgebiets-Fußball nah zu bringen.
In exzellenten Texten, bar jeder oberflächlichen, tagesaktuellen Berichterstattung, und bebildert durch beeindruckenden Fotos, gelingt es den 11 (sic!) Autoren um Hering, ein Klima aus Kohlenstaub, Schweiß und Lederfett zu schaffen, in das der interessierte Leser eintauchen kann, um alles wesentliche über "den Kick mit dem runden Leder tief im Westen" zu erfahren:

"Es behandelt den Revierfußball von seinen Anfängen im 19. Jahrhundert bis kurz nach der Jahrtausendwende und stellt den Ligafußball innerhalb des Deutschen Fußball-Bundes in den Mittelpunkt. Da aber die Spannbreite des Fußballgeschehens im Ruhrgebiet stets weit über die Grenzen des Verbandes hinausging, erinnert es auch an weitere, heute vielfach vergessene Vereine, Ligen und Verbände."

Natürlich werden von den Autoren auch die großen und bekannten Vereine portraitiert, die entweder für das Ruhrgebiet, oder für eine bestimmte Epoche große Bedeutung hatten. Die Autoren lassen uns intensiv teilhaben an den kleinen Dramen und den großen Momenten in der Historie der balltretenden Heroen und ihrer Anhänger.
Durchaus positiv vermerkt werden muss, dass von den Autoren die gern ausgesparte Zeit des Nationalsozialismus genau untersucht wird, und hierbei der Geschichte der Zerschlagung der jüdischen Fußballvereine, sowie die Gleich- bzw. Ausschaltung der Arbeiterklubs viel Raum gegeben wird. Die Vereine waren auch in der NS-Zeit ein Spiegelbild der Gesellschaft, es gab eine Minderheit an Widerständlern oder "inneren Emigranten", ihnen gegenüber die große Mehrheit der Mitläufer und Mitmacher.
Man muss dem Herausgeber, dem Verlag und den Autoren für dieses unbedingt empfehlenswerte Buch zu Dank verpflichtet sein.