Die mit der Ente saufen
Ein wunderbares Bilderbuch für große Leute von Jim Dodge, ausgemalt von Atak
Wollen Sie mal ein Bilderbuch für Erwachsene lesen? Nein, keinen Comic, sondern ne richtig schöne, warmherzige, manchmal schnoddrige Geschichte. Mit Liebe, Tod, ein bisschen Märchengeflunker – und mit tollen Bildern für große Bösewichter? Ja, na dann, ab in den Buchladen und "Fup" von Jim Dodge gekauft, in den nächsten U-Bahnsitz oder Lesecafesessel geworfen – und los geht’s!
Dieses wirklich einmalige Buch beschert uns die Geschichte von Jake, der mit Unsterblichkeit gesegnet wird und seinen Enkel Tiny adoptiert. Jake brennt Whiskey und Tiny wächst (beängstigend schnell) heran. Tiny baut Zäune um die Ranch, spielt mit Granddaddy Poker und Dame und – findet eines Tages ein Küken.
"Nahe dem Boden, halb begraben und dreiviertelersäuft, fand er ein frischgeschlüpftes Entenküken, die Federn verfilzt zu einem Ball aus matschigem Papp. Tiny war perplex. Es gab auf ihrer Ranch keine Enten, und die Nachbarn hatten, soweit er wusste, auch keine, und er hatte auch noch nie von Enten gehört, die auf kahlen Hügelkämmen nisteten. In der Hängematte seiner linken Hand trug er das Entlein nach Hause, um zu hören, was Granddaddy dachte."
Und die Ente, nachdem Granddaddy ihr mittels einer Pipette Leben in Form von Whiskey eingehaucht hatte, blieb. Fup war eine ungewöhnliche Ente.
"Sie weigerte sich, im Haus zu fressen oder zu scheißen. Sie wackelte verzweifelt piepsend zur Tür und hämmerte wie ein verfehlter Specht dagegen, bis jemand kam und sie hinausließ. Ihr Appetit war omnivor und immens. Pfannkuchen, Käse, Maisschrot, Wild, Zwiebelschale, egal: es wurde verschlungen. Und wie sie so aß, wuchs sie. Nach vier Monaten wog sie fast zwanzig Pfund ….. 'Verdammt', murrte Willis Hornsby, als Fup eine pfundschwere Kette aus Cocktailwürstchen aufschlabberte und sich danach über eine Kaffeebüchse mit geschroteter Gerste hermachte."
In diesem Stil entwickelt die Story ihre herrliche Bandbreite. Granddaddy und Tiny lieben die Ente, gehen mit ihr ins Kino und auf Wildschweinjagd … Wie die Geschichte ausgeht, wird natürlich nicht verraten, aber soviel sei noch gesagt, die wundervollen Illustrationen von Atak machen süchtig! Er schafft es, den Text nicht nur begleitend zu illustrieren, sondern gleichsam in eine eigene Inszenierung zu bringen, ohne die das Buch nicht halb so spannend und unterhaltsam wäre. Eine kleine Kostbarkeit, dieses Buch!