Nachdem sich Oskar Pastior Baudelaire, Chlebnikov und Wilhelm Müller dichterisch anverwandelt hat und die Ergebnisse seit einiger Zeit auf CD gebannt und als Buch gedruckt vorliegen, ist jetzt auch Pastiors Ver- und Bearbeitung des Stückes "Reread Another" von Gertrude Stein als Silberling samt Partitur erschienen. Das eigentliche Ereignis ist, wie so oft bei Pastior, der Vortrag des Geschriebenen, in diesem Fall noch dazu wundersam von Conlon Nancarrows Komposition für Lochstreifenklavier durchsetzt.
Seit vierzig Jahren nun führt Pastior vor, was Avantgarde bedeuten kann, zu welch sinnsprengender Sinnlichkeit und welch widersinniger Sinnstiftung das dichterische Wort in der Lage ist. Und ein ums andere Mal meint man zu wissen, was einen erwartet, nur um dann doch wieder ins Staunen, in jämmerliche Sprachlosigkeit angesichts dieses Ingeniums, dieses Füllhorns an Ideen zu verfallen. Steht man schon baff vor dem, was Gertrude Stein, diese Amerikanerin in Paris um 1920 an Abwegigem zustande brachte, Pastior setzt übersetzend-weiterdichtend noch einen drauf:
"In der Tat ist jene Landschaft oder Sprechweise oder Sprachwiese immer noch eine Almhütte von Gerüchen, fast ein Chalet. Der gemeine Feldchampignon vor während und nach dem 1. Weltkrieg schießt darin wie ein Nuss-Puss-Draus-Breughel ins Kraut und hat was ungemein Alltägliches (Staubmantel-Zelluloid-Goldfischiges), weil damals ja auch meine Eltern jung waren."