Wer den kleinen Maulwurf kennt - den aus der Sendung mit der Maus, der kurzzeitig den untschechischen Namen Grabowski trug - der wird schnell darauf kommen, wo ein Tscheche das Glück sucht, nämlich untertage. Solch ein Tscheche ist zumindest Petr Bém, ein junger Lehrer, der den Alltag und die Frau flieht, um an der Spree Neues zu wagen, das heißt Punkmusiker zu werden. Dieser junge Mann lernt rasch den richtigen Freund mit der richtigen, sprich Punk-Einstellung kennen, sie gründen eine Band namens U-BAHN und ergründen das Fundament der Kapitale. Es ist nicht zuviel verraten, dass natürlich eine neue Liebe im Spiel ist.
Nicht der Plot ist der Plot dieses Romans, sondern seine Episoden. Und diese fächern die Stadt unter der Stadt in ein Labyrinth auf, suchen das durch das Dunkle der U-Bahn symbolisierte Vergessene, Unterbelichtete, Weggeworfene. Es sind Geschichten von Selbstmördern und Verunglückten, die in einem dieser fahrerlosen Züge nicht zur Ruhe finden. Kleine Anekdoten um die Teilungsgeschichte der Bahn, die die U-Bahnführer an einem Imbiss an der Friedrichstraße ausplaudern. Kurze Begegnungen, die Petr Bém und "seiner" Katrin als Fahrgästen widerfahren. Solch leichte Geschichten wirken wie Emails an abwesende Freunde mit ihrem Bedarf an (Stereo-)Typisierungen und an Pointen.
Darüber hinaus ist "Der Himmel unter Berlin" ein kurzer Musikroman über eine trotzige Band, die in "Ich bin Berlin" einen relativen Hit landet, von Unterführungs- und Untergrundbahnmusikern, von kleinen lieben Punks, die sich mit den bösen Hippies der "Lennon'schen Friedensmafia" zanken.
Trotz der Episodenhaftigkeit des Textes gelingt es Jaroslav Rudis ein verästeltes System zu erschaffen, weder dem Verkehrsnetz noch den Maulwurfsgängen unähnlich, in dem die Personen wiederkehren und die Handlung schließen oder als Nebenfiguren aufscheinen, quasi kleine Das-kenn-ich-Dochs, Hier-war-ich-Schons.