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November 2005 Martin Jankowski
für satt.org

Martin Amanshauser:
Alles klappt nie

Roman
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005

Umschlagmotiv

232 S., 17,90 €
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Martin
Amanshauser:
Alles klappt nie

Weltraumabenteuer aus Österreich

Wer glaubt, die Österreicher schrieben heuer immer noch behäbig und grüberlisch und grantelten in einem fort, der kennt die Bücher von Martin Amanshauser aus Wien nicht. Gut, gegrantelt wird bei Amanshauser auch. Es handelt sich jedoch um eine erfrischende Variante des Grantelns - auf globalem, nein, auf Weltraum-Niveau. Denn als sein viertes und bisher bestes Buch hat Amanshauser soeben einen Weltraumroman (Untertitel) veröffentlicht: einen österreichischen Weltraumroman. Wer sich vorstellen kann, wie die innovativen und kreativen Marketingstrategien der derzeitigen Wirtschaftsaktivisten sich auf die bevorstehende Privatisierung der Wissenschaft auswirken werden, der ahnt, worum es in diesem Buch geht. Der Titel des Romans: „Alles klappt nie“ – und man weiß sofort, wie zugeht in der privaten österreichischen Weltraumfahrt des Jahres 2020.

Die Helden der aberwitzigen Geschichte heißen Viehböck, Westenthaler oder Stronach, und auch wer sich in den Niederungen der gegenwärtigen österreichischen Politik und nationalen Raumfahrtprogramme nicht auskennt, kann den Spaß genießen, der sich aus den zahlreichen Anspielungen auf die vertrackte Gegenwart des alpinen Mitteleuropas ergibt. Science fiction ist auch der Amanshauserschen Variante vor allem ein Spiegel gegenwärtiger Phantasien: Die bildschöne Jenny-Li mit dem Herz einer hochbegabten Wissenschaftlerin kreist mit der Raumstation Magna um die Erde. (Ihr innerer Schutzengel ist übrigens das gute alte Tankgirl, das nach einer zweiten Verfilmung im Jahre 2010 eine weltumspannende Renaissance erlebt hat.) Ihr Ehemann, der alternde Viehböck, ehemaliger Weltaumheld der Neunziger Jahre, macht sich Sorgen. Denn um die Promotion für das neue Weltraumhotel des mittelständischen Magna-Imperiums anzuheizen, soll Rogan, der Schönling und erfolgreiche Mediziner mit einstigen Olympiaerfolgen als österreichischer „Goldfisch", zu Jenny Li in die Raumstation reisen – wo die beiden für eine Weile allein sein würden. (Das hat eine Umfrage entschieden, bei der 94% der Zuschauer für Rogan und 6% für Viehböck gestimmt hatten. Und Rogan und Jenny-Li sind sich schon einmal gefährlich nahe gekommen …)

Doch dann kommt alles anders: Ein vergessener und außer Kontrolle geratener Satellit aus den Achtziger Jahren namens CCCP (was nichts anderes als die kyrillische Abkürzung für die gute alte „Union der sozialistischen Sowjetrepubliken“ ist) bedroht Jenny-Li und die Magna Raumstation. Allein kann sie das Problem nicht lösen - und die Imageabteilung ist gegen eine frühzeitige Räumung der Station vor Rogans Promotionauftritt auf der Magna … Viehböcks Chance: Als ehemaliger Kosmonaut auf der russischen Raumstation MIR kennt er sich mit russischer Raumtechnik aus – und darf statt Rogan vom Weltraumbahnhof in Oberwaltersdorf ins All starten. Doch er hat bei den Tests geschummelt und ist gesundheitlich nicht auf der Höhe. Auf dem Weg zu seiner schönen jungen Frau erleidet er einen Herzinfarkt, der ihn noch vor dem Andocken in Todesnähe bringt. Die Sache muss dringend behandelt werden. Und so schickt man auch seinen schönen Konkurrenten Dr. Rogan hinauf ins All zur klugen Jenny-Li und dem tapferen Viehböck … Ob die Promotiontour zum Erfolg wird und was die Entlassung des Fußballtrainers Prohaska durch Firmenchef Stronach und seinen sensiblen Aisstenten Westenthaler sowie die Lieferungen eines gewissen Fastfoodherstellers namens Li Chang Li damit zu tun haben könnten, gehört zu den abtrusen, und deshalb umso glaubhafteren Verwicklungen im Weltraumcamp von Oberwaltersdorf …

"Alles klappt nie“ ist der erste österreichische Weltraumroman, den man in einer Nacht durchliest und anschließend trotz Schlafmangels wirklich gute Laune hat! Martin Amanshauser (geb. 1968 in Salzburg), der 1997 mit „Im Magen einer kranken Hyäne“ literarisch debütierte und seither mit „Nil“ und „Chicken Christl“ zwei weitere gewitzte Romane vorgelegt hat, veröffentlichte ebenso Gedichte, übersetzt portugiesische Literatur und ist im Brotberuf Reisereporter für den Wiener „Standard". Amanshausers Bücher sind eine literarische Entdeckung, die ich all jenen empfehlen möchte, die Lust auf neue, wirkliche spritzige Geschichten aus dem Wienerwald unseres Universums haben.