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September 2000
 … von Thomas Vorwerk

James Kochalka Superstar

Carrot Boy, the beautiful
James Kochalka Superstar:Carrot Boy, the beautiful


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Kissers
Monica
Mermaid

James Kochalka Superstar

Carrot Boy, the Beautiful

Nach der CD-Beilage bei "Kissers" lobpreiste ich James Kochalka, den wohl am häufigsten in den Seiten von Klirr Di Birr den Lesern ans Herz gelegten Künstler, nicht mehr nur als Comic-Genie, sondern auch als passablen Musiker. Sein neuer Tonträger hat gegenüber "Kissers" drei unterschiedlich wichtige Nachteile: Zum ersten und zweiten war hier die CD die Hauptsache. Das bedeutet, daß der Comic zur Platte nur in zwölf Seiten in Booklet-Größe beiliegt. Aber das hat ja wenig mit der Qualität der Musik zu tun. Viel schlimmer ist es, daß CDs (wenn sie nicht geschickt in großen Büchern versteckt sind) verzollt werden müssen. Argh! Da blutet dem prinzipienverliebten Geizhals das Herz. Achtunddreißig Mark, schudder! Aber strenggenommen hat das auch nicht viel mit der Qualität der Musik zu tun.

Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, die Musik. Dadurch, daß ich bereits eine CD von "James Kochalka Superstar" kannte, konnte mich der nonchalante Garagen-Stil nicht mehr überraschen. Aber mit einem Konzept-Album, einer "Rock Opera", hatte ich nun auch nicht gerechnet. Okay, streng genommen HABE ich damit gerechnet, schließlich hatte ich ja das Interview im Comics Journal gelesen und wußte, was mich erwartet. Na gut, egal.

Wo war ich stehengeblieben? Konzept-Album! Genau! Im Gegensatz zu anderen Opern kann man aber sogar die Gesangparts ohne Probleme verstehen. Ein verrückter Wissenschaftler will sich die Erde mit einer Armee von Karottenmännern untertan machen (jeder, der die Hawks-Version von "The Thing from another World" kennt, kann sich diese Grauensversion ausmalen), doch Carrot Boy tut keiner Fliege was zuleide und schmust lieber mit "Kitty". Da tickt der Wissenschaftler aus und vergeht sich an eben jener Miezekatze, was zum wohl bewegendsten Song der Platte führt: "Kitty in a Coma"! Würde Morissey gefallen, da bin ich mir sicher. Am Schluß gibt's aber ein Happy End, die Dorfbewohner stimmen zusammen mit dem anderen Gemüse in Mrs. Potters Garten ein Liedchen an. Und dann kommt Carrot Boy und schlägt dem Hörer vor, das Ganze mit guten Freunden zusammen nachzuspielen und zu -singen, den weil auf dem Silberling noch Platz war, gibt's gleich hinterher die Karaoke-Version. Herz, was begehrst du mehr?

Kein Meisterwerk, aber eine nette Abwechslung für alle Kochalka-Freunde, Katzenliebhaber und Gemüseverehrer.