The Teaches Of Peaches
Das Gute an den satt.org-Lesern ist, daß sie mitunter ebenso freigiebig wie unterschiedlich in ihren Geschmäckern sind. So komme ich ohne die Plattenindustrie unterstützen zu müssen, manchmal an die unterschiedlichsten Tonträger. In diesem Fall fällt es mir besonders schwer, meine Empfindungen in Worte zu fassen.
Der nachfolgende Text wird wahrscheinlich nie in der "Emma" nachgedruckt werden …
Rein textlich sind "Peaches" kleine Luder, die nur an Schweinereien denken. Schon das Cover demonstriert dies, selbst in Schwarz-Weiß-Kopie ist der aufreizend gekleidete Torso nicht unbedingt das Motiv, daß ein Pfarrer zum Hintergrund seiner Visitenkarte erwählen würde. Die Songtitel lassen an Eindeutigkeit nicht vermissen, und selbst als bedingt aufmerksamer Hörer bekommt man schnell raus, daß der Bandname Peaches in einer Tradition mit Begriffen steht, die vor allem Comic-Lesern bekannt sein sollten, etwa "Yummy Fur", "Eaga Beeva" oder "Dirty Plotte". Auf dieses sprachliche Niveau lasse ich mich natürlich nicht herab, das hätten diese langbeinjen Abiturfotzen wohl gerne …
Musikalisch fallen natürlich die rotzigen Frauenstimmen ins Ohr, aber auch die rhythmusorientierten Melodien, die ich mal als nicht besonders ausgefeilte Elektronik beschreiben möchte. Aber, so sehr ich mich zu distanzieren versuche, egal, wie ich versuche, das Ganze zu hinterfragen, ich bin auch nur ein beeinflußbarer und hinzu männlicher Hörer, und irgendwie springt der Funke über. Das ist wie bei "Liberty Meadows" oder "Charlie's Angels", hin und wieder muß man auch dazu stehen, daß man den Waffen der Frauen mitunter wehrlos gegenüber steht, selbst wenn sie in diesem Fall rein akustisch ihren Angriff gestalten. Und dafür brauche ich mich nicht zu schämen, selbst die "Spice Girls" sprechen mich manchmal auf einer Ebene an, mit der Heinz Rudolf Kunze einfach nicht mithalten kann. Natürlich fällt es mir sehr viel leichter, die musikalischen Talente einer Fiona Apple gegenüber den Backstreet Boys hervorzuheben, aber wenn letztere irgendwelche Hinterstraßenmädels wären, würde ich ihnen sicher eine größere Chance geben, egal, ob das jetzt politisch korrekt ist, das sollte jeder nachvollziehen können. There's only one peach with a hole in the middle, ich würde auch der anderen Hälfte der Menschheit, die vielleicht die "Cucumber Men" oder ähnliches aus unerfindlichen Gründen favorisieren, nicht deshalb anklagen. Genug des unverhohlenen Sexismus, natürlich begeistern mich Peaches vor allem wegen ihrer Musik, denn ich habe ja überhaupt keinen Schimmer, wie die Mädels aussehen, mein Freund Laky fand ja auch, daß Kristin Hersh eine sehr nette Stimme hat, und beschwerte sich dann beim Konzert, sie sehe aus wie "Paul McCartney's Bruder" (Diese Geschichte erzähle ich immer wieder gerne). Aber irgendwie habe ich den Faden verloren, eigentlich ging es ja nicht um den Grund, warum ich lieber Filme mit Winona Ryder als mit Anthony Hopkins schaue, sondern warum mir diese Platte gefällt.
Aber das kann ich halt nicht in Worte fassen. Immerhin erachte ich es durchaus für möglich, daß auch heterosexuelle Frauen ihren Spaß an diesem Silberling haben könnten.