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März 2001
Thomas Vorwerk
für satt.org

FMA: Falco meets Amadeus

Abermals bedurfte es eines Gratis-Billets, um mich in ein Musical zu locken, wo ich sogar das Peanuts-Musical verpasst habe. (An dieser Stelle ein Gruß an die Gebrüder Schulz!)

"Das erfolgreichste Musical des Jahres [2000]", diese Worte hätten mich stutzig machen sollen, denn ich gehöre zu den Leuten, die es für möglich halten, daß selbst Elvis-Fans oder Fliegen sich irren könnten.

Schon vor dem Theater umfingen mich Falco-Songs, und (ich schäme mich nicht darob) ich selbst habe mir seinerzeit die Single "Der Kommissar" gekauft, wenn ich mich auch nie für Jeannie erwärmen konnte und seinen großen Superhit nur in der Simpsons-Fassung zu schätzen weiß. ("Oooh, help me, Dr. Zaius!") Meine Einstellung zu Wolfgang Amadeus Mozart zu beschreiben, würde hier zu weit führen …

Es wird nicht leicht gewesen sein, alle bekannten (und einige zumindest mir unbekannten) Falco-Songs in eine nachvollziehbare Handlung einzubauen, aber manche Aufgaben sind auch nicht dafür erschaffen, bewältigt zu werden. Um die Schwächen im Plot zu verdecken, lässt man das Publikum erst mal auf den ersten Auftritt des Falco-Interpreten ein wenig warten. Aber nicht zu lange …


Falco meets
Amadeus


Regie:
Elmar Ottenthal

Komposition und
Arrangements:
Johnny Bertl

Buch:
Burkhard Driest

Zwischendurch gibt es dann auch mal Gesangseinlagen seines "Managers", die genaue dramaturgische Funktion ist mir nicht klar geworden, aber weil diese Parts akustisch ziemlich stümperhaft waren, "strahlen" die Auftritte des wahnwitzigen Wieners natürlich auch, ohne besonders strahlend zu sein. Selbst als Falco-Fan hätte ich nicht besonders viel Freude an den Cover-Versionen gehabt, so richtete ich mein Augenmerk auf andere Dinge.

Die Ausstattung machte überraschend viel aus der kleinen Bühne, auch wenn ich auf den Auftritt einer aufblasbaren Pink-Floyd-Mutter hätte verzichten können, und mich einige Requisiten wenig überzeugten. Ein Ausrüstungsgegenstand, der wahlweise als Casio-Orgel und Luftgitarre herhalten mußte, schien das Keyboard eines iMac zu sein, durchsichtige Fächer, die modern erscheinen sollten, sahen aus wie überdimensionale Geodreiecke. Ein Großteil der Ausstattung lebte von der überragenden Beleuchtung, die Sternenhimmel wie Strandsonne und das Innere von Kathedralen darzustellen wußte. Wenn die Tänzer dann mit einigen drei Meter hohen Baumstämmen im grünen Licht auftauchen, denkt man wirklich, man sei im Wald, doch die Blair Witch-Atmosphäre ist schnell dahin, wenn die Dancing Boys sich nicht entscheiden können, ob sie die Hölzer wie Gehstützen oder Ersatz-Phalli einsetzen wollen.

Die Darsteller konnten durchweg nicht das Gefühl aufkommen lassen, sie seien mehr als Darsteller, einzig eine "Journalistin" schien wirklich in ihrer schmierigen Rolle aufzugehen. Und die einzig überzeugende Sängerin bekam nur zwei Einlagen, noch dazu beide klassischer Art.

Doch das ärgerlichste an der Aufführung war das Publikum. Freitagsabends kann man ja nicht viel mehr als vergnügungssüchtige Touris erwarten (noch dazu, wenn man bedenkt, daß man für den Preis der Eintrittskarten ein ziemlich ausgelassenes Wochenende hätte ausrichten können), aber wenn ich es noch ertragen kann, daß das Stück von vornherein auf "Zugaben" ausgerichtet war, mitklatschende Zuschauer gehören doch wirklich in den Musikantenstadl und nicht in einen Saal mit mir. Und daß man bei den plattesten, vorhersehbarsten und unflätigsten Witzeleien am schallendsten lachte, gab mir dann wirklich das Gefühl, daß sich auch Falco unter diesen Leuten geschämt hätte.