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April 2001
Jochen Müter
für satt.org


Nick Cave & The Bad Seeds:
No More Shall We Part
Mute (EDEL) 2001

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Nick Cave & The Bad Seeds
Gestandene Männer: Nick Cave & The Bad Seeds
No More Shall We Part

Ohne Umwege: Das beste Label unserer Zeit, Mute Records, beschert, beglückt, erfreut und rührt uns mit einem neuen Nick Cave Album: "No More Shall We Part" heißt dieses Wunderding, und es ist erwartungsgemäß ein unglaubliches, entzückendes, todtrauriges, extrem dichtes Album! Nichts überrascht daran, keine Frage, denn wir haben es mit Nick Cave zu tun - und dieser wird wohl kaum plötzlich Techno oder Drum `n' bass machen; und außerdem wissen wir, daß er der König der Ballade ist, der Meister des Einfachen, die beste Ergänzung zu einem Piano und einer Blixa-Bargeld-Gitarre. Es ist der gute, alte Cave, den wir hören dürfen: Er fleht, er bettelt, er predigt, er stellt Elvis als blutigen Anfänger hin, er brüllt und seufzt, betet und verdammt. Und alles in 12 Liedern. Viel besser noch: Kein Ausrutscher ist dabei, nichtmal für Sekunden. Er weiß, wann der Männerchor sonor zu singen hat, er weiß, wann er Frauenstimmen einsetzen muß, er weiß, wie eine Geige machen sollte, er weiß, was es heißt, alles zu können und doch mit Abwechslung zu überraschen. Es ist eine Gnade, wenn er antäuscht, dann verharrt, um uns Sekunden später doch ein Beinchen zu stellen.

3 lange Jahre hat Cave uns auf dieses Album warten lassen, denn 1997 erschien das letzte reguläre Album titels "The Boatman's Call"; zwischenzeitlich war Cave aktiv am Meltdown-Festival in London beteiligt, präsentierte weltweit seinen Workshop "The Secret Life Of The Love Song" und schrieb seine Betrachtungen zum Markus-Evangelium nieder.
Das Rückgrat der "bösen Saat" sind weiterhin Mick Harvey, Blixa Bargeld und Thomas Wydler, Martyn Casey, Conway Savage und Warren Ellis; diesmal ergänzt durch die sensiblen Damen Kate & Anna McGarrigle (Adios, Kylie!) - befürchtete personelle Veränderungen sind damit ausgeblieben. Zahlenmäßig gesehen arbeitete Cave allerdings mit einer Fußballmannschaft an dem neuen Werk; übrigens erneut an heiligem Ort: den Abbey Road Studios in London.

Es sind - und das sollte gesagt sein - überwiegend Balladen, die sich zwischen Brutalität und Sentimentalität hin- und herhangeln; nur manchmal, aber dann enorm, springt den Hörer die geballte Kraft der Bad Seeds an - mit Volldampf voraus in den Euphorie-Kick! Cave sucht seine Religion, sucht seine Liebe, seinen Gott und sein Schicksal; er beschreitet - metaphorisch oder nicht - den Weg seiner schmerzlich erfahrenen Irrtümer; seine Beine auf diesem Weg sind das Piano und die Orgel und eine wunderbare, zurückhaltende Band. Ich hoffe sehr, er kommt noch lange nicht an seinem Ziel an!