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April 2001
Thomas Vorwerk
für satt.org

Manic Street Preachers:
Know your Enemy

Epic/Sony 2001

Manic Street Preachers: Know your Enemy, bei amazon für 30 Mark.


Know your Enemy
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Manic Street Preachers:
Know your Enemy

Mit ihrem mittlerweile sechsten Longplayer erfinden sich die "Manics" nicht unbedingt neu, aber nach dem epischen Pathos von "This is my Truth tell me yours" sammeln sie sozusagen einige der zurückgelassenen musikalischen Fäden wieder auf und knüpfen sie mit ein.

Exemplarisch kann man das z.B. an dem Track "Ocean Spray" festmachen, sie beginnen mit einigen Soundschnipseln, die einen an "OK Computer" von Radiohead erinnern würden, hätten sich die Manics nicht schon das Patent darauf mit ihrem 94er Album "The Holy Bible" gesichert, wo dieses Stilmittel sich fast verselbstständigte. Es folgt eine schwungvolle, melodische Gitarre, die James Dean Bradfields einfühlsamen Gesang trägt, ähnlich etwa wie bei "My little Empire". Die nahezu akkustische, sparsame Atmosphäre wird dann wird ersten verzerrten Tönen untergraben, die sich zum Ende des Chorus lauthals befreien, ohne dabei wirklich brachial zu wirken. Und dann folgt völlig unvermittelt, aber total stimmig ein blumiges Trompeten-Solo. Später durchdringen die Sprachfetzen vom Anfang auch noch die abermals aufheulenden Gitarren, aber alles ohne dem Ohr unangenehm aufzufallen.

Andere Songs gehen rebellisch eine etwas härtere Gangart an, auch wenn man schon noch etwas von den Anfängen, den "Generation Terrorists", entfernt ist; manchmal ist der mehrstimmige Gesang schon selbst ein Erlebnis (z. B. in "Wattsville Blues"), immer wieder gibt es Überraschungen, die dem langjährigen Fan aber auch irgendwie vertraut erscheinen. Wie ein Querschnitt durch die Geschichte der Band erscheint das Album, angemessen zum zehnjährigen Bestehen, das demnächst abgefeiert werden könnte. Die Lyrics sind teilweise wieder etwas selbstverliebte Stippvisiten ins politisch orientierte Fremdwörterlexikon ("Deification, depopulation, crescendo of craving, sullen distorted" in "The Year of Purification"), man schmückt sich mit einem netten Susan Sontag-Zitat, das Cover-Design erinnert an Jackson Pollock oder die "Stone Roses", je nach kulturellem Anspruch des Betrachters, aber auch für Ausflüge in haarscharf am Kitsch entlangschneidende Balladen oder handfeste Scherze wie "Miss Europa Disco Dancer" (irgendwo zwischen Village People, Pet Shop Boys und der Titelmusik des Sindbad-Animes) bleibt noch Zeit.

Von den vielleicht fünf britischen Bands, die für mich die Neunziger ausmachten (Blur, Suede, Radiohead und Supergrass wären noch zu nennen, andere waren zu instabil, unbekannt, kurzlebig, oder haben sich zu rar gemacht), sind die Manics schon seit längerem die erwachsensten, aber nicht die narzißtischsten oder abgehobensten. Und vor allem die verläßlichsten, und das ist in diesem Zusammenhang nicht als Beleidigung, sondern als Kompliment gemeint.