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Hallo, Depeche Mode, herzlich willkommen in meinem CD-Player!
Mein Verhältnis zu Depeche Mode war jahrelang gespalten: Auf der einen Seite
konnte ich es nicht lassen, heimlich ihre Platten zu hören; auf der anderen
Seite waren und sind Depeche Mode die Lieblingsband meines großen Bruders -
und natürlich will man ein pubertierender Jüngling mit Charakter sein und
sich auf keinen Fall über die Lieblingsmusik der zeitweise verhassten
Geschwister definieren. Heute habe ich ein nicht mehr ganz so weiches
Rückgrat und stelle ohne Umschweife fest: Die Alben dieser Ausnahmeband sind
großartig! Depeche Mode sind der Beweis, daß Reife nicht unbedingt in
Altklugheit, sondern durchaus auch in jahrelanger Vorreiterschaft und
Innovation enden kann. Wenn man sich vorstellt, welche bombastische
Entwicklung diese Band gemacht hat, ohne auch nur einmal musikalisch schlapp
zu machen, dann kann man vor Martin Gore, Dave Gahan und Andrew Fletcher
tatsächlich nur den wohlbekannten Hut ziehen. Sie haben elektronische Musik
über die Welt gestreut und massentauglich gemacht, ohne dabei an Faszination
zu verlieren oder sich extrem dem Ramsch hinzugeben - im Gegenteil:
Musikalisch sind sie mit den letzten beiden Alben eher unkommerzieller,
verworrener und komplizierter geworden. Doch will ich mir für die Rezension der Remix-Maxi zur Single "Dream On"
meine Ansichten zur Band noch eher sparen, denn bald (am 14.05.01) wird das
offizielle Album "Exciter" in den Läden stehen - und natürlich wird es auf
diesen Seiten dazu eine weitere, ausführliche Rezension geben. Wir dürfen
gespannt sein.
Remixe haben in der Geschichte der Band immer schon eine große Rolle
gespielt; eine Unzahl von Remix-Vinyls, die sich inzwischen in meinem
Plattenschrank befindet, beweist das. Der musikalische Kopf der Band, Martin
Gore, hat immer schon penibel auf Qualität geachtet - und so manche
Remix-Version älterer Depeche Mode Stücke hat inzwischen einen ebenso großen
Kultcharakter bei den Fans wie die Single selbst. Dabei werden
Remix-Versionen immer eine streithafte Sache bleiben. Braucht man sie nur, um
die Spielzeit einer CD vollzukriegen oder haben sie tatsächlich einen
musikalischen Wert? Bei vielen Bands würde ich sagen: Hätte man besser
weglassen können! Bei Depeche Mode ist das anders: Ihre Remixversionen sind
in der Regel sehr schwierige, vertrackte Stücke, die die Originalversion in
ein komplett anderes Licht tauchen. Genauso ist es auch bei der Remix-Maxi zu "Dream On". Neben dem originalen
Stück, einer inzwischen wahrscheinlich schon durchs Musikfernsehen bekannten
Uptempo-Nummer mit einem unglaublich eingängigen und doch einfachen
country-psychodelischen Gitarrenlauf, finden sich 4 Remixe auf dem
Silberling. Und jeder für sich ist ein kleines Meisterwerk, dem man hohe
Aufmerksamkeit und eine gute Stereoanlage schenken sollte. Nummer eins, der
"Bushwacka Tough Guy Mix", stellt den Song in ein puristisches Dance-Ambiente
und arbeitet dabei mit sehr feinen elektronischen Sounds; der Gitarrenlauf
ist hier verschwunden, was dem Stück jedoch nichts an Intensität nimmt.
Die "Dave Clark Acoustic Version" setzt voll auf den trancigen Effekt der
Gitarre, läßt den Gesang vollends raus und arbeitet im übrigen mit
sanft-peitschenden Naturdrumloops, deren Monotonie dem Stück die optimale
Zeit zum Entwickeln lassen und dem Hörer die Gelegenheit geben, sich vollends
auf die typische Depeche Mode Gitarre einzulassen; dieses Stück ist sicher
immer noch ein Politikum für Fans, die ihre Lieblingsband lieber wieder ohne
Gitarren sähen, was ich inzwischen für undenkbar halte.
Der "Octagon Man Mix" lebt von seinen Effekten bezüglich außergewöhnlicher
Drumsounds und einiger unerwarteter Harmoniewechsel; er ist sanft und
blubberig und macht keinen Halt vor einigen humorvollen Einlagen. Letztenendes folgt mit dem "Kid 606 Mix" eine mit Vocoder arbeitende Version,
die ebenso wie der vorausgegangene Track auf der Atmosphäre ausgeklügelter
Flächen basiert. Hier wird es einen Touch naiv und unschuldig, ein bißchen
plastikhaft und zappelig. Ein schönes Ding!
Eine kurze Zusammenfassung sei erlaubt: Wer sich der Band von ihrer
unpopulären und schwierigen Seite nähern mag, wer auf intelligente und
moderne elektronische Musik steht, und wer eh Spaß an Remixen hat, der sollte
ohne diese Platte seinen Lieblings-CD-Shop auf keinen Fall verlassen.
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