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Hätte ich nicht im Anglistik-Café mal Damon Albarns Stimme erkannt und von Franziska erklärt bekommen, daß der Blur-Sänger bei irgendeiner skurillen Band mitsingt, hätte ich wahrscheinlich nie von dieser Platte erfahren, ob "Clint Eastwood" nun Platz 2 in den deutschen Single-Charts ist oder nicht, ich bin nunmal nicht immer auf der Höhe der Zeit, was angesagte Bands angeht, weil ich kein MTV empfangen kann und lieber CDs als Radio höre.
Die vier Cartoonfiguren (einer der zwei Künstler, "J. C. Hewlett", wird wahrscheinlich Jamie Hewlett, der Tank Girl-Zeichner sein, man kann seinen Stil gut wiedererkennen), aus denen die Band besteht, sind so publikumsscheu, daß man getrost an deren Existenz zweifeln kann. Im Booklet steht zwar "All tracks written & performed by GORILLAZ (2D / Murdoc / Russel / Noodle)" und irgendwann ganz weit hinten "Additional vocals by Damon Albarn", aber ich glaube nicht recht, daß ein britischer Superstar, der sonst noch bei allen seinen Songs mitkomponierte, plötzlich bei völlig unbekannten einzig seine Gesangstalente zur Verfügung stellt, und diese sich als Komponisten mit seiner Hilfe eine goldene Nase verdienen. Außerdem ist es ziemlich verdächtig, daß die Co-Produzenten Jason Cox und Tom Girling auch schon mehrfach mit Blur zusammen arbeiteten und das Ganze natürlich rein zufällig von EMI publiziert wird, wo doch "Damon Albarn appears courtesy of EMI Records" …
Doch konzentrieren wir uns auf die Musik: Del Tha Funky Homosapien darf mitrappen, es wird vorrangig gehiphoppt und getriphoppt (man hat standesgemäß sogar auf Jamaika aufgenommen), dann trällert Damon plötzlich wieder wie zu den poppigsten Zeiten, zwischendurch mal ein Instrumental oder ein Song wie "Punk", man merkt schnell, hier wird experimentiert und herumgespielt, man will sich nicht festlegen lassen. Was dem Album auch eine jugendliche Note verleiht …
Doch die auffälligsten musikalischen Sidesteps sind die Kubanisierung durch Ibrahim Ferrer (vom "Buena Vista Social Club") bei "Latin Simone (Que Pasa Contigo)" und das gruselige Sample aus dem Romero-Film "Day of the Dead" beim letzten Song ("Hello …? Anyone there?"), das ziemlich John Carpenter-mäßig rüberkommt (obwohl der Komponist John Harrison heißt), bis dann die Gitarren langsam übernehmen und man sich plötzlich wieder in der rockigsten Zeit Blurs wiederfindet, irgendwo zwischen "Song 2" und "Beetlebum", inklusive punkigen Schreianfällen. Da passt das Prädikat "Zombie-Hiphop", das man als Graffiti irgendwo auf der CD-Hülle finden kann, perfekt.
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