Björk: Hidden Place

Nach ihrem Gastspiel als Selma (auf das sie ja bekannterweise nicht soo gut zu sprechen ist, und für das es unverständlicherweise nicht einmal den mickrigen Song-Oscar gab, auf den Bob Dylan sicher gerne verzichtet hätte) schließt Björk mit ihrer neuen Single musikalisch wieder bei ihrem dritten Album "Homogenic" (1997) an. Sie besinnt sich auf bekannte Kollaborateure wie Guy Sigsworth und Mark "Spike" Stent, die auch schon mit dazu beitrugen, aus Madonnas letzter Scheibe einen Triumph zu machen. Das Cover erinnert ungewöhnlich stark an ihre Video-Compilation "Volumen", aber außer mir interessiert sich wahrscheinlich niemand für Design-Fragen wie Fotografen, Schrifttypen und die subtile Einarbeitung des kleinen Quietscheentchens, das auch den Rücken der Cassettenhülle verzierte.

Das Video, von dem Torsten mir vorschwärmte, kenne ich ja leider nicht, also muß ich mich wohl auf den "Radio Edit" beschränken, den man satt.org netterweise zukommen ließ.

Wenn Björk den Hörer bei der Hand nimmt, um ihm einen versteckten Ort zu zeigen, wer kann sich dem schon verschließen? Nicht weniger als fünf Programmierer sorgen dafür, daß die Elektronik prächtig wummert, und dann kommt auch noch ein kristallklarer Chor dazu, aber Björk wäre nicht Björk, wenn sie das ganze Arrangement mit ihrer kleinen, aber feinen Stimme nicht in den Hintergrund drängen würde. Das hört sich jetzt ziemlich bombastisch an, aber eigentlich ist das Ergebnis eher etwas minimalistisch, kein schneebedeckter Gletscher, sondern ein perfekt geformter Kieselstein, der lustig übers Wasser ditscht, ehe er die Unterwasserwelt erkundet.

An dieser Stelle will ich mal diese Plattform nutzen, um eine Idee zu verkünden, die ich unschlagbar genial finde. Wie wäre es, wenn Björk zusammen mit P J Harvey und Tori Amos eine Platte aufnehmen würde, wo jeder sich vielleicht aus dem Back-Katalog der Kolleginnen einen Song zum Covern aussuchen darf, man aber auch mal im Duett oder zu Dritt gemeinsame Favoriten oder neue Songs zum Besten geben könnte. Man könnte natürlich auch noch weitere den Damen bekannte Musiker für Gastauftritte mit ins Studio einladen, aber ich will ja nicht gleich, daß meine Fan-Fantasien mit mir durchgehen. Aber jetzt mal ehrlich, stellt euch vor, Polly singt "Me and a Gun", Tori nimmt ihre Klavier-Version von "It's oh so quiet" oder "Venus as a Boy" auf oder man hört mal "Plants and Rags" aus dem Munde von Frau Gudmundsdottir. Oder vielleicht "Henry Lee" mit Björk statt PJ oder "This Mess we're in" von Nick Cave und Tori Amos. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt …

ICH würde für so eine CD vielleicht sogar ausnahmsweise mehr als 30 DM hinblättern. Aber das bräuchte ich sicher nicht, denn die drei Damen haben je eine so eingeschworene Fangemeinde, daß sich die üblichen Verkaufszahlen nahezu verdreifachen würden (Natürlich nicht ganz, denn es gibt ja eine fanmäßige Schnittmenge) und solche Megaseller bekommt man dann ja bei jeder Ladenkette recht günstig. Naja, war nur mal so'ne Idee, man wird ja noch träumen dürfen, wenn man von solcher Musik inspiriert wird …