Electric Light Orchestra: Zoom
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Electric Light Orchestra Zoom
Es war einmal ein weltweit erfolgreiches Electric Light
Orchestra, das massenweise Singles und Alben unter die
Leute brachte. Der Startschuß für die Truppe fiel 1971.
Jeff Lynne, Roy Wood und Bev Bevan waren diejenigen, die
das Projekt in Angriff nahmen. Wenig später stieg Wood
aus. Jeff Lynne galt nun fortan als die treibende Kraft bei
ELO. Ihm zur Seite standen neben Gründungsmitglied Bevan
(Drums) noch Richard Tandy (Piano, Synthies) und Kelly
Groucutt (Bass). Diese vier Musiker würde ich als die
eigentliche Stammbesetzung von ELO bezeichnen, die von
1975-1984 existierte (Groucutt stieg vor dem 86er Album
"Balance Of Power" aus). Darüberhinaus gab es vor allem
für die ELO-Werke der Siebziger personelle Ergänzungen.
Bei der Vielzahl an Erfolgsmeldungen in den 70ern und 80ern
beschränke ich mich bei der Chartshistory der Band fast
ausschließlich auf Deutschland. Und hierzulande ließ
man sich erstmals 1973 in den Singlecharts blicken. Das
Chuck Berry-Cover "Roll Over Beethoven" erreichte #22. Es
sollte fast vier weitere Jahre dauern bis ELO wieder in die
Singlehitparade vordringen konnte. In der Zwischenzeit
feierte man in den USA und GB Erfolge mit Titeln wie
"Showdown", "Can't Get It Out Of My Head" oder "Evil
Woman". Diese Songs fielen in Germany noch "durch", ebenso
wie die ELO-Alben Nr. 3 - 5 ("On The Third Day" (1973),
"Eldorado" (1974) und "Face The Music" (1975)), die vor
allem in den Staaten bereits respektable Notierungen
erreichten.
Ab 1977 legten aber auch die Deutschen die "Reserviertheit"
bzgl. des Electric Light Orchestra ab. Die Single "Livin'
Thing" enterte die Top 5. Das dazugehörige Album "A New
World Record" (Originalrelease war Ende 1976, aber
Deutschland brauchte eben ein bißchen länger …) hielt
sich über ein halbes Jahr in den deutschen Charts und
schaffte eine Position 7. 1978 ging die Erfolgsgeschichte
mit dem Album "Out Of The Blue" in die nächste Runde. Die
Doppel-LP warf einen Top 30-Hit ("Mr. Blue Sky" / D #27)
ab und gastierte 78 (!) Wochen in der deutschen Hitparade
(höchste Plazierung: #6).
1979 schafften ELO fast die selbe Aufenthaltsdauer. Die LP
"Discovery" blieb 73 Wochen in der Hitparade, 17 davon in
den Top 10. Zwei Top 10 Singles sorgten für den
anhaltenden Höhenflug von ELO: "Don't Bring Me Down" (#5) und zu Weihnachten 1979 "Confusion" (#6).
Beim größten Single-Erfolg der Band gab's
Unterstützung von Olivia Newton-John. Die Australierin
besang den Titel "Xanadu" (1980) aus dem gleichnamigen
Soundtrack und die Musik kam von Jeff Lynne's Mannen. Und
als Lohn für dieses Joint-Venture gab's eine #1 in der
deutschen Singlehitparade. Dem Album "Xanadu" gelang
ebenfalls der Sprung nach ganz oben. Die zweite Seite der
LP (1.Seite: ONJ) bot insgesamt vier weitere ELO-Songs, von
denen "I'm Alive" (#16) und "All Over The World" (#27)
als veritable Hits bezeichnet werden dürfen.
ELO schwammen seinerzeit auf einer Welle des Erfolgs. Alles
was man anpackte wurde buchstäblich zu Gold. "Out Of The
Blue", "Discovery" und auch "Xanadu" erreichten in
Deutschland Edelmetall-Status. Dennoch war vor allem Jeff
Lynne ob der "seichten" Musik auf dem "Xanadu"-Longplayer
nie so ganz wohl gewesen bei der Kooperation mit der
schönen blonden Australierin. 1981 sollte es mit dem
Album "Time" härtere Klänge geben. Die für ELO
typischen Streichereinlagen waren fast völlig
verschwunden. Erfolgstechnisch blieb die Band in der Spur.
"Time" wurde zur einzigen #1 (außer "Xanadu", aber das
zähle ich nicht voll) in Deutschland, allerdings
gestaltete sich die Chartsverweildauer mit 41 Wochen schon
wesentlich kürzer als bei den beiden vorangegangenen
regulären LPs. Auch hierfür kassierte man "Gold". Die
Singles "Hold On Tight" (#2) und "Twilight" (#17)
mischten die Hitparade ebenfalls noch einmal mächtig auf.
"Time" war auch das Album, mit dem ich ELO kennenlernte.
Besser gesagt: Es waren eigentlich die og. Singles, die bei
mir auf der "Heavy Rotation" liefen. So um Nikolaus 1981
rum brachte mir dann meine Oma die LP mit *freu*. Mein
erstes Konzert folgte dann im Februar 1982 in der
ausverkauften Frankfurter Festhalle (das war die Tour mit
dem Roboter am Anfang und am Ende). Kommerziell gesehen
befanden sich ELO 1981 aber bereits auf einem absteigenden
Ast. Die Talfahrt setzte sich dann mit dem Album "Secret
Messages" (1983: #6 - nur 17 Wochen in den Charts)
verstärkt fort. Die Single "Rock 'n' Roll Is King"
schaffte dabei noch einmal den Sprung auf #17.
Knapp drei Jahre später brachte das auf Triogröße
(Lynne, Bevan, Tandy) geschrumpfte Electric Light Orchestra
mit "Balance Of Power" sein für sehr lange Zeit letztes
Werk heraus. Nur noch auf #18 arbeitete sich die LP vor
und wies lediglich einen Single-Erfolg in "Calling America"
(#31) auf.
Mal ganz ehrlich. Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt
hätte, 'Tommy, im Sommer 2001 darfst Du auch mal ne
Kritik zu einem neuen ELO-Album schreiben', der wäre von
mir vermutlich ausgelacht worden. Schließlich betätigte
sich der Bandkopf Jeff Lynne in den letzten 15 Jahren seit
der letzten ELO-CD eher als Solokünstler (1990: "Armchair
Theatre"), als Traveling Wilbury (zusammen mit Tom Petty,
Bob Dylan, George Harrison & Roy Orbison) und als Produzent
(z.B.: 1987 "Cloud Nine" - George Harrison; "Into The Great
Wide Open" (1991) & "Full Moon Fever" (1989) mit Tom Petty;
"Flaming Pie" (1997) - Paul McCartney; "Neue" Beatles-Songs
"Free As A Bird" und "Real Love" (1994/1995)). Auf eine
Wiederbelebung seines Erfolgsprojekts der 70er und 80er
spekulierte eigentlich bis vor kurzem niemand.
Es ging also tatsächlich der Traum eines jeden (wahren)
ELO-Fans in Erfüllung, als das neue Werk "Zoom" am
11.06.2001 das Licht der Welt erblickte. Denn ELO-Ableger
wie ELO Part II brachten zwar in den letzten Jahren
(natürlich ohne JL / mit Bev Bevan, Kelly Groucutt, Mik
Kaminski, Louis Clark, Eric Troyer und anderen) zwei ganz
nette Studioalben heraus (1991: Selftiteled; 1994: "The
Moment Of Truth"), in denen die Beteiligten auch den
orchestralen Sound von ELO umsetzten, aber als
gleichwertigen Ersatz waren ELO Part II nie anzusehen.
Die Musik aus "Zoom" stellt eine Mischung aus "Out Of The
Blue", "Secret Messages", dem JL-Soloalbum "Armchair
Theatre" (allerdings nur in Grundzügen erkennbar) und dem
Output der Lynne/Petty-Ära dar. "Zoom" ist somit ein eher
gitarrenbetontes Album geworden, das hier und da einige
"Streicheranstriche" bietet. Jeff Lynne legte auf ein
abwechslungsreiches Programm wert. Flotte Rock 'n'
Pop-Songs wie die erste Single "Alright" (der einzige Song
bei dem JL Hilfe eines ehemaligen Mitstreiter, Richard
Tandy, in Anspruch nahm), "State Of Mind" (obergenialer
Refrain) und "All She Wanted" (Unterstützung gab es von
George Harrison an der Slide-Gitarre) erinnern an die Hits
"Don't Bring Me Down", "Hold On Tight" oder "Rock 'n'
Roll Is King". Dies gelingt ebenso mit dem Song "Easy
Money", der irgendwie ganz besonders cool daherkommt (mit
Unterstützung von Beatle Ringo Starr an den Drums). An
diesen Songs erkennt man bereits deutlich, was den
"Ablegebands" fehlte: Die Stimme und die
Songwriterqualitäten eines Jeff Lynne's.
Balladen gehören ebenso zum Repertoire des Electric Light
Orchestra anno 2001. "Moment In Paradise" (Drums: RS), "A
Long Time Gone" (ebenfalls mit GH) aber insbesondere "Just
For Love" und "Ordinary Dream" lassen das ELO-Feeling trotz
Lynne's Ein-Mann-Show geradezu überschwappen. Daß der
Meister mit den Midtempo-Nummern "It Really Doesn't
Matter", "Stranger On A Quiet Street" (beide sind für
mich neben "Ordinary Dream" absolute Favoriten auf eine
weitere Singleauskopplung), "In My Own Time" und "Melting
In The Sun" sein Gespür für tolle Refrains und feine
(ELO)-Melodien nachdrücklich unterstreicht, überrascht
dann überhaupt keinen mehr. Den Schlußpunkt dieses
grandiosen Comebacks des Mr.ELO setzt das herrlich
schleppende Rockstück "Lonesome Lullaby".
Daß Jeff Lynne "Zoom" nahezu im Alleingang einspielte
stört nicht im Geringsten. Dennoch wäre es nett, wenn
Lynne wieder seine alten oben erwähnten
Stamm-Wegbegleiter (Bevan, Tandy und Groucutt) - sofern sie
denn wollen - wieder mit aufs Raumsschiff ELO nehmen
würde. Einfach der Vollständigkeit und des
Gruppengedankens halber. Wirklich nötig hat er diese
Unterstützung freilich nicht. Denn JL lieferte mit "Zoom"
endgültig den Beweis der Gleichung ELO = Jeff Lynne
nach. Jetzt muß nur noch der Erfolg zurückkommen …..
Bewertung: 1
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