Sogar auf dem Flohmarkt unverkäuflich …
Oswald Henke, Mastermind der Formation GOETHES ERBEN, wollte immer in die
Kulturpresse: Er hat es geschafft! Wir schreiben über ihn …
Lieber Oswald Henke!
Neulich hast Du auf Deiner Homepage gefordert, Deine Fans sollten lieber
zahlreich die Vorab-EP "Der Eissturm" kaufen, ansonsten würdest Du das
geplante Album gar nicht erst veröffentlichen. Die Schwarzbrennerei Deiner
Meisterwerke geht Dir wohl ordentlich an den Geldbeutel und zusätzlich
reichlich auf den Sack. So ein Ärger. Allerdings auch ein bißchen peinlich,
Deine Aktion. Naja, jedenfalls haben entweder Deine Jünger Deine Worte
befolgt oder aber Du hast schlicht einen Rückzieher Deiner Ankündigung
gemacht; denn - o Schreck - jetzt liegt Dein neues Album "Nichts bleibt wie
es war" auf meinem Schreibtisch …da wird es aber nicht lange bleiben, denn
in wenigen Minuten (wenn ich fertig bin mit diesem Text) landet selbiges in
meiner "Ikeabox für auch auf dem Flohmarkt unverkäufliche Alben".
Ich denke nämlich, daß Alben, auf denen schlechte Sänger
pseudo-psychologische Textstümmeleien (jaja, Du bist KRANKENPFLEGER und
kennst Dich aus in der Psychiatrie …!) in ein Mikro keuchen, auf denen die
Rede von "Schatten - verschlucktes Licht", "Diamantenstaub krönt die Nacht",
"schwarzer Nebel" und "Tränenmeer" ist, auf denen schlecht geloopte Geigen
endlos jaulen, auf denen ordentlich Delay das einzige Anzeichen für Mystik
ist und auf denen sich ein Witzbold wie Du anmaßt, seinen Senf zu dem
grandiosen Film "Eissturm" abzugeben, schlicht und ergreifend meinen
CD-Player auf Jahre verseuchen.
Du bist und bleibst eben nur der Liebling aller schwarzbewandeten Girls, die
sich - Löcher in den Netzstrumpfhosen - zwischen 14 und 16 Jahren
lebenstraurig auf der Tanzfläche drehen, um anschließend dann doch
Arzthelferin zu werden, sich von einem Gerüstbauer ein Kind machen zu lassen
und nie wieder SPIEGEL zu lesen, wo Du doch so gerne drinstündest.
Ehrlich: ich habe Dich gerne! Du solltest meine Ausführungen eher als
freundschaftlichen Hinweis, denn als rezensorische Abseife verstehen! Ich mag
es, wie Du versuchst, Deinen Textbrei sogar mittels Laientheater unter die
Leute zu bringen; ich mag es, Dich und Deine Band live zu ertragen, zu sehen,
wie Du Dir Tränchen und Wutausbrüche aus der Seele quälst, um anschließend
die Kohle vom Merchandise-Stand in großen Kartons Richtung Hotel zu
schleppen! Aber bitte, bitte übertreib es nicht! Die Welt benötigt - neben
Hans Meiser und Nina Hagen - nicht noch ein weiteres Schreckgespenst.