Anzeige:
Sofie Lichtenstein: Bügeln. Protokolle über geschlechtliche Handlungen




Oktober 2001
Jochen Müter
für satt.org


The Tea Party:
The Interzone Mantras

Emi Records 2001

The Tea Party: The Interzone Mantras

Erscheint am:
26.11.01

www.teaparty.com

Da fühlt man sich gleich wieder bekifft …

"The Interzone Mantras" wird von der Promotion-Maschine "Hardbeat Propaganda" als "das beste The Tea Party Album" gepriesen; das stimmt nur bedingt!



Keine Frage ist, daß die Retro-Welle rollt; der Progressive-Rock aus den siebziger Jahren steht derzeit ganz oben im Kurs der CD-Verkaufsregale. The Tea Party haben diese Welle zweifelsfrei am meisten mit angeschoben. Ihr Stil aus groovenden bluesambitionierten Bässen, sägenden, sich immer wieder drehenden Gitarren und dem außergewöhnlich reinen Gesang von Sänger Jeff Martin ist mehr als ein Markenzeichen: er ist ein neuer Crossover zwischen alter, handgemachter Rockproduktion und modernen Höreransprüchen.Die Band ist sehr erfolgreich und kann als Speerspitze des kanadischen Rock angesehen werden; das letzte Album "TRIPtych" brachte dann auch in Deutschland den endgültigen Durchbruch und wurde zum erfolgreichsten Werk der Band bisher. Und "TRIPtych" muß tatsächlich zu einem der wichtigsten Alben des letzten Jahrzehnts gerechnet werden - von "The Interzone Mantras" kann man das fürs neue Jahrzehnt leider nicht behaupten.

The Tea Party

Größtes Manko: der überaus schätzenswerte Heavy-Metal Einschlag ist weitesgehend verlorengegangen! War es nicht gerade die Fusion aus schwerem Bluesrock und Heavy Metal, die diese Band so attraktiv gemacht hat? Leicht läßt sich das nicht beantworten, denn songschreiberisch und emotional ist auch das neue Album ein Schmuckstück. Sehr eindimensional und recht erdig produziert wandeln die Kanadier auf den Spuren von "Gentle Giant" und (Verzeihung!) "Jethro Tull" ohne Flöte. Pompöse, kurze Orchestereinlagen bilden die Auftakte zu leider harmlosen Songs, die mich stark an (Gott hab ihn selig, wenn er schon tot ist …nein, er ist noch nicht tot!) den guten alten Manfred Mann und seine Platten "Solar Fire" und "Angel Station" erinnern. Wogegen ich gar nichts sagen will, denn ich liebe Manfred Mann, und bis heute gibt es Platten von ihm, die in Sachen Stärke, Kraft und Leidenschaft noch nicht getoppt worden sind. The Tea Party schaffen es auch nicht. Die Entscheidung, die fetten und drückenden Gitarren auszudünnen und auf wechselnde Tempi zu verzichten, macht die Band leider durch kein neues Stilmittel wett. So ist das Album, was es nunmal ist: eine Retro-Scheibe mit schönen Liedern.