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November 2001
Thomas Vorwerk
für satt.org


Garbage:
beautifulgarbage

Mushroom Records 2001

Garbage: beautifulgarbage

beautifulgarbage



Drei Jahre musste ich abermals auf die neue Garbage-Platte warten, und abermals hat sich das Warten gelohnt. Nachdem der Erstling recht düster daherkam, und der Nachfolger etwas überproduziert, aber dafür euphorisierend wirkte, ist die "schwierige" dritte Platte irgendwo dazwischen. Der Opener "Shut your Mouth" sagt gleicht direkt, wo es lang geht, teilweise scheint der Text eine Kampfansage an die Hörer, die Kritiker, den Rest der Welt, der Rhythmus ist hart, aber erdverbunden, einfach. "Androgyny", die erste Singleauskopplung, ist da schon viel poppiger, erinnert nicht von ungefähr an den Blur-Hit "Girls & Boys", ähnlich keyboardlastig, aber sympathisch. Und, wer die Parallele noch nicht erkannt hat, diese ersten zwei Songs stehen somit für die ersten zwei Alben, die somit nochmal Revue passieren, damit dann der dritte Song mit seinem fast klassischen Intro neue Wege beschreiten kann, aber gleichsam zurück zu den Wurzeln führt. "It's time to settle the score" heißt es hier ebenso wie "I just don't care anymore", und jeder Hörer darf sich sein Urteil bilden.

Mit Song 4, "Til The Day I Die", kommen wir dann zum eigentlichen Thema der Platte, der Liebe, wie es das rosenrote Cover schon andeutete. Doch von einer Band wie garbage und einer Sängerin wie Shirley Manson kann man natürlich nicht erwarten, daß Textzeilen wie "I will love you til the day that I die" ernst zu nehmen sind. Da scheint "Cup of Coffee", der erste Höhepunkt des Silberlings, schon eher geeignet, wahre Emotionen wiederzugeben: "You tell me you don't love me / over a cup of coffee / and I just have to look away / a million miles between us / planets crushing to dust / I just let it fade away". Dazu hört man Töne, wie man sie von Mercury Rev erwarten könnte, aber nicht von Garbage. "So now of course we cant't be friends / not while I'm still this obsessed / I guess I always knew the score /this is how our story ends". Abgesehen davon, daß es wieder um den "score" geht, handelt es sich hierbei um eines dieser melancholischen Songs, deren Inhalt wohl die meisten Menschen nachvollziehen können. Ein wahres Meisterwerk, gerade, weil es so weit von dem entfernt ist, was man von der Band erwarten würde.

Nach dem etwas formelhaften "Silence is Golden" zeigt dann "Cherry Lips (Go Baby Go!)" wieder, daß man auch den etwas dreckigen Girlie-Rockpop nach wie vor beherrscht. "You're such a delicate boy / in the hysterical realm / of an emotional landscape / in physical terms", natürlich weiß Shirley um die Gefahren, die junge Frauen für die ach so zerbrechliche Männerwelt darstellen ;-))

Vom Rest der CD begeistern noch daß sehr langsame und minimalistisch instrumentierte Engtanzstück "Drive you Home" und das percussionlastige "Untouchable", aber auch die "Filler" dazwischen höre ich immer wieder gern.