Randy Weston: African Nite
Emarcy Records 2001
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Heiß: Randy Westons "African Nite"
"African Nites" heißt die Piano-Solo-Platte, die Randy Weston 1975 aufnahm, und sie darf wohl zu den klassischen Jazz-Platten ihres Genres gezählt werden. Ihre kürzliche Wiederveröffentlichung wird nicht nur jene erfreuen, die Westons orchestrale Unternehmungen der letzten Jahre ein wenig anstrengend fanden, sondern auch alle Liebhaber purer Klaviermusik. Fette Akkorde, Töne, die tiefer zu liegen scheinen, als die Tastatur des Flügels reicht, insgesamt praktiziert Weston ein Spiel, für das die Bezeichnung "kraftvoll" eine Untertreibung wäre und das, trotz aller Macht, mit der es daherkommt, bis in die leisesten Töne vielfach abgestuft ist, das sich durch einen differenzierten Anschlag und einen subtilen Ton auszeichnet, der zwar zuweilen hymnische Qualitäten erreicht, dabei aber doch immer ironisch gebrochen ist. Vor allem jedoch zeichnet sich Westons Spiel dadurch aus, dass bei ihm jede Taste als ein Trampolin funktioniert, von dem aus der nächste Ton schon anvisiert ist. Es herrscht hier immer eine Spannung, die jedes beschauliche Legato-Spiel ausschließt und konsequenterweise müsste man den walking bass der linken Hand auch als jumping bass bezeichnen.
Ganz und gar tänzerisch ist Westons Einspielung, im Gegensatz zu den bekannteren Piano-Solo-Platten, die, ob von Bill Evans, Keith Jarrett oder Chick Corea, Anfang der 70er Jahre aufgenommen wurden. Ob es daran liegt, dass Weston schwarz ist, sicher ist zumindest, dass seine Neigung zu Afrika ihren Anteil an diesem tänzerischen Element trägt. Viel mehr noch aber steht der Bezug auf Afrika für etwas anderes in Westons Musik: Die starke Hinwendung zum Blues. Der Anteil der klassischen europäischen Musik am Jazz, den Jarrett und Konsorten in jenen Jahren stark machen, wird von Weston zugunsten des afrikanischen Anteils beiseite geschoben, ohne dass er dabei einem schwarzen Klassizismus Vorschub leisten würde.
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